Esch2022Partizipation, Kreation und Immersion: Das Projekt „Spektrum“ soll zum kulturellen Markenzeichen Rümelingens werden

Esch2022 / Partizipation, Kreation und Immersion: Das Projekt „Spektrum“ soll zum kulturellen Markenzeichen Rümelingens werden
Der Rümelinger Bürgermeister Henri Haine bei der Vorstellung des Spektrum-Projekts Foto: Editpress/Tania Feller

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Wer in den vergangenen Monaten durch die rue de la Bruyère zum Grubenmuseum in Rümelingen wollte, konnte Handwerker am ehemaligen Albert-Hames-Haus und Bauarbeiter am dahinter entstehenden Anbau sehen. Von November bis Dezember ist Rümelingen Schwerpunkt von Esch2022 und „Spektrum“ sein Hauptprojekt. Stichworte dabei sind Partizipation, Kreation, Immersion und Kreativtourismus.

Derzeit stehen die Arbeiten vor dem Abschluss, doch was sich in diesem Gebäudekomplex ab Mitte November abspielen soll, konnten Interessierte und insbesondere die Rümelinger bereits in den letzten Monaten erfahren. „Spektrum“ lud seit April in seinem Pop-up im ehemaligen Sparkassen-Haus an der place Grande-Duchesse Charlotte ein. Dort, wo früher Geld gezählt und ausgehändigt wurde, konnten die Besucher in die Welt der Kunst eintauchen. Dabei waren sie nicht bloß passive Nutzer. In Workshops konnten sie zusammen mit anderen Teilnehmern Kunst mitgestalten und erleben. In Ateliers wurde mit Kindern und Jugendlichen gebastelt, das Ganze dann filmisch inszeniert. Zur Anwendung kamen dabei neueste digitale Instrumente und Technologien wie etwa eine 360-Grad-Kamera.

Damit ist das Konzept von Spektrum eigentlich bereits umrissen. Es geht um Partizipation, Kooperation und Immersion. „Spektrum ist kein Museum und keine Galerie“, so Sebastian Häger am Donnerstag bei der Vorstellung des Projekts. Es sei Begegnungsort, wo Menschen künstlerisch experimentieren können und dabei neue immersive Technologien nutzen. Spektrum verstehe sich als inklusives Projekt, bei dem alle eingeladen sind, teilzunehmen. Es werde kein Unterschied zwischen Künstlern, Einwohnern und Touristen gemacht. Zusammen mit Teena Lange leitet Häger das Projekt. „Wir reden von Kokreation“, ergänzt Teena. Es gehe nicht darum, dass jemand künstlerische Praxis oder Ausbildung mitbringen muss. Jeder Mensch könne sich irgendwie einbringen, kreativ sein, mitmachen oder einfach zuschauen. Formate und Workshops könnten vom Haus oder auch von den Besuchern vorgeschlagen werden.

Immersion als zentraler Aspekt

Immersion sei der zentrale Aspekt von Spektrum, sagt Häger. Dabei gebe es unterschiedliche Ebenen von Immersion. Das Beobachten, etwa des Albert-Hames-Ateliers, oder das Ausprobieren unterschiedlicher digitaler Anwendungen wie Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR). Die dritte Ebene sei die des Selbermachen, wobei man selbst zum Akteur werden kann. Level vier schließlich sei die totale Immersion, wo man den Blicken von außen ausgesetzt sei und zum Akteur werde, so Hägar.

Die Räumlichkeiten für dieses innovative Vorhaben stellt die Stadt Rümelingen. Sie erwarb vor einigen Jahren das Wohnhaus samt Atelier des Künstlers Hames, setzte es instand und erweiterte es durch zusätzliche Atelierräume und einen Wintergarten, der den Neubau und die alten Gebäude miteinander verbindet. In Gemeindebesitz befindet sich auch das nebenstehende ehemalige Elternhaus von Hames.

Der Begriff Kreativtourismus wird das Projekt Spektrum mitdefinieren. Einmal fertiggestellt, werden Gästezimmer für „Artists in Residence“ und andere Gäste, die sich schöpferisch betätigen wollen, bereitstehen. Unterkünfte entstehen auch im Hames-Haus selbst, davon ein Zimmer mit Blick ins Hames-Atelier.

Geheimnisvolle akustische Installation

Neben Spektrum, das die kulturelle Landschaft in Rümelingen und die Region insgesamt nachhaltig mitprägen wird, erwartet die Besucher des Städtchens mit „CDLR-76“ ein weiteres Highlight. CDLR-76 ist eine „geheimnisvolle akustische Installation“ unweit des Gonner-Hauses, dem Rümelinger „Kabaischen“ auf dem Minett-Trail durch die Prosud-Gemeinden. Der Geisterrundfunk, von Laura Mannelli konzipiert, erzeugt künstliche und Naturklänge. Die Bezeichnung setzt sich aus den Initialen von Cedric, Damiano, Laura und Ruth zusammen, die bei einem Spaziergang bei einem ehemaligen Bergwerkstollen bei Rümelingen seltsame Klänge gehört haben wollen. 76 ist eine Referenz auf einen geheimnisvollen Sender aus Russland, UVB-76, ein Kurzwellensignal, das den dortigen Streitkräften zugerechnet wird.

Seine Spuren hinterließ Rümelingen im Kulturjahr bereits mit der gemeinsam mit Kayl organisierten Freilichtausstellung „Landscapes“ und mit „Ekinox“, ein mit dem „Centre dramatique national transfrontalier Thionville“ ausgerichtetes Straßenfest in Rümelingen im März und im September in Aumetz.

Rümelingen ließ sich das Kulturjahr bereits eine schöne Stange Geld kosten. Allein in Kulturprojekte habe die Stadt in den beiden letzten Jahren 1,2 Millionen Euro investiert, so Bürgermeister Henri Haine. Vier weitere Millionen Euro kostete bisher die Spektrum-Infrastruktur. Die Marke Spektrum werde Rümelingen auf die kulturelle Landkarte setzen. Esch2022-Generaldirektorin Nancy Braun zufolge entspreche Spektrum einem der wichtigsten Kriterien für das Kulturjahr: Leute an Orten zusammenzubringen, wo sie sich aktiv einbringen können.

Die Eröffnungsfeier für Spektrum findet vom 11. bis 13. November mit einem breitgefächerten Programm statt, an das sich 23 Künstlerinnen und Künstler beteiligen werden. Mehr Infos zum Projekt finden Sie auf der Webseite www.spektrum.lu.

Die bunte Fassade von Spektrum, gleich neben der S-Bank
Die bunte Fassade von Spektrum, gleich neben der S-Bank Foto: Editpress/Tania Feller