EditorialOrban das Veto entziehen

Editorial / Orban das Veto entziehen
Selbstverständlich versucht der ungarische Regierungschef Viktor Orban, die anderen EU-Partner mit seinem Veto zu erpressen Foto: John Thys/AFP

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Bei ihrem Gipfeltreffen vergangene Woche in Brüssel haben die EU-Staats- und Regierungschefs den Weg für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine und Moldawien freigemacht. Es ist eine ebenso symbolisch wie politisch sehr bedeutende Entscheidung, deren Auswirkungen nicht unterschätzt werden dürfen. Aus dem nun eingeleiteten Prozess erwachsen den beteiligten Parteien große Verpflichtungen. Wobei möglicherweise jene der EU-Staaten die der Beitrittskandidaten übertreffen.

Sowohl Teile der Ukraine als auch Moldawiens werden von russischen Truppen besetzt. Beide Staaten wollen aber in ihren international anerkannten Grenzen der EU beitreten. Die EU-Staaten werden daher nicht umhinkommen, vor allem die Ukraine noch mehr in ihrem Abwehrkampf gegen die russischen Aggressoren zu unterstützen. Was das bedeutet, machte kurz vor dem EU-Gipfel der Machthaber im Kreml noch einmal deutlich, als er versicherte, dass sich nichts an seinen Kriegszielen geändert habe. Was nebenbei ein Schlag gegen all jene ist, die glaubten, eine Verhandlungslösung mit Moskau sei möglich: Putin will nicht verhandeln, er will „entmilitarisieren“ und „entnazifizieren“, was nichts anderes als eine Umschreibung für die Zerstörung der staatlichen Eigenständigkeit und Kultur der Ukraine ist. Allein die materiellen Mittel, die Russland zu diesem Zweck einsetzt, übersteigen jene der Ukraine bei weitem, die dem Land zum allergrößten Teil von seinen vornehmlich westlichen Partnern bereitgestellt werden. Wenn die EU-27 tatsächlich gewillt sind, eines Tages eine souveräne Ukraine als weiteres Mitglied in ihren Kreis aufnehmen zu wollen, müssen sie ihre Anstrengungen deutlich hochschrauben, um dem Land die für sein Überleben notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen. Vor allem, da insbesondere die Bereitstellung militärischer Hilfen aus den USA für Kiew ins Wanken gerät.

Das liegt jedoch nicht an Viktor Orban, auch wenn der ungarische Regierungschef sich jüngst in Washington darum bemühte, US-Republikaner davon zu überzeugen, Kiew die militärische Unterstützung zu entziehen. Sehr zum Gefallen des Kremls. Erfolgreicher war Putins Marionette in Brüssel, indem sie die Gewährung von 50 Milliarden Euro an finanzieller Unterstützung für die Ukraine für die kommenden vier Jahre einstweilen verhinderte. Ob Orban das allein als Gegenleistung für billiges russisches Gas tat, kann mit zunehmender Sicherheit verneint werden. Selbst nachdem er unumwunden im ungarischen Radio zugegeben hat, dass er mit seinem Veto von der EU zurückgehaltene Gelder, die dem Land wegen Mängeln bei der Rechtsstaatlichkeit von Brüssel vorenthalten werden, freipressen will. Selbst wenn er in Brüssel noch das Gegenteil beteuerte. Doch Autokraten hatten schon immer ein gestörtes Verhältnis zu aufrechtem und glaubwürdigem Handeln.

Die EU-Staaten könnten in Anbetracht dessen nach der vorigen Woche weitere Zeichen setzen, um zu zeigen, wie ernst es ihnen nicht nur mit der Ukraine, sondern auch mit den rechtsstaatlichen Werten ist, die sich auch die Beitrittskandidaten zu eigen machen müssen. Seit Jahren bereits läuft ein Rechtsstaatsverfahren gegen Ungarn. Es wäre an der Zeit, dieses wieder konkreter weiterzutreiben, vor allem, da mit dem Regierungswechsel in Polen dem ungarischen Regierungschef in dieser Angelegenheit die schützende Hand der PiS-Regierung in Warschau abhandengekommen ist. Dieses Verfahren könnte dazu führen, dass Ungarn im Ministerrat das Stimmrecht und somit Orban die Veto-Keule entzogen wird.

max.l
18. Dezember 2023 - 12.06

ëch sën gengt Kricher.. an dofiir géif ëch och kee Krich mat Geld ënnerstëtzen, an och keng Mënschen an ee Krich schëcken.. an dat huët NÄICHT mam Verhaalen vum Orban ze din.. dat ass ganz einfach mëmme mënschlëch gehandelt.. éierlëch, wat brengt dat dann fiir Millioune Geld einfach esou an ee Krich zë investéieren, ma wann Een dach iwwerleet wat dat fiir eng Haltung ass.. ganz Europa a Plus, spenden fiir ee Krich, ëch sën iwwerzeecht dat ët och méiglëch ass a wär fiir eng aaner Léisung zë fannen an dat selwëch gëllt och fiir Israel

jung.luc.lux
18. Dezember 2023 - 10.01

Wieder eine Lachnummer der EU.

Grober J-P.
18. Dezember 2023 - 8.57

Ungarn, der Vorzeigestaat, Orban der leibhafte Demokrat, nie was von Korruption gehört? Woher hat er denn sein "Grundgehalt"? Unser JCC hatte doch Recht.

fraulein smilla
18. Dezember 2023 - 8.51

Man sollte den EU Beitritt der Ukraine eher positif sehen . Der Schwerpunkt der EU wuerde sich nach Osten verlagern was das Ende des Deutsch Franzoesischen Gekunkel bedeuten wuerde , ZB von der Leyen nach Bruessel ,Lagarde nach Frankfurt .

luxmann
18. Dezember 2023 - 7.37

Welch ein zauber. Man soll froh sein ,dass dank Orban oder irgend einem anderen der beitritt der ukraine sich auf den sankt nimmerleins tag verschiebt. Das letzte was die EU braucht ist dieses bankrotte und korrupte land ,das uns in seinen krieg mit hineinziehen will.