Montag27. Oktober 2025

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Hamm„Operation Benjamin“: ein Davidstern für Everett Seixas

Hamm / „Operation Benjamin“: ein Davidstern für Everett Seixas
73 Jahre lang lag Everett M. Seixas Jr unter einem falschen Grabstein begraben. Nun hat er seinen Davidstern erhalten. Foto: Editpress/Alain Rischard

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In einer bewegenden Zeremonie wurde am Mittwoch auf dem US-Militärfriedhof in Hamm ein Grabstein ausgetauscht. Everett M. Seixas liegt nun unter einem Davidstern begraben. Damit wurde ein Fehler behoben, der vor 73 Jahren begangen wurde – wenn auch unbeabsichtigt.

Everett Moses Seixas Jr war nur 21 Jahre alt, als er sich 1943 zur Musterung in New York meldete. Zu diesem Zeitpunkt hatte der junge Amerikaner bereits zwei Diplome prestigeträchtiger Universitäten in der Tasche. Er hätte nicht unbedingt in den Krieg ziehen müssen. Doch empfand Seixas es als seine Pflicht, seinen Landsleuten im Zweiten Weltkrieg zur Seite zu stehen und das Nazi-Regime in Deutschland zu bekämpfen. Wohl nicht zuletzt auch, weil der junge Mann aus New York im jüdischen Glauben erzogen worden war.

Den Dienst an der Waffe musste Seixas nur ein Jahr später mit dem Leben bezahlen. Im Grad eines „Technician Fifth Grade“ wurde der Army-Infanterist im Verlauf der Ardennenoffensive getötet und später auf dem amerikanischen Militärfriedhof in Hamm beigesetzt. Unglücklicherweise wurde damals ein Fehler begangen, der erst am Mittwoch – fast 75 Jahre später – wieder berichtigt werden konnte. Everett M. Seixas Jr wurde damals nämlich unter einem lateinischen Kreuz begraben und nicht – wie bei Soldaten jüdischen Glaubens üblich – unter einem Davidstern.

Vier Militärfriedhöfe besuchen die Mitglieder der „Operation Benjamin“ diese Woche, um sieben Zeremonien abzuhalten
Vier Militärfriedhöfe besuchen die Mitglieder der „Operation Benjamin“ diese Woche, um sieben Zeremonien abzuhalten Foto: Editpress/Alain Rischard

Sterbenden wird im Judentum eine ganz besondere Hochachtung entgegengebracht. Für Juden ist es eine Mizwa – eine gottgefällige Tat –, an einer Beerdigung teilzunehmen. Von „Chessed schel emet“ geht in dem Fall die Rede: einer Wohltätigkeit, für die sich der oder die Verstorbene nie mehr bedanken oder erkenntlich zeigen kann. „Operation Benjamin“ sieht sich als natürliche Erweiterung dieser Mizwa und als „eine Frucht purer Liebe, Hingabe und Respekt“, wie es die noch junge Initiative zu beschreiben pflegt.

„Operation Benjamin“ wurde 2019 ins Leben gerufen, um das Andenken verstorbener jüdischer Militärangehöriger zu bewahren, die im Zweiten Weltkrieg den höchsten aller Preise zahlen mussten und dabei unter einer falschen religiösen Ikonografie begraben wurden. Ziel der Initiative ist es, die Personen auf den Militärfriedhöfen aufzuspüren und das lateinische Kreuz mit einem Davidstern zu tauschen.

Dass jüdische Soldaten im Zweiten Weltkrieg unter lateinischen Kreuzen begraben wurden, war oft unvermeidbar
Dass jüdische Soldaten im Zweiten Weltkrieg unter lateinischen Kreuzen begraben wurden, war oft unvermeidbar Foto: Editpress/Alain Rischard

Seit der Gründung vor drei Jahren wurden bereits 18 solcher Zeremonien auf unterschiedlichen Militärfriedhöfen abgehalten. Aktuell befinden sich die Mitglieder der Initiative allerdings wieder in Europa, um sieben weiteren gefallenen Soldaten diese letzte Ehre zu erweisen. Einer davon ist Everett M. Seixas Jr, der am Mittwoch auf dem amerikanischen Militärfriedhof in Hamm in Anwesenheit eines Angehörigen einen neuen Grabstein in Form eines Davidsterns erhielt. In einem besonders bewegenden Moment konnte sein Nachfahre Jonathan Nathan sogar die US-amerikanische Flagge präsentieren, die der Familie nach Seixas Bestattung im Jahre 1949 überreicht worden war.

Für Jonathan Nathan war es eine Ehre, seinem Vorfahren zu einem richtigen Grabstein zu verhelfen
Für Jonathan Nathan war es eine Ehre, seinem Vorfahren zu einem richtigen Grabstein zu verhelfen Foto: Editpress/Alain Rischard

„Die Arbeit von ,Operation Benjamin‘ ist nicht nur für die jüdische Gemeinschaft von enormer Wichtigkeit, sondern für die ganze Gesellschaft“, betonte US-Botschafter Thomas Barrett in Anwesenheit des israelischen Botschafters in Belgien und Luxemburg, Emmanuel Nahshon. „Ich persönlich bin dankbar, dass Everett Seixas nun auch öffentlich als Angehöriger des stolzen jüdischen Glaubens anerkannt wurde, nachdem er für die USA und seinen Glauben im Zweiten Weltkrieg gekämpft hat“, so der US-Botschafter. Angesichts der jüngsten Entwicklungen im Osten Europas sei es umso wichtiger, dem Opfer Tribut zu zollen, das viele junge Menschen vor mehr als 75 Jahren im Namen der Freiheit erbringen mussten.

Everett Moses Seixas Jr war 21 Jahre alt, als er sich 1943 zum Dienst an der Waffe meldete
Everett Moses Seixas Jr war 21 Jahre alt, als er sich 1943 zum Dienst an der Waffe meldete Foto: Operation Benjamin

Wie viele jüdische Soldaten letztendlich unter falschen Grabsteinen ruhen, ist nicht gewusst. Während es sich in einigen Fällen um ein Versehen handelt, so war der Fehler in ganz vielen Fällen unvermeidlich: In Seixas‘ Fall gehen die Behörden etwa davon aus, dass seine Hundemarke mit einem P (für „Protestant“) versehen wurde. Tatsächlich wurde vielen jüdischen Soldaten vor ihrer Entsendung nach Europa geraten, das H (für „Hebrew“) von ihren Hundemarken zu entfernen und mit einem P oder C (für „Christian“) zu ersetzen. Der Grund: Sollten sie in Nazi-Gefangenschaft geraten, war zumindest nicht auf den ersten Blick ersichtlich, dass die Soldaten jüdischen Glaubens waren.

Zum Einsatz kam auch die US-Flagge, die der Familie 1949 nach dem Begräbnis von Seixas überreicht worden war
Zum Einsatz kam auch die US-Flagge, die der Familie 1949 nach dem Begräbnis von Seixas überreicht worden war Foto: Editpress/Alain Rischard
henrijuda
28. April 2022 - 13.45

Mit Freude habe ich gelesen , dass eine US Organisation vor einigen Tagen auf dem Hammer Militärfriedhof im Besein des US Botschafters, des Botschafters Israels und der gesamten Luxemburger Presse das irrtümlich aufgerichtete Kreuz auf dem Grab des in der Ardennenoffensive gefallenen jüdischen US Soldaten mit einem Davidstern austauschte . Dabei wurde auch auf die immense Wichtigkeit der religiösen Ikonographie im Kontext mit Grab und Gedenkmälern verwiesen.

Erlauben Sie mir nun in diesem Zusammenhang auf ähnliche oder sogar schlimmere Zustände zu verweisen , die bei uns im Lande seit 60 Jahren als völlig "normal" angesehen werden .
Vielleicht sollte , wie im Falle der "spoliation" die US Botschaft sich auch hier der Lösung solcher typischen Luxemburger Geschichtsverfälschungen annehmen . Besonders verweisen will ich auf die Denkmäler in Bascharage und Junglinster (ausgerechnet ! )
Aehnlich ist es übrigens mit dem "Monument National de la Déportation in Hollerich , wo 2021 noch lautstark vor dem Davidstern der Judenmord und die "deportation militaire" in einen Topf geworfen werden , und dies nicht ohne Zutun des dafür zuständigen Staatsministeriums .