LuxemburgOGBL tritt erstmals bei den Sozialwahlen mit einer Liste bei Amazon an

Luxemburg / OGBL tritt erstmals bei den Sozialwahlen mit einer Liste bei Amazon an
Der OGBL präsentiert bei den Sozialwahlen 2024 erstmals eine Liste bei Amazon Foto: Sebastian Kahnert/dpa

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Bei Amazon kann man im Rahmen der kommenden Luxemburger Sozialwahlen am 12. März zum ersten Mal eine OGBL-Liste wählen. Das hat die Gewerkschaft am Montag mitgeteilt. Das Tageblatt hat einen Blick auf die Hintergründe geworfen. 

OGBL-Präsidentin Nora Back (l.) und Isabel Scott, beigeordnete Zentralsekretärin des OGBL, zeigen sich in dem Facebook-Beitrag der Gewerkschaft erfreut über die Neuigkeiten in Sachen OGBL-Liste bei Amazon
OGBL-Präsidentin Nora Back (l.) und Isabel Scott, beigeordnete Zentralsekretärin des OGBL, zeigen sich in dem Facebook-Beitrag der Gewerkschaft erfreut über die Neuigkeiten in Sachen OGBL-Liste bei Amazon Screenshot: Facebook-Seite „OGBL Services et énergie“

Die Gewerkschaft OGBL ist bei den Sozialwahlen 2024 erstmals mit einer Liste bei Amazon. Das gab die Gewerkschaft am Montagabend in Form eines Posts auf ihrer Facebook-Seite „OGBL Services et énergie“ bekannt. „Zum ersten Mal präsentiert der OGBL eine Liste von Kandidaten bei Amazon in Luxemburg“, heißt es darin. Dazu der Aufruf, die Liste mit der Nummer 2 zu wählen. Auf den zugehörigen Fotos sind unter anderem die OGBL-Präsidentin Nora Back und Isabel Scott, beigeordnete Zentralsekretärin des OGBL, bei der Unterzeichnung eines Dokuments zu sehen.

Scott erklärt am Dienstag auf Tageblatt-Nachfrage, dass es ihrer Einschätzung nach unter anderem am Umgang mit den jüngsten Stellenstreichungen und gelegen habe, dass sich Mitarbeitende nun dazu entschieden hätten, dass die Unterstützung einer Gewerkschaft hilfreich für sie sein könnte. „Das hat bei der Belegschaft Spuren hinterlassen“, sagt die Gewerkschafterin.

„Ausbeuterische Praktiken“

Der Weg bis zur OGBL-Liste in dem Konzern sei arbeitsintensiv für den OGBL gewesen – es habe sich jedoch gelohnt. Man habe beispielsweise teils in Einzelgesprächen Wert darauf gelegt, ein Vertrauensverhältnis zu den Menschen aufzubauen. „Einige haben vorher noch nie etwas von einer Gewerkschaft gehört und konnten sich nichts darunter vorstellen“, so Scott. Es sei daher nicht ganz einfach gewesen, eine Liste zusammenzukriegen – „vor allem, wenn man auch weiß, wie Amazon auf Gewerkschaften reagiert“.

Die Gewerkschaft hatte den Konzern in der Vergangenheit bereits mehrfach kritisiert. Ein Grund: „Amazon erstickt die Allgemeinheit, indem es in Europa praktisch keine Steuern auf seine Einnahmen zahlt“, schreibt der OGBL in einer Pressemitteilung mit dem Titel „Make Amazon Pay!“. Ein weiterer Kritikpunkt: „Amazon beschäftigt weltweit mehr als eine Million Arbeitnehmer und wir haben schon oft von den schlechten Arbeitsbedingungen gehört, unter denen diese Menschen arbeiten (niedrige Löhne, hektisches Arbeitstempo, Repressionen bei Versuchen, sich gewerkschaftlich zu organisieren usw.)“, schreibt die Gewerkschaft. „Amazons ausbeuterische Praktiken senken die Arbeitsstandards überall und sein klimaschädliches Geschäftsmodell (ultraschnelle Lieferungen per Flugzeug, Landgewinnung durch den Bau von immer mehr Lagerhäusern usw.) treibt uns noch schneller in die Umweltkatastrophe.“

Zweitgrößter privater Arbeitgeber des Landes

Warum Amazon relevant für Luxemburgs Arbeitswelt ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Der Betrieb hat sich seit seiner Niederlassung im Großherzogtum im Jahr 2003 im Ranking der größten privaten Arbeitgeber des Landes nach oben gearbeitet. Ende 2005 zählte der US-Konzern nur etwa ein Dutzend Mitarbeiter. Bis 2012 waren es bereits rund 300.

Mit 2.760 Mitarbeitern hatte der Online-Riese es Anfang 2020 auf den zehnten Platz geschafft. Dann ging es rasant weiter nach oben: Zu Beginn des Jahres 2021 zählte er 3.280 Mitarbeiter und belegte Platz acht des Rankings. 2022 kletterte der Internetkonzern mit 3.960 Mitarbeitern auf den fünften Platz. Das US-Unternehmen überholte somit den Stahlhersteller ArcelorMittal, der jahrzehntelang an der Spitze dieses Rankings stand.

Mittlerweile zählt die Unternehmensgruppe nach gut 20 Jahren in Luxemburg 4.570 Mitarbeiter und gilt als zweitwichtigster privater Arbeitgeber des Landes. Einzig die Eisenbahngesellschaft CFL liegt mit 4.790 Beschäftigten vor dem Internet-Riesen. Sollte Amazon mit der gleichen Geschwindigkeit weiterwachsen, könnte er in den nächsten beiden Jahren zum größten privaten Arbeitgeber aufsteigen.