Donnerstag16. Oktober 2025

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Limpertsberg„Nur die wenigsten halten sich daran“: Tempo 30 sorgt beim „Apéri’tour“ für Gesprächsstoff

Limpertsberg / „Nur die wenigsten halten sich daran“: Tempo 30 sorgt beim „Apéri’tour“ für Gesprächsstoff
Im ganzen Hauptstadtviertel Limpertsberg sind seit Anfang Juli nur noch 30 km/h erlaubt Foto: Editpress/Alain Rischard

Seit Anfang Juli gilt auf dem ganzen Limpertsberg ein Tempolimit von 30 km/h. Bislang ist von dieser und anderen Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung im Viertel allerdings noch nicht allzu viel zu spüren – wie der Besuch des „Apéri’tour“ in Limpertsberg am Mittwochabend zeigt. 

Bürgerin Simone begrüßt die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h, wünscht sich allerdings, dass diese auch eingehalten wird
Bürgerin Simone begrüßt die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h, wünscht sich allerdings, dass diese auch eingehalten wird Foto: Editpress/Hervé Montaigu

„Ich frage mich, wie lange es noch dauert, bis dort ein Kind angefahren wird“, sagt Simone. Die Limpertsbergerin ist an diesem Abend zur Victor-Hugo-Halle in ihrem Viertel gekommen, um am „Apéri’tour“ der Stadt Luxemburg teilzunehmen. Bei diesen Bürgerveranstaltungen in den verschiedenen Vierteln der Hauptstadt informiert der Schöffenrat über wichtige Projekte in der Umgebung. Schon vor Beginn der Veranstaltung wird klar: Das seit Juli laufende Pilotprojekt der Gemeinde Luxemburg zur Verkehrsberuhigung wird am Mittwochabend Thema sein. 

Denn trotz des neuen, im ganzen Viertel geltenden Tempolimits von 30 km/h, der Installation sogenannter Berliner Kissen – also Fahrbahnerhöhungen, um den Verkehr abzubremsen – und neuer Einbahnstraßen hat sich auf dem Limpertsberg laut vielen Bewohnerinnen und Bewohnern wenig verändert, geschweige denn verbessert. Bürgerin Simone verweist vor dem „Apéri’tour“ auf einen belebten Platz im Viertel mit Eisdiele und Spielplatz. Dieser ist durchzogen von einer Straße, auf der das Tempolimit oft missachtet werde. Davon berichten während der Veranstaltung mehrere Leute. So meint eine andere Limpertsbergerin: „Nur die wenigsten halten sich daran, eine Minderheit fährt wirklich 30.“ 

Bislang zu wenig Bremsschwellen

Im Laufe des Abends erklären die politischen Verantwortlichen, dass an dem genannten Ort im oberen Teil des Viertels ein Berliner Kissen installiert werden soll. Insgesamt 38 Hubbel sind laut der Stadt Luxemburg auf dem ganzen Limpertsberg geplant. Obwohl das Pilotprojekt zur Verkehrsberuhigung bereits Anfang Juli gestartet ist, wurden laut der Gemeinde bisher erst elf Bremsschwellen umgesetzt. Mit Blick auf die noch fehlenden Hubbel stellt ein Mann am Mittwochabend fest: „Aktuell kann man nicht von einer Verkehrsberuhigung reden.“

Maureen Stoll findet, dass die Stadt mehr tun muss
Maureen Stoll findet, dass die Stadt mehr tun muss Archivfoto: Editpress/Alain Rischard

Bereits im Juli hatte der Mobilitätsschöffe der Stadt Luxemburg, Patrick Goldschmidt (DP), dem Tageblatt erklärt, dass für einige Kissen auf Nationalstraßen noch die Genehmigung der „Administration des ponts et chaussées“ fehle. Am Mittwochabend sagt er nun, dass die Bremsschwellen ab einer bestimmten Steigung nicht installiert werden können. Die Stadt habe deshalb einige Anträge überarbeitet und erneut eingereicht. Aber, so Goldschmidt: „Die Kissen kommen noch, ich kann mir nicht vorstellen, dass diese abgelehnt werden.“ Auch in der Avenue Victor Hugo werden die Hubbel erst installiert – voraussichtlich in den Allerheiligenferien. Der Mobilitätsschöffe räumt ein: „Es hat länger gedauert als gedacht.“ 

Maureen Stoll kritisiert, dass die Kissen in genau dieser Straße noch fehlen: „Diese müsste eigentlich Priorität haben. Da sind so viele Schüler unterwegs – das sind wir ihnen schuldig.“ Nach einem schweren Unfall im März mit sechs Verletzten in der Avenue Victor Hugo startete die Mutter zweier Kinder mit anderen Menschen aus dem Viertel eine Unterschriftensammlung: 453 Personen forderten in einem offenen Brief an die Stadt mehr Verkehrssicherheit. Stoll will nun beobachten, wie die neuen Bremsschwellen die Situation verändern. Sie betont jedoch: „Berliner Kissen alleine reichen nicht – die Stadt muss kreativer werden.“ 

Zu viele Schulbusse

Die Limpertsbergerin Jaía hätte auf Bremsschwellen und Tempolimit verzichten können – wichtiger wäre ihr, den Bus- und Autoverkehr zu verringern
Die Limpertsbergerin Jaía hätte auf Bremsschwellen und Tempolimit verzichten können – wichtiger wäre ihr, den Bus- und Autoverkehr zu verringern Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Nach der Veranstaltung stellt Maureen Stoll fest, dass die Mehrheit im Saal die Verkehrsberuhigung befürwortet: „Niemand hat gemeckert, und das ist positiv. Schade nur, dass noch nicht viel umgesetzt wurde – jedenfalls nicht genug, um etwas zu bewirken.“ Eine andere Bewohnerin, Jaía, sieht die Neuerung nicht als zwingend notwendig: „Für mich wäre es auch ohne gegangen.“ Seit mehr als 40 Jahren lebt sie auf dem Limpertsberg und kritisiert vor allem, dass viele Schülerinnen und Schüler der höheren Stufen selbst mit dem Auto zur Schule fahren, statt den Bus zu nehmen. Zugleich sorge die hohe Zahl an Bussen für eine angespannte Verkehrssituation. 

Die will die Gemeinde verbessern und sich dafür laut Patrick Goldschmidt mit dem Staat austauschen. Mehrfach wird an diesem Abend deutlich, dass die politischen Verantwortlichen mit der hohen Dichte an Schulen im Viertel – unter anderem das Lycée Michel Lucius (LML), das „Lycée de garçons“ (LGL) oder das „Lycée technique du Centre“ (LTC) befinden sich dort – unzufrieden sind. Bürgermeisterin Lydie Polfer (DP) formuliert es deutlich: „Der Limpertsberg hat eine Plage: Die hohe Konzentration an Schulen oben im Viertel und die vielen Busse, die das mit sich bringt.“ Die Stadt hofft nun, dass Entscheidungen auf nationaler Ebene für Entlastung sorgen.

Ob und was das Pilotprojekt – das übrigens auch in Hollerich und in Merl umgesetzt wird – bewirkt hat, bleibt am Mittwochabend offen. „Seit der ‚Rentrée‘ und noch bis etwa Ende Dezember zählen wir die Autos im Viertel und können so vergleichen, wie es vor der Einführung der Maßnahmen war und was diese bewirkt haben.“ Erste Schlussfolgerungen will die Gemeinde voraussichtlich im Januar ziehen. Im Juli hatte sich der Mobilitätsschöffe einige Tage nach der Einführung der neuen Maßnahmen soweit zufrieden mit dem Projekt gezeigt.


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