Es ist kurz nach neun Uhr an einem kühlen, aber freundlichen Sonntagmorgen in Vianden. Die Sonne tastet sich langsam über die Dächer der Altstadt, während in den engen Gassen bereits geschäftiges Treiben herrscht. Noch ist der „Veiner Nëssmoort“ nicht offiziell eröffnet, doch die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren – getragen von etlichen Freiwilligen aus den Vereinen. Viele Klubs in Luxemburg sind auf den Verkauf an Festen angewiesen. In Vianden gilt das besonders für den „Nëssmoort“.

„Ohne Nussmarkt überlebt hier kein Verein“, sagt Maggy Lux von der „Chorale trinitaire Vianden“. Zwar würde die Gemeinde die Klubs mit einer Subvention unterstützen, doch dies reiche nicht aus. „Wir müssen beispielsweise einen Dirigenten für das ganze Jahr bezahlen“, fügt Maryse Bourkel, ebenfalls vom Gesangsverein, hinzu. Wie viel Prozent der jährlichen Einnahmen an diesem Sonntag in die Kasse fließen, weiß Kassenwartin Anita Eydt. „Mehr als die Hälfte – wir leben davon.“ Der Verkauf von Kuchen, Pralinen und Bündelstöcken bedeutet viel Arbeit. Trotz des Aufwands sind die drei mit Freude dabei. „Es ist Tradition“, sagen die Freiwilligen unisono. Doch auch die soziale Komponente sei ihnen wichtig.

Das bestätigt auch Ralph Nosbusch, Kassenwart der „Veiner Musik“. „Das hier verbindet und schweißt zusammen.“ Nicht nur am Tag der Veranstaltung, auch schon während der Vorbereitungsarbeiten verbringen die Freiwilligen viel Zeit miteinander. Nosbusch zeigt auf den großen Stand, wo die Musiker Gegrilltes, Pommes und Pfannkuchen verkaufen. „Den haben wir in den vergangenen fünf Monaten gebaut.“ Trotzdem: Die Arbeit lohnt sich. „Jeder Verein aus Vianden benötigt den Nussmarkt. Es ist die Veranstaltung im Jahr, bei der man viel Geld einnehmen kann“, sagt Nosbusch. Auch für die Musiker stammt mehr als die Hälfte der Jahreseinnahmen – ohne die Gemeindesubventionen – vom „Nëssmoort“.
Ohne Freiwillige geht nichts

„Wenn die Vereine nicht mitmachen, dann würde die Tradition nach und nach aussterben“, sagt Sonia Steffen. Sie ist Mitglied beim Wanderverein „Ourdall Nessknacker Vianden“ und steht zusammen mit dem Rest des Teams hinter dem Stand, um Nussliköre und Flammkuchen zu verkaufen. „Mit dem Geld, das wir hier sammeln, organisieren wir sehr viele Aktivitäten.“ Damit dies allerdings möglich ist, müssen die Mitglieder sehr viel ihrer Freizeit in den Verkaufsstand investieren. Die Planungsarbeiten beginnen schon Monate im Voraus, am Tag davor wird aufgebaut. „Alles freiwillig. Solange es Freiwillige gibt, können wir das auch machen“, sagt Sonia.

Im Gespräch mit den Menschen vor Ort wird schnell klar: Der Nussmarkt lebt vom freiwilligen Engagement. Sogar die Organisation der Veranstaltung basiert auf dem Einsatz der Freiwilligen. Die „Veiner Nëssmoort asbl“ kümmert sich um den jährlichen Markt. Zusätzlich zur Organisation des Festes verkauft der Verein auf dem Markt unter anderem selbst gemachten Nusslikör und -pâté. „Es ist ziemlich viel Arbeit“, sagt Jean-Paul Roettgers, Kassenwart und Sekretär. „Nach dem ‚Nëssmoort‘ geht es mit der Organisation des nächsten los.“ Etwa zehn Versammlungen pro Jahr finden statt.
Genau wie Roettgers macht Raymond Decker schon sehr lange beim Nussmarkt mit. „Seit 40 Jahren – aber nicht immer bei diesem Klub“, sagt das 78-jährige Mitglied von der „Veiner Nëssmoort asbl“. „Ich nehme an, dass ich der älteste war, der dieses Jahr beim ‚Nëssschidden‘ dabei war.“ Dabei handelt es sich um das Schütteln, Schälen, Waschen und Trocknen der Walnüsse, an dem dieses Jahr elf Vereine teilgenommen haben. Decker wird an diesem Sonntag den ganzen Tag hinter dem Stand stehen und Nüsse verkaufen. „Am Ende freut man sich auf eine warme Dusche.“ Trotzdem hilft er gerne aus – so wie auch Jean-Paul Roettgers. „Es macht immer wieder Spaß. Ich kann mir nicht vorstellen, nicht mehr dabeizusein.“
De Maart

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