Einen „historischen Moment für Luxemburg“ verkündet Gleichstellungsministerin Yuriko Backes (DP) am Montagmorgen bei der Eröffnung des ersten nationalen Zentrums für alle Opfer von Gewalt (CNVV). Die Bedeutung dieses Moments kann man auch an der Zahl der anwesenden Minister ablesen: Neben Backes sind gleich drei weitere Regierungsmitglieder in den neuen Räumlichkeiten im Val Ste-Croix im hauptstädtischen Belair zugegen: Bildungsminister Claude Meisch (DP), Justizministerin Elisabeth Margue (CSV) und Gesundheitsministerin Martine Deprez (CSV).
Gewalt ist ein gesellschaftliches Problem, auch in Luxemburg, über alle Altersgrenzen und sozialen Schichten hinweg. 1.000 Interventionen zählt die Polizei hierzulande pro Jahr. Die Dunkelziffer liegt noch viel höher. Das neue Zentrum soll dabei helfen, diese Zahl zu verringern. Betrieben wird das CNVV vom Roten Kreuz. Insgesamt sieben Personen arbeiten hier, sagt Nadine Conrardy, Leiterin der Abteilung Soziale Aktion und Gesundheit des Roten Kreuzes, – zwei pro Schicht, „eine Krankenschwester und eine Person, die entweder Sozialarbeiter oder Erzieher ist“.
Nationaler Aktionsplan noch vor dem Sommer
Das Zentrum soll eine Anlaufstelle sein für alle Opfer von Gewalt, Frauen wie Männer, aber auch Minderjährige. Das gebe es in dieser Form nirgendwo, sagt Backes, die Ministerin nennt das CNVV das „Luxemburger Modell“. Ab Dienstag bietet das Rote Kreuz hier psychosoziale und medizinische Hilfe an. Gewaltopfer können sich im CNVV auch juristisch beraten lassen, sie haben außerdem die Möglichkeit, im Zentrum Anzeige zu erstatten. Die Polizei kann ebenso wie ein Anwalt auf Wunsch vor Ort ins CNVV gerufen werden – bei Minderjährigen wird die Polizei automatisch aktiv.
Wichtig ist auch, was danach passiert, sagt Conrardy vom Roten Kreuz. Im CNVV gibt es Rückzugsräume, aber keine dauerhaften Übernachtungs- und Wohnmöglichkeiten. Dafür sind andere Akteure zuständig. Deshalb arbeitet das neue Zentrum auch intensiv mit bereits etablierten Akteuren wie Pro Familia zusammen. Gesundheitsministerin Deprez will außerdem die Verbindung des CNVV mit den Notaufnahmen der Krankenhäuser und den „Maisons médicales“ stärken. Claude Meisch, Minister für Kinder und Jugendliche, betont die Bedeutung eines Schutzraums gerade für minderjährige Opfer von Gewalt und sichert dem CNVV die volle Unterstützung des „Office national de l’enfance“ (ONE) zu. Das neue Zentrum für Gewaltopfer sei „der erste Schritt, aber es soll nicht der letzte bleiben“, so der Minister.
In einer ersten Phase ist das CNVV wochentags nur am Abend geöffnet. Später sollen die Öffnungszeiten auf 24 Stunden, sieben Tage die Woche erweitert werden. „Wir wollen so wenig Barrieren wie möglich“, sagt Conrardy. „Dafür brauchen wir Ressourcen“, sagt Backes. Auch eine „Helpline“ für telefonische Hilfe ist in Arbeit. Das CNVV fügt sich ein in eine größere Strategie gegen geschlechterspezifische Gewalt. Das Ministerium von Yuriko Backes arbeitet seit einigen Monaten an einem nationalen Aktionsplan. Den will die Ministerin noch vor der Sommerpause der Regierung und dem Parlament präsentieren. Das CNVV aber wollte die Ministerin schon jetzt eröffnen: „Das hier ist zu wichtig, um damit zu warten.“
Alle Informationen zum CNVV
Adresse: 3A, Val Ste-Croix, L-1371 Luxembourg / Tram-& Bushaltestelle Stäreplaz
Tel.: (+352) 27 55 53 15
Mail: [email protected]
Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag 17 bis 0 Uhr, Freitag 18 bis 2 Uhr, Samstag 10 bis 2 Uhr, Sonntag 10 bis 0 Uhr
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