Montag3. November 2025

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Natur- und KlimapaktEsch will Gold: Wie die Stadt trotz Herausforderungen um Nachhaltigkeit ringt

Natur- und Klimapakt / Esch will Gold: Wie die Stadt trotz Herausforderungen um Nachhaltigkeit ringt
Im September weihte die Stadt Esch das Pilotprojet „Lueden un ëffentleche Luuchten“ ein – gemeinsam mit Sudstroum Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Klimapakt Gold, Naturpakt Silber – Esch kämpft mit der Frage, wie Stadt und Natur zusammenfinden können. Dabei machen fehlende Flächen, enge Budgets und wachsende Anforderungen die Umsetzung zur Daueraufgabe. 

Die Stadt Esch arbeitet seit einigen Jahren an der Umsetzung des Natur- und Klimapakts 2.0 – und stößt als dicht bebaute Stadt, die nachhaltiger werden will, an ihre Grenzen. Während Esch im Klimapakt bereits die Gold-Zertifizierung erreicht hat, liegt die Gemeinde im Naturpakt mit rund 62 Prozent auf Silber-Niveau. Das Ziel ist Gold: „Esch will aufholen, wo die Naturpunkte fehlen“, sagt Jeannot Behm, Verantwortlicher des ökologischen Dienstes, im Gespräch mit dem Tageblatt. „Dies ist allerdings nicht so einfach, teilweise gar unmöglich.“

Die Südgemeinde engagiert sich seit Mai 2021 im Rahmen des Klimapakts, der Themen wie Energie, Mobilität und Klimawandel bewertet. Im Februar 2022 trat Esch dem Naturpakt bei, der den Fokus auf Biodiversität, Wasser und Flächennutzung legt. Beide Programme sind freiwillig, bringen jedoch symbolischen sowie finanziellen Druck mit sich. „Die Zertifizierung ist jeweils an Fördergelder gebunden“, so Behm. „Bringt die Auswertung der Maßnahmen, die in den Katalogen festgehalten sind, mehr Punkte und eine höhere Zertifizierung, bekommt man ein höheres Budget für die Umsetzung von Projekten.“

Jeannot Behm ist Verantwortlicher des „Service écologique“ der Stadt Esch und kümmert sich unter anderem um die Umsetzung des Klimapakts 2.0 und des Naturpakts
Jeannot Behm ist Verantwortlicher des „Service écologique“ der Stadt Esch und kümmert sich unter anderem um die Umsetzung des Klimapakts 2.0 und des Naturpakts Foto: Editpress/Alain Rischard

Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit ist teuer und birgt Hindernisse. „Es handelt sich um astronomische Summen, die investiert werden müssen“, sagt Behm. „Das verfügbare Budget reicht kaum aus, deswegen müssen wir schrittweise vorgehen.“ Viele Maßnahmen, etwa des Naturpakts, scheitern außerdem an strukturellen Herausforderungen: Esch hat kaum Offenland und nur wenige Wasserflächen. Maßnahmen zur Förderung von Amphibien oder zur Entsiegelung stoßen daher schnell an ihre Grenzen.

Die größte Schwäche der Gemeinde ist die Gebäudesanierung. Rund 130 öffentliche Gebäude stehen auf der Liste, dazu kommen soziale Wohnungen. „Wir sprechen von einer jährlichen Sanierungsquote von etwa drei Prozent pro Jahr. Mehr ist im Moment kaum machbar“, erklärt Behm. Geschützte Gebäude oder dicht bebaute Viertel erschweren technische Lösungen wie Wärmepumpen. Trotzdem gelingen Fortschritte – etwa mit dem „Bridderhaus“, das vollständig renoviert wurde, oder dem alten „Sprëtzenhaus“, das mit einer Erdwärmepumpe ausgestattet wurde und jetzt als „Maison relais“ Kinder beherbergt.

Mehr als nur Punkte

Es sei ein laufender Prozess, der nur im Zusammenspiel aller Gemeindedienste funktioniert. „Kein Service kann das alleine stemmen“, betont er. Insgesamt 1.450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt sind direkt oder indirekt in die Umsetzung der Klima- und Naturmaßnahmen eingebunden. Der ökologische Dienst stößt die Projekte an, andere Abteilungen setzen sie um – von Mobilität über Bauwesen bis hin zu Kommunikation und Bürgerbeteiligung.

Eschs erstes Krankenhaus – heute eine Künstlerresidenz – wurde 2022 im Rahmen des Kulturjahres nach der Kernsanierung eingeweiht
Eschs erstes Krankenhaus – heute eine Künstlerresidenz – wurde 2022 im Rahmen des Kulturjahres nach der Kernsanierung eingeweiht Foto: Editpress/Tania Feller

So wurden bereits mehrere Ideen umgesetzt, die intern entstanden sind: die Förderung von Balkon-Solaranlagen mit „Solar.Esch“ oder das Slow-Charge-Projekt für Elektroautos in der Ehleringer Straße. Auch Projekte wie der „Vëlodukt“, die „Escher mBox“, in denen Fahrräder sicher untergebracht werden können, und neue Radwege, etwa in der Kanalstraße, sind Teil des Klimapakts. „Wir haben gelernt, immer wieder nach Lösungen zu suchen und neue Ansätze zu testen“, sagt Behm.

Esch arbeite außerdem seit 2016 an der Modernisierung der rund 5.400 Straßenleuchten. Dabei geht es nicht nur um Energiesparmaßnahmen, sondern auch um das Eindämmen der Lichtverschmutzung: neue, gelb-warme Leuchten, weniger Streulicht und Informationskampagnen. Auch Projekte wie die Renaturierung der Dipbech, um Überschwemmungsflächen zu schaffen und gleichzeitig Lebensräume zurückzugewinnen, seien essenziell für eine ökologisch wertvolle Flächengestaltung. „Wenn man dem Wasser Platz gibt, entsteht automatisch mehr Biodiversität“, so Behm.

Am Ende gehe es für die Stadt um mehr als nur Punkte und Zertifizierungen. Es geht um die Frage, wie eine stark verdichtete Gemeinde wie Esch ökologisch atmen kann, und um die Umsetzung von Projekten, die einen Mehrwert für die Stadt bringen.