„Sexuelle Gewalt gegen Minderjährige ist besonders abscheulich“, schreibt der „Conseil National des Femmes du Luxembourg“ am Mittwoch in einer Pressemitteilung. Damit reagiert der Rat auf das Urteil wegen Pädokriminalität, das in den vergangenen Wochen hohe Wellen geschlagen hat. Nach der öffentlichen Debatte, in welcher auch der Angeklagte in einem umstrittenen Interview im Wort zur Sprache kam, kann der Rat „nicht schweigen“.
Denn es müssten wichtige Überlegungen angestellt werden. Französische Statistiken zeigen, dass 78 Prozent der Opfer von sexueller Gewalt gegen Minderjährige Mädchen – und mehr als 90 Prozent der Täter Männer sind. In Luxemburg gebe es zwar keine Zahlen, aber es sei „zu befürchten, dass die Situation ähnlich ist“, schreibt der Frauenrat.
Je nach Blickwinkel der Medien können diese Taten banalisiert und verharmlost werden, insbesondere wenn den Tätern eine Plattform geboten wird
Sexuelle Gewalt gegen Kinder wie auch gegen Erwachsene sei ein schwerwiegendes gesellschaftliches Problem. „Je nach Blickwinkel der Medien können diese Taten banalisiert und verharmlost werden, insbesondere wenn den Tätern eine Plattform geboten wird“, steht in der Pressemitteilung. Schlimmer noch: Die Opfer könnten ihre Erfahrungen öffentlich ausgebreitet sehen. Der Frauenrat empfiehlt deswegen dringend, in der Berichterstattung über solche Fälle strenge berufsethische Regeln einzuhalten.
Der Frauenrat kritisiert zudem, dass Richter in Luxemburg die Verhängung einer Freiheitsstrafe ohne Bewährung besonders begründen müssen. „Dies ist inakzeptabel, und die Opfer fühlen sich durch die Anwendung dieses Artikels oft ein zweites Mal verletzt“, steht in der Mitteilung. Deswegen fordert der Rat eine Umkehrung des Grundsatzes bei Verletzungen der Integrität des Opfers: Eine Begründung bei Verhängung einer Bewährungsstrafe.
Auch die „Jonk Demokraten“ melden sich zu Wort
Die „Jonk Demokraten“ kritisieren in einer Pressemitteilung am Mittwoch ebenfalls den Artikel im Luxemburger Wort. Die unabhängige Jugendpartei hat das Interview mit „großer Bestürzung und Unverständnis“ zur Kenntnis genommen.
Mit Sorge beobachten die „Jonk Demokraten“, dass „in öffentlichen Debatten zunehmend die Perspektive der Täter in den Mittelpunkt rückt, während den Betroffenen von Gewalt mit Misstrauen oder gar Schuldzuweisungen begegnet wird“. Der Artikel stelle einen traurigen Tiefpunkt dar: Nie zuvor sei in Luxemburg einem verurteilten pädokriminellen Sexualstraftäter derart viel Raum eingeräumt worden, um sich „selbst zu bemitleiden“.
Die „Jonk Demokraten“ fordern deswegen mehr Opferschutz statt Täterschutz, keine Plattformen für verurteilte Straftäter und keine Täter-Opfer-Umkehr. (dr)
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