Dienstag21. Oktober 2025

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GründungskongressNäher an die Mutterpartei – „Déi jonk Lénk“ gibt sich erstmals eine Satzung

Gründungskongress / Näher an die Mutterpartei – „Déi jonk Lénk“ gibt sich erstmals eine Satzung
Vertreter des neuen geschäftsführenden Gremiums: Tom Rees, Christophe Tabeni, Gianluca Spada, Florent Molitor, Mara Martins und Noël Fautsch (v.l.n.r.) Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Es war in gewisser Weise ein historischer Moment, der sich am Sonntagmorgen im Hauptsitz des OGBL in Esch/Alzette abspielte: 26 Jahre nach ihrer Gründung hat „déi Lénk“ erstmals eine – offizielle – Jugendsektion. Der bisherige Co-Sprecher der „Jonk Lénk“, André Marques, will Ende April Gary Diderich als Co-Sprecher der Mutterpartei ablösen.

Rund zwei Dutzend Mitglieder und Sympathisanten – die meisten davon Studierende – waren am Sonntagvormittag zum Gründungskongress der „Jonk Lénk“ nach Esch in den OGBL-eigenen Saal John Castegnaro gekommen, den sie mit einer Antifa-Flagge und Transparenten zur Befreiung Rojavas, gegen das Patriarchat und für intersektionalen Feminismus dekoriert hatten; hinter dem Rednerpult hing ein Palästinensertuch (Kufiya).

Für Kongresse der Linken eher unüblich, wurden die Statuten quasi ohne Widerspruch angenommen – der einzige Abänderungsantrag stieß auf allgemeine Zustimmung. In ihrer Satzung setze die „Jonk Lénk“ sich zum Ziel, gemeinsam daran zu arbeiten, die patriarchalische zugunsten einer öko-sozialistischen, klassenlosen, egalitären und dekolonialen Gesellschaft zu überwinden sowie sich für die Verteidigung von Grundwerten wie intersektionaler Feminismus, Antirassismus, Antikapitalismus, Klimagerechtigkeit und Internationalismus einzusetzen.

Manche Mitglieder der Jugendorganisation sind seit Jahren in den sogenannten neuen sozialen Bewegungen aktiv, trotz ihrer bislang eher unstrukturierten Organisationsform ist die „Jonk Lénk“ international gut vernetzt. Auf nationaler Ebene unterstützten sie den Streik des OGBL bei Ampacet, protestierten aktiv gegen das Bettelverbot in der Stadt Luxemburg und brachten erst kürzlich mit den Jugendorganisationen der anderen Parteien gemeinsame Forderungen in der Rentendebatte vor.

Laika

Eigentlich existiert „Déi jonk Lénk“ schon so lange wie ihre „Mutterpartei“. Bereits vor 25 Jahren nahm sie an den Protestaktionen gegen den Gesetzentwurf 5611 teil, mit dem die damalige CSV-DP-Regierung das grundsätzliche Recht auf Arbeitslosengeld für Jugendliche stark einschränken wollte. 2008 protestierte sie mit anderen Organisationen gegen die repressive Flüchtlingspolitik des damaligen CSV-Justizministers Luc Frieden, 2009 vor einer Wahlkampfveranstaltung der ADR, 2014 (mit der UNEL) gegen Claude Meischs (DP) Reform der Studienbeihilfen. 2016 wurden Mitglieder der jungen Linken (und von Richtung 22) im Rahmen des sogenannten „Kreideprozesses“ angeklagt, 2017 sorgte ein Facebook-Post („Féck de Grand-Duc! Féck Lëtzebuerg! Féck de Kapitalismus!“) insbesondere in konservativen Kreisen für Entsetzen.

Danach distanzierte die junge Linke sich zusehends von „déi Lénk“, unterstrich ihre Unabhängigkeit und Autonomie. 2018 änderte sie sogar vorübergehend ihren Namen in Laika um, in Anlehnung an die Hündin, die die Sowjetunion 1957 an Bord von Sputnik 2 in eine Erdumlaufbahn beförderte.

Nach der Neugründung vor vier Jahren fand spätestens seit dem Superwahljahr 2023 wieder eine Annäherung zwischen „Déi jonk Lénk“ und ihrer Mutterpartei statt. Viele junge Menschen seien der Linken in dem Jahr beigetreten, sagte der inoffizielle Ko-Sprecher der Jugendorganisation, André Marques, am Sonntag dem Tageblatt. Gemeinsam mit Ana Martins hat er den Wiederaufbau der Jugendorganisation maßgeblich vorangetrieben. Daraufhin habe man sich entschieden, die Struktur zu festigen und Statuten auszuarbeiten. Nach der offiziellen Gründung könne man nun auf die finanzielle Unterstützung der Mutterpartei zurückgreifen, die Jugendorganisation werde künftig wie eine Parteisektion behandelt. Bezirkssektionen hat „Déi jonk Lénk“ bislang nicht, die meisten Mitglieder kommen aus dem Zentrum und dem Süden. Weil die Zusammensetzung sehr international ist, wurde der Kongress am Sonntag über weite Strecken auf Englisch abgehalten.

Das neue geschäftsführende Gremium, das den Namen „Groupe de coordination“ trägt, wird geleitet von Anastasia Iampolskaia, Kandidatin bei den Gemeinde-, Kammer- und Europawahlen, sowie Tom Rees. Neben den beiden Co-Sprechern gehören der „Grouco“ noch Mara Martins, Florent Molitor, Noël Fautsch und Claudio Teixeira an.

André Marques hat nicht für die Grouco kandidiert, nach dem Nationalkongress von „déi Lénk“ am 27. April in Mertert will er neuer Ko-Sprecher der Mutterpartei werden – neben Carole Thoma, die erneut kandidieren will. Der bisherige Ko-Sprecher Gary Diderich wird im Herbst 2026 – gemäß dem linken Rotationsprinzip – Marc Baum in der Abgeordnetenkammer ersetzen.