Das genaue Ausmaß der Konsequenzen des Schleusen-Unfalls auf der Mosel ist nach wie vor schwer abzuschätzen. Am Sonntagnachmittag gegen 13 Uhr rammte ein Güterschiff das Schleusentor in Müden (D) zwischen Koblenz und Cochem. Beim Unfall wurde niemand verletzt. Laut einer Pressemitteilung des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts (WSA) Mosel-Saar-Lahn wurde die Schleuse jedoch beschädigt. Sie soll bis Ende März wegen Reparaturarbeiten gesperrt bleiben. Dies wird zu erheblichen Beeinträchtigungen im Schiffsverkehr führen. Bereits am Montagmorgen stauten sich wegen der Sperre rund 70 Schiffe auf der Mosel, teilte das WSA mit.
Um mehr Informationen bezüglich der Folgen für die Frachtschiffe zu erhalten, die jetzt im Hafen von Mertert festsitzen, kontaktierte das Tageblatt das Unternehmen „Luxport“. Dieses ist für die Lagerung und den Umschlag der Transportgüter in Mertert zuständig. „No Comment“ hieß es leider von den Verantwortlichen des Unternehmens, die zurzeit nicht sehr kommunikativ scheinen. Ein Sprecher der CFL, die seit Anfang 2023 teilweise bei „Luxport“ mit im Boot sitzen, sagte dem Tageblatt, dass die CFL-Cargo zurzeit in Kontakt mit den Verantwortlichen des Unternehmens stehe. Es werde vor allem darüber diskutiert, welche Transportgüter auf Schienen bzw. Lastwagen umgeladen werden müssen oder können. In Erwägung wird auch gezogen, ob es nicht eventuell möglich sei, verschiedene Güter hinter der Unfallstelle wieder auf ein Schiff zu laden, um sie dann weiter in Richtung Rhein zu transportieren.
Carlo Wagener, der bei der Gewerkschaft LCGB mit für „Luxport“ zuständig ist, verwies darauf, dass in den kommenden Wochen und Monaten ein Teil der Aktivitäten beim Unternehmen womöglich heruntergefahren oder aufs Eis gelegt werden muss. Das könnte für zumindest einen Teil der 120 Mitarbeiter bedeuten, dass das betrieblich bedingte Arbeitslosengeld („chômage technique“) angefragt werden müsse. Beschlossen oder sicher sei das zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht.
Ein Ersatztor aus Trier?
In Deutschland diskutieren die Verantwortlichen im Krisenstab über Lösungen, um den Schiffsverkehr möglichst schnell wieder aufzunehmen. Laut einer Pressemitteilung des WSA „wird aktuell geprüft, ob ein andernorts lagerndes Ersatztor hergerichtet und verwendet werden kann“. Ein Schleusentor aus der Trierer Staustufe könnte eventuell eine Lösung sein, schreibt die Zeitung Trierischer Volksfreund. Sollte dieses verwendet werden, kann es bis zur Fertigstellung dennoch zwei Monate dauern. „Für viele andere Teile ist kein Ersatz vorhanden und deshalb müssen sie schnellstmöglich neu hergestellt werden“, so der Wortlaut der Mitteilung des WSA.
Bei der Schleuse stehen jetzt also umfangreiche Arbeiten an. Im Laufe dieser Woche muss die Schleusenkammer trockengepumpt werden, um die Schäden unterhalb der Wasseroberfläche einschätzen zu können. Außerdem sollen die beschädigten Torflügel gesichert und mithilfe eines Drehkrans herausgehoben werden. Das WSA kündigt zudem an, am Mittwoch über Möglichkeiten zu diskutieren, um die oberhalb Müden auf der Mosel und Saar festliegenden Schiffe in das Unterwasser von Müden zu schleusen, „damit diese die Mosel in Richtung Rhein verlassen und dort andere Transporte durchführen können“. Bis dahin sollen die Schiffe auf ihren aktuellen Liegeplätzen bleiben, schreibt das WSA.
Fragestunde im Parlament
Diverse Parlamentarier interessieren sich am Dienstag für die Auswirkungen der zerstörten Mosel-Schleuse auf die luxemburgische Wirtschaft. Verkehrsministerin Yuriko Backes und Wirtschaftsminister Lex Delles (beide DP) brachten etwas Licht ins Dunkel. Aktuell, so Backes, hingen fünf Schiffe auf dem luxemburgischen Abschnitt von Schengen bis Wasserbillig fest. Laut Delles kommen über den Wasserweg hauptsächlich Treibstoff, Schrott und Baumaterialien nach Luxemburg. Zwar lagern 20 Prozent der Treibstoffreserven am Frachthafen Mertert, die Tanks seien aber gut gefüllt. Der Schrott sei hauptsächlich für die Stahlindustrie wichtig, die Baumaterialien für die Betonproduktion. Grundsätzlich können diese Güter auch per Lastwagen importiert werden, die Regierung bevorzuge jedoch den Schienenweg, um eine zusätzliche Belastung der Straßen zu verhindern, so Delles. (Simon Ohliger)
De Maart
Wie gesagt. Belebt den CFL-Anschluss an den Hafen wieder. Der Umsatz über die Schiene war beträchtlich bevor die Privatisierung einschlug und alles wegrationalisiere was bei drei nicht auf den Bäumen war. Treibstoff wurde in großen Mengen aus Rotterdam angeliefert in Komplettzügen.Damals leider auch hauptsächlich wenn die Mosel Hochwasser führte. Das Schiff ist eben günstiger und einfacher in der Handhabung. Man könnte in drei Schichten den Bahnhof Mertert-Hafen wieder attraktiv machen.
Not macht erfinderisch.