EditorialMutualitäten in Gefahr: Private Versicherer lechzen nach Marktanteil

Editorial / Mutualitäten in Gefahr: Private Versicherer lechzen nach Marktanteil
Unsichere Zukunft für die „Mutuelle“ in Luxemburg Foto: Editpress/Julien Garroy

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Mit dem Chaos bei der CMCM kommt auch das mehr als hundertjährige Modell der Luxemburger Mutualitäten ins Wanken. Der Stichtag des 18. April hat demnach eine doppelte Bedeutung: Einerseits geht es um die Zukunft der CMCM, andererseits auch um den Fortbestand der „Mutuelles“ in Luxemburg.

Kennen Sie den Unterschied zwischen einer „Mutuelle“ und einer privaten Zusatzversicherung? Nein? Der Unterschied ist eigentlich nicht so groß: Mutualitäten sind grundsätzlich nicht darauf ausgerichtet, einen Profit für ihre Mitglieder zu erwirtschaften. Deshalb haben Sie finanziell weniger großen Spielraum als Privatversicherungen und wenn sie in finanzielle Schwierigkeiten geraten, kann es vorkommen, dass die Leistungen eingeschränkt werden müssen.

So sieht es zumindest die Versicherungsgesellschaft „Foyer Assurances“, die in einem bezahlten Beitrag auf der Webseite eines Luxemburger Medienunternehmens Werbung für ihr eigenes Angebot an Zusatzversicherungen macht. Denn: „Privatversicherungen stehen unter der Aufsicht des ‚Commissariat aux Assurances‘ und unterliegen strengen Vorschriften.“ Und das alles wohlverstanden zum Schutz ihrer Klienten.

Dass die CMCM ebenfalls einer gesetzlichen Kontrolle unterliegt, steht nirgends geschrieben. Da der Beitrag keiner journalistischen Qualitätskontrolle unterliegt, kann das Detail natürlich auch gerne verschwiegen werden. Es wäre in der aktuellen Debatte jedoch auch unerheblich, erweckt die CMCM nach außen hin doch den Eindruck eines Selbstbedienungsladens.

Es sollte aber allen Betroffenen ein Fingerzeig sein: Der Streit innerhalb der CMCM nimmt weitaus größere Dimensionen an, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Versicherungsgesellschaften warten eigentlich nur darauf, dass die CMCM ihre Geschäfte nicht mehr weiterführen kann. 85 Millionen Euro sind bei der CMCM jährlich im Umlauf. Ein Betrag, den sich private Versicherer nur allzu gerne unter den Nagel reißen würden.

Mit Spannung erwarten alle Mutualisten demnach den 18. April. Für die CMCM stehen an dem Tag ein Gerichtstermin und die außerordentliche Generalversammlung auf dem Programm. Ausgang ungewiss. Fest steht aber schon jetzt: Wenn es die Verantwortlichen nicht schaffen, die CMCM wieder in ruhigeres Fahrwasser zu lenken, könnte das historisch gewachsene Erfolgsmodell der Mutuellen ausgedient haben.

Es ist demnach von ungeheurer Wichtigkeit, dass am 18. April ein Neustart gelingt. Wenn er mit dem gleichen Personal in der Führungsetage gelingen soll, muss absolute Transparenz das oberste Gebot sein. Ein externer Verwalter, der den Solidaritätsgedanken innerhalb der „Mutuelle“ wieder als Leitlinie festsetzt, scheint der derzeit einzige Weg zu sein, die CMCM wieder zu alter Größe zu führen – unabhängig von den Personalfragen, die sich derzeit stellen.