Müssen Politiker und Politikerinnen wissen, wovon sie sprechen? Dumme Frage: Ja. Aber wie weit muss dieses Wissen gehen? Müssen sie ein passendes Studium abgelegt haben? Reicht es, wenn sie selbst vom Problem betroffen sind? Nein: Das Stichwort ist Interesse – und Gefühl. Vor allem Gemeindepolitiker sollten sich bei jeder Gelegenheit die Zeit nehmen, die Probleme selbst zu erleben, die ihre Bürger beschäftigen.
Beispiel Düdelingen: Die Radaktivisten von „Vëlo Diddeleng“ kritisieren, dass bei den Schöffenratsmitgliedern die nötige Erfahrung fehlt, um zu verstehen, warum die geforderte Fahrradinfrastruktur so wichtig und dringend ist. „Sie fühlen das Fahrrad nicht“, sagt Vereinspräsident Raoul Petit. Der Grund: Man sehe sie nie auf dem Zweirad durch die Stadt düsen. Die Lokalpolitiker bevorzugen möglicherweise zwei Füße oder vier Reifen als Fortbewegungsmittel. Das sollte sie allerdings nicht daran hindern, sich in die Fahrradpedale eines anderen zu versetzen. Um sich für das Wohl anderer einzusetzen, ist hauptsächlich Verständnis und Mitgefühl gefragt.
Das Bedürfnis, zuzuhören, scheint in Düdelingen grundsätzlich zu existieren. Immerhin treffen sich die Verantwortlichen regelmäßig mit den Radaktivisten von „Vëlo Diddeleng“. Es ist normal, dass sich Politiker auf die Experten der jeweiligen Dienste verlassen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Dort scheint der Dialog mit den Radaktivisten gut zu funktionieren. Allerdings kann man nicht verstehen, wenn man nicht alle Informationen hat. Dafür reicht Hören manchmal nicht aus, manchmal muss man fühlen. Vor allem, um die Dringlichkeit zu verstehen, die die Fahrradfahrer jeden Tag auf der Straße spüren. Wenn der Bordstein an einer wichtigen Fahrradachse nicht abgesenkt ist, fühlt man den Stoß beim Drüberfahren. Wenn auf einer großen Kreuzung der Radweg nicht gekennzeichnet ist, fühlt man die Angst. Probleme werden greifbarer, wenn man sie fühlt.
Auf Tageblatt-Nachfrage betont die Kommune, dass die Radinfrastruktur sowohl dem Bürgermeister als auch dem Schöffenrat sehr „am Herzen liege“, denn sie investieren jährlich 200.000 bis 250.000 Euro darin. Klar ist auch, dass das Fahrrad in vielen anderen Gemeinden einen wesentlich kleineren Stellenwert hat. Das betont „Vëlo Diddeleng“ auch selbst.
Und trotzdem fühlt es sich für den Verein an, als würden die verantwortlichen Politiker die Probleme der Radfahrer nicht verstehen – oder ihnen mindestens nicht die nötige Wichtigkeit zuschreiben. Schaut man sich in anderen Gemeinden um, muss dieses Gefühl dort noch viel stärker sein. Es sind nämlich nicht nur die Düdelinger Lokalpolitiker, die sich gelegentlich mit den Radfahrern auf den Drahtesel schwingen sollten. Eigentlich müssten solche Fahrradtouren in ganz Luxemburg organisiert werden. Dann würden die Gemeindeverantwortlichen die Radfahrer in ihrer Kommune besser verstehen – und danach vielleicht sogar das „Fahrrad fühlen“.
@Mire:
et ass effektiv nie falsch, d’Sachen och aus enger anerer Perspektiv ze kucken. Verstand a Verstessdemech huët wéineg mam Fortbewegungsmëttel ze din.
E Kallef hannert dem Steierrad bleiwt och e Kallef hannert dem Guidon, oder wann en als Fou’ssgänger iwwert d’Strooss well goën. Esou’ een fënnt - je nodeems - ëmmer d’Schold beim jeweils aneren.
An den 30er Zonen brauch et keng Velospisten !
@Cédric Feyereisen Und vielleicht sollten sich die vielen Radfahrer auch die andere Seite anschauen, nicht nur die der Radfahrer. Gemeindepolitiker müssten dann auch Radwege in den Cité's bauen lassen da wo auch die meisten Radfahrer leben um Ihnen auch die Parkplätze vor der Tür auf Radwege um zubauen.