EcofluentMüll und Geld sparen: Wie eine Jungunternehmerin ein Bewusstsein für Abfall schaffen will

Ecofluent / Müll und Geld sparen: Wie eine Jungunternehmerin ein Bewusstsein für Abfall schaffen will
Martine Bosch will Unternehmen helfen, umweltschonender zu arbeiten Foto: Editpress/Tania Feller

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Fakt ist: Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht. Dass ein „Zero waste“-Konzept nicht überall umsetzbar ist, steht ebenso außer Frage. Warum allerdings Betriebe oder Gemeinden bereits jetzt zu einem bewussteren Ressourcenkonsum übergehen sollten und wie sich mit dem Einsparen von Abfall sogar Geld sparen lässt, erklärt „ecofluent“-Gründerin Martine Bosch im Gespräch mit dem Tageblatt.

Als Martine Bosch im Alter von 38 Jahren beschließt, mit ihrem eigenen Unternehmen an den Start zu gehen, passiert dies aus dem Wunsch heraus, „Teil der Bewegung zu werden und proaktiv zu sein“. Ihr Gebiet: das Umweltbewusstsein. Um ihre Pläne umzusetzen, entschließt sich die Architektin während der Pandemie zu einem großen Schritt: Sie gibt ihren Posten bei einer Gemeinde auf, um Anfang 2023 ihr eigenes Business, „ecofluent“, vorzustellen. Die berufliche Neuorientierung sei, zumindest was ihre persönlichen Überzeugungen angeht, keine totale Neuausrichtung gewesen: „Man kann es nicht unbedingt einen Sinneswandel nennen. Ich habe mich schon lange Zeit zuvor mit dem Thema beschäftigt. Auch als Architektin war nachhaltiges Denken gefordert.“

2022 nimmt sie am „Start your business“-Programm der ADEM teil und lernt, worauf es bei der Gründung eines Betriebs ankommt. Die ökologische Lebensweise dagegen zieht sich schon länger wie ein roter Faden durch das Leben der jungen Mutter. Sei es durch ihr Engagement bei den verpackungsfreien Geschäften „Ouni“, die ihre Türen im vergangenen Jahr schließen mussten, oder wegen der erschreckenden Zahlen des Umweltministeriums: Die Gründe, warum sie auf diesem Gebiet etwas bewegen will, sind vielfältig.

Mit „ecofluent“ möchte sie jetzt Kunden – von Unternehmen und Gemeinden bis hin zu Institutionen – dabei helfen, ihren Betrieb nachhaltiger zu gestalten. „Ich berate und begleite die Firmen, meist kleine oder mittelkleine Unternehmen, in der aktiven Abfallvermeidung. In einem ersten Schritt geht es um die Sensibilisierung, danach unterstütze ich sie bei der Entwicklung ihrer Projekte.“ Dass sie mit ihrem Konzept einen wunden Punkt getroffen hat, beweist die Tatsache, dass sich bereits wenige Wochen nach dem „Launch“ der Internetseite mehrere Kunden gemeldet haben, die sie aktiv in der Abfallvermeidung betreut. 

Überzeugung

Grundvoraussetzung ist aber nicht ihre eigene, sondern die Überzeugung des Betriebs: „Der Kunde muss gewillt sein, Dinge zu verändern und verantwortungsvoller zu konsumieren. Eine Möglichkeit ist eben, den Abfall gezielt zu reduzieren.“ Ein Gefühl für Müll zu entwickeln, ihn erst gar nicht entstehen zu lassen oder ihn besser zu verwerten – das sind die Aspekte, auf die sich Bosch bei ihrer Ausbildung besonders konzentriert hat. Neben zahlreichen Schulungen zum Thema Nachhaltigkeit – von einer Null-Abfall-Strategie bis hin zu Themen wie Kreislaufwirtschaft – erhält sie 2022 ihr Zertifikat von der Cambridge University („Business Sustainability Management“). 

Indem man Ressourcen besser einsetzt und einspart, spart man gleichzeitig Ausgaben

Martine Bosch

Ihr Verständnis für die Umwelt habe sich in dieser Hinsicht verbessert, sagt die 38-Jährige. Geschärft hat es auch den Blick für die Alltagsprobleme der Betriebe. „Einer meiner Kunden, ein Planungsbüro, will seine aktive Abfallstrategie überdenken. Es wird eine Analyse, also eine Bestandsaufnahme gemacht und dann nach Lösungen gesucht. Generell gibt es aber in fast allen Unternehmen einfache Dinge, an die nicht unbedingt gleich gedacht wird.“ Als Beispiel dient der kleine Mülleimer unter dem Schreibtisch. Von der Bananenschale über Papierschnipsel und Verpackungen: Es fliegt einfach alles rein. Komplett vermeiden könnte man Einwegverpackungen, wie etwa Kaffeebecher oder Lunchboxen, die gleich nach dem Essen in den Abfall wandern. Es gibt in Luxemburg bereits ein paar lokale Unternehmen, die Lösungen gefunden haben – wie „Luloop“, die wiederverwendbares Geschirr auf den Markt gebracht haben.

Finanzielle Vorteile

Denn eine Umstellung auf ein umweltbewussteres Arbeiten geht nur, wenn das gesamte Umfeld (oder jeder für sich in den eigenen vier Wänden) am gleichen Strang zieht. „Bei der Analyse geht es darum, herauszufinden, wo die Hebel angesetzt werden können – sprich an welchen Punkten der Konsum eingeschränkt werden kann. Bevor irgendetwas im Betrieb verändert wird, müssen die Mitarbeiter sensibilisiert werden.“ Wie lange Bosch ein Unternehmen betreut, hängt von mehreren Faktoren ab, etwa der Größe der Organisation und deren genauer Zielsetzung. 

Das Umdenken hat für Betriebe nämlich auch finanzielle Vorteile. „Bei der Umstellung ist, wie immer, eine Investition nötig. Aber langfristig sind nachhaltige Businessmodelle besser aufgestellt“, erklärt sie. „Man darf sich keine Wunder erwarten. Aber wenn wir nicht heute damit beginnen, etwas zu verändern, ist es morgen schon zu spät …“ Das Angebot auf dem „Müll-Markt“ ist noch sehr gering. Als Konkurrenten zu ihrem eigenen Unternehmen sieht Bosch andere Programme daher nicht. Den Möglichkeiten für ein umweltbewussteres Handeln seien in dieser Hinsicht eigentlich keine Grenzen gesetzt. „Indem man Ressourcen besser einsetzt und einspart, spart man gleichzeitig Ausgaben“, sagt die Jungunternehmerin. Oder anders ausgedrückt: weniger Abfall, mehr Geld. 

Warum „second hand“ mehr als eine Modeerscheinung ist

Es gehört zu den fragwürdigen Trends auf TikTok und Co.: Unzählige Kleidungsstücke – Billigware von riesigen Onlineplattformen – werden aus Kartons herausgekippt und in langen Videos einzeln präsentiert. Die schlechte Qualität dieser Produkte und das Phänomen der „fast fashion“, das stetig zu neuen Einkäufen ermutigt, resultieren in Bergen von Textilien, die weggeschmissen werden.
In Luxemburg werden im Durchschnitt pro Einwohner 26 Kilogramm im Jahr gekauft – und zwischen 11 und 12 Kilogramm weggeworfen. Ein Entgegensteuern gibt es bereits: Die „Swap-party“, also das Austauschen von Kleidungsstücken, sowie mehrere Initiativen haben der Textilindustrie den Kampf angesagt. „Benu Couture“ in Esch gestaltet alte Stücke neu, bei „Lët’z Refashion“ werden junge Designer unterstützt. „Statt viele Teile zu kaufen, sollte man in Qualität investieren oder gebraucht kaufen“, rät Martine Bosch. „In vielen Großstädten gibt es bereits unzählige Secondhandshops. London ist ein gutes Beispiel. Gerade junge Leute werden von diesem Umdenken angesprochen.“

Die Jungunternehmerin hat dem Müll den Kampf angesagt
Die Jungunternehmerin hat dem Müll den Kampf angesagt Foto: Editpress/Tania Feller

tesspulli
18. März 2023 - 7.47

MADAME VILL GANZ VILL FIRMEN ECH KANN NEMMEN SOEN ALL RESPEKT AN HOFFEN DASS MADAME VILL GANZ VILL FIRMEN MAT AN BOOT KRIT MER MUSSEN ALL UFANKEN OP DEN WEE ZE GOEN SOSS ASS ET WEI MADAME SCHREIWT GESCHWENN ZE SPEIT.