SparenMit dem Leitzins steigen die Zinsen der Verbraucher

Sparen / Mit dem Leitzins steigen die Zinsen der Verbraucher
Die Luxemburger Haushalte haben sich an die neue Situation der steigenden Zinsen angepasst: Während sie sich deutlich weniger Geld leihen, vervielfachen sich die Summen, die sie zum Sparen auf Festgeldkonten legen. Foto: AFP/Philippe Huguen

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Dass Europas Zentralbank am 21. Juli 2022 eine Serie von Leitzinserhöhungen eingeleitet hat, ist den Luxemburger Verbrauchern nicht verborgen geblieben.

Im Laufe des Jahres 2022 hat sich für Kreditnehmer wie auch für Sparer alles verändert. Für die Haushalte entstand eine Situation, wies es sie seit Jahren in Luxemburg nicht mehr gegeben hatte. Zinssätze, egal ob für Kredite oder fürs Sparen, haben sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Das Niedrigzinsumfeld, das mit der Finanzkrise im Jahr 2008 entstanden war, war vorbei.

Während die Luxemburger Banken ihren Kunden im Januar 2022 im Schnitt nur Strafzinsen auf ihren Spareinlagen angeboten hatten, so liegt der durchschnittliche Zinssatz auf neuen Sparguthaben in Form von „dépôts à terme“ von bis zu einem Jahr seit März 2022 wieder im positiven Bereich. Seit August begann er spürbar zu steigen. Bereits im November war die Marke von einem Prozent überschritten. Im Februar stiegen die angebotenen Sparzinsen dann im Schnitt auf über zwei Prozent. Im August 2023 (letzte verfügbare Zahlen) lag er bei noch höheren 3,13 Prozent.

Die Luxemburger Privathaushalte haben bereits reagiert: Angespornt einerseits durch die höheren Zinsen und andererseits die durch schnell steigende Preise ausgelöste Verunsicherung beim Konsum setzen sie seit Ende letzten Jahres wieder aufs traditionelle Sparen.

Spareinlagen legen wieder zu

Allein im Monat August haben sie mehr als 4 Milliarden Euro neu auf Festgeldkonten von bis zu einem Jahr angelegt. In den ersten acht Monaten des Jahres waren es satte 28,9 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im Monat April 2022 waren es nur mickrige 13 Millionen Euro. Im Gesamtjahr 2021 waren es gerade mal 263 Millionen. Das letzte Mal, als die Luxemburger monatlich mehr als drei Milliarden Euro auf Festgeldkonten anlegten, war im Jahr 2009. Halt vor Beginn der Niedrig- und Strafzinsenzeit.

Die Sparzinsen waren derweil erst nach einer gewissen Verzögerung spürbar gestiegen. Als Erstes erhöhten sich die Zinssätze für Kredite mit einem festen Zinssatz. Bereits vor den betreffenden Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank. Nach einem historischen Tiefststand im Dezember 2020 (1,26 Prozent) ist die Rate am Steigen, erst ganz langsam, dann etwas schneller. Mittlerweile, im August 2023, liegt sie bei 3,75 Prozent. Das zeigen die neusten Zahlen der Luxemburger Zentralbank. Dass der feste Zinssatz bereits wieder leicht rückläufig ist (Höchststand im März 2023 bei 3,94 Prozent), könnte darauf hindeuten, dass die Banken mit einem baldigen Ende der EZB-Zinserhöhungsserie rechnen.

Noch rasanter gewachsen sind derweil die durchschnittlichen Zinskosten für Immobilienkredite mit einem variablen Zinssatz. Dieser lag im Mai 2022 immer noch bei überaus günstigen 1,36 Prozent. Seinen niedrigsten Stand hatte er im August 2021 mit 1,28 Prozent erreicht. Im August 2023 lagen sie im Schnitt bei 4,67 Prozent.

Als Folge der steigenden Zinsen war zuletzt auch das Volumen der geliehenen Gelder deutlich rückläufig. Während in den letzten acht Monaten insgesamt Immobilienkredite in Höhe von 3,8 Milliarden Euro vergeben wurden, so waren es im gleichen Zeitraum 2021 noch 6 Milliarden Euro.

Zudem dürften die Zinssätze inzwischen noch höher sein als im August. Immerhin hatte die EZB den Leitzins im September erneut weiter erhöht.