Montag27. Oktober 2025

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Offener Brief„Mir wëlle bleiwe wat mir sinn“: Ukrainische Vereinigung bittet Luxemburg um Hilfe

Offener Brief / „Mir wëlle bleiwe wat mir sinn“: Ukrainische Vereinigung bittet Luxemburg um Hilfe
LUkraine-Vorstandsmitglied Inna Yaremenko und Präsident Nicolas Zharov richten einen flammenden Appell an die Luxemburger Regierung und die EU Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Der Präsident der Vereinigung ukrainischer Bürger im Großherzogtum hat die Luxemburger Regierung in einem offenen Brief offiziell um Unterstützung gebeten. „Russland muss sofort Einhalt geboten werden, damit sich dieser Krieg nicht auf ganz Europa ausweitet“, begründet Nicolas Zharov seinen Aufruf in einem Gespräch mit dem Tageblatt. Luxemburg und Europa müssten handeln, um Schlimmeres zu vermeiden.

„Die Ukrainer kämpfen nicht nur um ihr eigenes Land: Sie verteidigen auch Europa!“, betont Nicolas Zharov. Gleich mehrmals unterstreicht der Präsident von LUkraine, dass bei dem Krieg auf ukrainischem Boden weitaus mehr auf dem Spiel steht, als nur die Souveränität eines einzelnen Landes. Der Krieg sei eine Bedrohung für ganz Europa. Denn: Russland werde sich nicht mit der Ukraine abfinden. „Putin ist bereits zu weit gegangen, um jetzt aufzuhören“, mutmaßt der Vorsitzende der Vereinigung ukrainischer Bürger in Luxemburg.

Aktuell hat Zharov nur ein Anliegen: Den Rest Europas davon zu überzeugen, seinen Landsleuten zur Hilfe zu eilen. Die Einwohner Luxemburgs und anderer europäischer Staaten müssten einsehen, dass ein Krieg im Herzen des Kontinents ausgebrochen sei. Jeder sei betroffen. „Everyone should join the fight“, betont der Luxemburger mit ukrainischen Wurzeln in fast akzentfreiem Englisch.

Zharov wirkt im Tageblatt-Interview zwar gefasst, ein leichtes Beben in seiner Stimme verrät aber ansatzweise, wie es wirklich um ihn bestellt ist. Seine Heimatstadt im Süden des Landes sei bereits unter russischer Kontrolle, die Lage vieler seiner Freunde und Familienmitglieder dramatisch. Es stimme nicht, dass Putin nur militärische Ziele bombardieren lasse: „Es werden auch Zivilisten angegriffen, in Schulen etwa oder Kindergärten.“

Die stolzen Bürger der Ukraine verfolgten nur ein Ziel: „Sie wollen ihre Heimat verteidigen“, sagt Zharov. Dabei benötigten sie die Unterstützung des Luxemburger Volkes und der EU. „Gestern wurde die Bevölkerung der Ukraine von russischen Bomben geweckt. Mein Land wurde angegriffen. Mit einem unbegründeten und ungeheuerlichen Schlag, der sämtliche Regeln des internationalen Rechts verletzt“, schreibt Zharoz in einem offenen Brief an die Luxemburger Regierung, den die Vereinigung am Freitag öffentlich vorgestellt hat.

Die Armee der Ukraine verteidige das eigene Land und beschütze gleichzeitig auch den Rest Europas vor einer russischen Invasion. „Wie Luxemburg im Jahr 1940, wurde nun auch die Ukraine von einem Nachbarn mit üblen Absichten und schweren Waffen überfallen. Wie die Luxemburger damals, wollen nun auch die Ukrainer ihre Autonomie verteidigen“, so Zharov weiter. Das Luxemburger Motto „Mir wëlle bleiwe wat mir sinn“ spiegele die Entschlossenheit und das Streben des ukrainischen Volkes wider.

Verschärfung der Sanktionen

Den europäischen Entscheidungsträgern bleibe nicht viel Zeit zum Handeln: „Morgen kann der Krieg bereits auf andere Länder im Osten der Europäischen Union übergreifen. Irgendwann wohl auch auf Luxemburg. Russland muss sofort Einhalt geboten werden, damit sich dieser Krieg nicht auf ganz Europa ausweitet“, erklärt Zharov im Gespräch mit dem Tageblatt

Er begrüße zwar die Bemühungen der Luxemburger Regierung. Doch liegt es für ihn auf der Hand, dass die bisherigen Sanktionen und diplomatischen Anstrengungen nichts gebracht haben. „Wir haben ja gesehen, zu was es geführt hat: Die Ukraine befindet sich im Krieg“, so der Verfasser des flammenden Appells an die Luxemburger Regierung. Es sei nun an der Zeit für zusätzliche Maßnahmen.

So fordert er, „im Namen der zahlreichen ukrainischen Einwohner Luxemburgs“, von der Luxemburger Regierung die Ausweisung russischer Diplomaten aus dem Großherzogtum, die Beschlagnahmung sämtlicher russischer Gelder auf Luxemburger Konten und ein Stopp der diplomatischen Beziehungen zu Moskau. Er wisse, dass sich verschiedene EU-Staaten gegen einen Ausschluss Russlands aus dem internationalen Zahlungssystem Swift sträubten. Es sei aber wichtig, dass Luxemburg die härteste mögliche Sanktion des Westens unterstütze, so Zharov gegenüber dem Tageblatt.

„Europäer sollten nicht davor zurückschrecken, den möglichen Preis für wirtschaftliche Sanktionen zu tragen. Denn: Wenn wir Russland nicht isolieren, werden die Folgen weitaus schlimmer ausfallen“, betont der Präsident von LUkraine. Gleichzeitig beantrage er auch humanitäre Hilfe bei der Luxemburger Regierung, wie die Schaffung eines Solidaritätsfonds, den Versand wichtiger Medikamente und Versorgungsmittel sowie die Aufnahme ukrainischer Familien, allen voran Frauen mit Kindern.

Von der NATO erwartet Zharov indessen die Einrichtung einer Flugverbotszone über der Ukraine. „Auf dem Boden können wir die Russen schlagen. Nicht so in der Luft“, so der Luxemburger mit ukrainischen Wurzeln. Mit der Lieferung von Waffen und Abwehrtechnologien sei dem ukrainischen Militär auch viel geholfen.

Vieles an den aktuellen Geschehnissen erinnere Nicolas Zharov an die Entwicklungen vor 80 Jahren. Damals sei Polen auch quasi über Nacht unter falschem Vorwand überfallen worden. „Ich kann nur hoffen, dass die europäischen Politiker nicht den gleichen Fehler begehen und die Zeichen der Zeit nicht erkennen, die bereits damals zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges geführt haben“, so der Präsident der ukrainischen Vereinigung. Eines sei jedoch sicher: „Die Welt wird Putins Kriegsverbrechen nicht vergessen!“

Eine Flugverbotszone forderten auch die Teilnehmer der Friedensplattform am Freitag in Luxemburg-Stadt
Eine Flugverbotszone forderten auch die Teilnehmer der Friedensplattform am Freitag in Luxemburg-Stadt Foto: Editpress/Julien Garroy
HTK
27. Februar 2022 - 9.14

„Putin ist bereits zu weit gegangen, um jetzt aufzuhören“. Kognitive Dissonanz beim Zaren von Petersburg. "Ich habe ein schlechtes Gefühl,aber ich muss weitermachen um mein Gesicht nicht zu verlieren." Und wenn Putin jetzt einlenkt,dann wird man ihn zur Verantwortung ziehen.Das will er nicht.
Er wird wohl enden wie die Milosevics und Mladics und viele andere Wirrköpfe dieser Welt. Und dann müssen seine Protégés Kim und Assad sich einen anderen Paten suchen.

Leila
26. Februar 2022 - 14.26

„Ich kann nur hoffen, dass die europäischen Politiker nicht den gleichen Fehler begehen und die Zeichen der Zeit nicht erkennen, die bereits damals zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges geführt haben“

Wehe denen, die die Verantwortung haben und falsch reagieren und Wehe uns, die wir das ausbaden müssen