Samstag1. November 2025

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KommentarMehr Sport, weniger Sprachen? Warum die Kritik des SEW an Meisch zu kurz greift

Kommentar / Mehr Sport, weniger Sprachen? Warum die Kritik des SEW an Meisch zu kurz greift
Die Angst des SEW, dass mehr Sport sich negativ auf die Sprachkenntnisse der Schüler auswirkt, ist unbegründet Archivbild: Editpress/Didier Sylvestre

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Es scheint, als wäre Bildungsminister Claude Meisch über seinen eigenen Schatten gesprungen. Jahrelang betonte er, dass eine zusätzliche Sportstunde nicht infrage käme – nun wird sie in den Klassen 6e und 5e eingeführt. Eine Maßnahme, die von der Sportlehrervereinigung begrüßt wird und aufgrund des weit verbreiteten Bewegungsmangels und Übergewichts bei luxemburgischen Jugendlichen bitter nötig ist. Doch es gab auch sofort Kritik. Die zusätzliche Stunde ist Teil einer Initiative zur Verbesserung der sogenannten Screen-Life-Balance. Die Lehrergewerkschaft SEW reagierte mit einer Mitteilung unter dem Titel: „Screen-Life-Balance auf Kosten des Sprachunterrichts?“

Die Gewerkschaft kritisiert, dass durch die Einführung der zusätzlichen Sportstunde entweder eine Deutsch-, Englisch- oder Französischstunde entfällt. Sie argumentiert, dass weniger Sprachunterricht „unweigerlich mit geminderten Sprachkenntnissen einhergeht“. Diese Kritik greift jedoch zu kurz. Zahlreiche Studien belegen, dass körperliche Betätigung die Lernkapazitäten fördert. Es gibt Länder, die den Stellenwert von Bewegung erkannt und die WHO-Empfehlung einer täglichen Sportstunde erfolgreich umgesetzt haben. Entscheidend ist nicht nur die Quantität, sondern vor allem die Qualität des Unterrichts.

Die Kritik des SEW ist also leicht zu entkräften. Der Eindruck entsteht, dass es der Gewerkschaft primär darum geht, grundsätzlich Entscheidungen des Ministers zu kritisieren. Das ist bedauerlich, denn im gleichen Presseschreiben spricht das SEW auch wichtige grundlegende Probleme an. Wieder einmal, so der Vorwurf, habe Meisch Entscheidungen getroffen, ohne vorher die Lehrkräfte oder Gewerkschaften einzubeziehen. Zudem fordert das SEW ein nationales Konzept zur Smartphonenutzung an Schulen und stellt die momentane Nutzung von Tablets in den Klassen infrage. Diese Punkte sind berechtigt, verlieren jedoch durch die überzogene Kritik an der Sportstunde an Gewicht. Wer um der Kritik willen kritisiert, setzt seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel. Manchmal ist weniger eben mehr.