Bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich hat Amtsinhaber Emmanuel Macron die erste Runde klar für sich entschieden. Nachdem Le Pen in den vergangenen Tagen in Umfragen nahe an den Präsidenten herangerückt war, ging Macron nun doch mit drei bis fünf Prozentpunkten Vorsprung aus dem ersten Kräftemessen hervor.
Macron hat bis zur ersten Runde einen zurückhaltenden Wahlkampf geführt und ganz auf die Karte des staatstragenden Präsidenten in Zeiten der Krise gesetzt. Vor fünf Jahren hingegen war er wie ein Wirbelwind ins Amt gekommen – jung, blitzgescheit, politische Lager sprengend, ohne je zuvor in ein Amt gewählt worden zu sein. Er war ein Überflieger, der sich immer schon gerne über Konventionen hinwegsetzte und sich auf jeder Bühne wohlfühlt.
Das war schon so, als er sich als Jugendlicher in die Leiterin der Theatergruppe an seiner Schule verliebte. Allen Widerständen zum Trotz heiratete er die 24 Jahre ältere Brigitte und bildet mit ihr bis heute ein außergewöhnliches Paar.
Doch das erste Mandat hat Spuren hinterlassen. Macron hatte seine Amtszeit im Mai 2017 vor dem Louvre zu den Klängen der Europahymne begonnen und für sein erstes Kabinett bei Rechten und Linken gleichermaßen gewildert. Schnell eroberte er sich seinen Platz auf dem internationalen Parkett, übte sich dafür im Händequetschen mit dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump und versuchte, den russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Prunk und Protz in Versailles zu beeindrucken.
Innenpolitisch setzte er zügig Reformen des Arbeitsmarktes, der Bahn und der Universitäten durch. Gegen die Rentenreform hingegen gab es so viel Widerstand, dass die Corona-Pandemie eine willkommene Gelegenheit bot, sie auf Eis zu legen. Inzwischen tragen die Reformen Früchte, die Arbeitslosigkeit ist deutlich gesunken. Dank der staatlichen Unterstützung nach Macrons Motto „Koste es, was es wolle“ läuft auch die Wirtschaft wieder besser an als befürchtet. Außenpolitisch hat er Europa weiter vorangebracht als kaum ein anderer während dieser Zeit. Der Ukraine-Krieg gab Macrons Werben für eine gemeinsame Verteidigung unerwartet dramatische Aktualität. Zeitweise war Macron der einzige westliche Politiker, der Kontakt zu Putin hielt und stundenlang mit ihm zu verhandeln versuchte – leider vergeblich.
Daneben fand der Abzug der französischen Soldaten aus Mali und das weitgehende Scheitern des Einsatzes dort kaum Aufmerksamkeit. Auch die Klimapolitik von Macron, die er anfangs mit Leidenschaft vertreten hat, gilt als Flop. Zu den größten Schwachpunkten Macrons zählt aber das Image des abgehobenen Politikers. Als „Präsident der Reichen“ hatten ihn die Gelbwesten beschimpft. Die Protestbewegung gegen hohe Lebenshaltungskosten hatte 2018 das Land mit Demos und Ausschreitungen in Atem gehalten.
Immer wieder eckt er mit arroganten Bemerkungen an, auch wenn er anschließend jedes Mal Besserung gelobt. Le Pen dürfte dieses Mal besser vorbereitet sein auf die Stichwahl als 2017 – Experten halten einen erneuten Sieg Macrons keinesfalls für ausgemacht. (AFP)
Marine Le Pen
Dauerlächelnd und Ängste schürend
Wieder hat sie es in die Stichwahl geschafft und wieder heißt der Kontrahent Emmanuel Macron – diesmal aber als Amtsinhaber und nicht wie 2017 als forscher Newcomer. Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen unternimmt am 24. April einen weiteren Anlauf, um den Elysée-Palast zu erobern. Auch dieses Mal scheinen ihre Chancen nicht schlecht.
Marine war die einzige der drei Töchter ihres Vaters und Parteigründers Jean-Marie Le Pen, die gar nicht in die Politik gehen wollte. Es war eine Rebellion gegen den Vater, um dessen Anerkennung sie zugleich buhlte – ein kompliziertes Verhältnis, das ihre gesamte Karriere geprägt hat. Sie war in vieler Hinsicht ein gebranntes Kind. Mit acht Jahren erlebte sie einen Sprengstoff-Anschlag, der ihrem Vater galt und der die Fassade ihres Wohnhauses einstürzen ließ. Ein Trauma, das sie härter machte, wie sie selbst sagt. Auch der öffentlich ausgetragene Scheidungskrieg ihrer Eltern hätte dazu beigetragen.
Bei den Le Pens waren Politik und Privatleben immer eng verwoben. Die Familie zog bald nach dem Anschlag in eine pompöse Villa im Pariser Vorort Saint-Cloud, die ein Parteifreund ihrem Vater vererbt hatte. Ihr zweiter Ehemann und ihr langjähriger Partner Louis Aliot waren beide Parteifunktionäre. Aliot ist heute Bürgermeister von Perpignan, wo Le Pen ihren Wahlkampfabschluss feierte. Seit Le Pen die Partei 2011 übernommen hat, war sie auf Erfolgskurs. Sie distanzierte sich von ihrem antisemitisch-provokanten Vater, zog aus der Residenz in Saint-Cloud aus, nachdem der Dobermann von Jean-Marie Le Pen eine ihrer Katzen getötet hatte, und schloss ihren Vater 2015 aus der Partei aus.
2012 trat sie zum ersten Mal zur Präsidentschaftswahl an und erreichte ein besseres Ergebnis als ihr Vater, der zehn Jahre zuvor überraschend in die Stichwahl gekommen war. Im Wahlkampf vor fünf Jahren ließ sie sich vom russischen Präsidenten Wladimir Putin im Kreml empfangen. Russische Banken hatten ihr zuvor Kredite in Höhe von elf Millionen Euro eingeräumt – Tatsachen, die sie seit Beginn des Ukraine-Kriegs gerne unter den Teppich kehren will. Dass sie ähnlich aggressiv auftreten kann wie ihr Vater, hat sie oft bewiesen. Einst verglich sie Gebete von Muslimen auf der Straße mit der Besatzung von Paris durch die Nazis. Doch seit der Wahl 2017, vor der Emmanuel Macron sie in einer TV-Debatte locker an die Wand spielte, hat sie stark an sich gearbeitet.
Im jüngsten Wahlkampf zeigte sie sich vor allem nah an den Alltagssorgen der Bürger. Damit hob sie sich von Macron ab, der zwischen all seinen Putin-Telefonaten kaum Zeit für ordinäre Wahlkampftermine hatte. Die radikaleren Parolen konnte sie getrost dem rechtsextremen Publizisten Eric Zemmour überlassen. Dessen Anhänger wird sie in der Stichwahl möglicherweise wiedergewinnen, denn ihr Programm ist ebenso europa-, fremden- und verfassungsfeindlich wie zuvor. (AFP)
De Maart
Es muss schon ordentlich was schieflaufen mit unseren "gestandenen" Politikern, dass soviele den Rattenfängern nachlaufen.