Nachts auf dem Land in Luxemburg. Das orange Licht der Straßenlaternen erhellt menschenleere Dorfstraßen, in unregelmäßigen Abständen durchschneidet der Motorenlärm eines Autos die Stille. Dann – ein ohrenbetäubender Knall. So oder ähnlich muss es den Anwohnern in Reisdorf, Saeul und Oberpallen Anfang dieses Jahres ergangen sein. Innerhalb von nur einer Woche versuchten Räuber hier die örtlichen Geldautomaten in die Luft zu jagen und sich die Taschen mit Bargeld vollzustopfen. Ohne Erfolg, wohlgemerkt – die Täter mussten ohne Beute von dannen ziehen, wie die Polizei gegenüber dem Tageblatt erklärte.
Mit den verstärkten Sicherheitsvorkehrungen in den Filialen selbst gehören die klassischen Banküberfälle, wie man sie aus Hollywoodstreifen oder auch aus Andy Bauschs „Troublemaker“ kennt, weitestgehend der Vergangenheit an. Der letzte Überfall in Luxemburg fand 2021 statt. Er endete für den Täter, der um 14.00 Uhr nachmittags eine Spuerkeess-Filiale in Luxemburg-Stadt überfiel, noch am selben Tag in Handschellen. Die Geldautomaten wirken auf den ersten Blick erfolgversprechender: Keine Menschen, die einen aufhalten, der Schutz der Dunkelheit, abgelegene Dörfer – was kann da schon schiefgehen?
Einiges, wie nun die gemeinsame Antwort von Finanzminister Gilles Roth, Innenminister Léon Gloden und Justizministerin Elisabeth Margue (alle CSV) auf die parlamentarische Anfrage von Sven Clement (Piraten) zeigt. 15 Überfälle auf Geldautomaten gab es seit 2020, zwölf Täter konnte die Polizei seither identifizieren. Einige von ihnen sitzen ihre Strafe im Ausland ab, wo sie in Zusammenarbeit mit den dortigen Behörden festgenommen wurden. Ein Täter, der im März 2022 den Automaten in Esch/Sauer sprengte, soll demnächst nach Luxemburg ausgeliefert werden, wo ihn ein Prozess erwartet.
Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen

Die Sprengungen von Geldautomaten finden in Luxemburg häufig in Grenznähe statt, weil die Räuber mit der Flucht ins Ausland hoffen, ihre etwaigen Verfolger abzuschütteln. Die Minister betonen in ihrem Schreiben allerdings, dass die grenzübergreifende Zusammenarbeit gut funktioniert. Auch kämen hierzulande bereits sogenannte ANPR-Geräte zum Einsatz. ANPR steht für „Automatic Number Plate Recognition“, also die automatisierte Erkennung von Nummernschildern, wie man sie inzwischen auch aus Parkhäusern kennt. Die Sicherheitsmaßnahmen würden „progressiv erhöht“, schreiben die Minister.
Auch die „Association des banques et banquiers Luxembourg“ (ABBL) zeigt sich hinsichtlich der jüngsten Sprengstoffattacken überrascht. „Angesichts der bestehenden Maßnahmen ist es erstaunlich, dass Kriminelle in regelmäßigen Abständen derartige Aktionen versuchen“, antwortete die ABBL vor Kurzem auf Tageblatt-Anfrage. Denn: Im Fall eines Sprengversuchs werden die Banknoten mit Druckfarbe befleckt und sind somit unbrauchbar.
Laut ABBL sei es auch „relativ einfach“, Statistiken über die Nutzung jedes Geldautomaten zu erstellen. Somit könnten die in den Automaten enthaltenen Gelder auf „das absolute Minimum der Kundenbedürfnisse optimiert werden“. Zudem würden sowohl die ABBL als auch ihre Mitglieder darauf achten, „die Sicherheit rund um die Geldautomaten zu erhöhen und deren Zugänglichkeit in Zusammenarbeit mit der Polizei aufrechtzuerhalten“. Die Protokolle würden regelmäßig überprüft und angepasst werden. Aus Sicherheitsgründen teilt die ABBL diesbezüglich jedoch keine Details mit. (th, nl)
De Maart
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