ErinnerungenLuxemburgs erstes großes „Finale“ vor 61 Jahren: Damals, ab nach Dänemark …

Erinnerungen / Luxemburgs erstes großes „Finale“ vor 61 Jahren: Damals, ab nach Dänemark …
Wer hätte ihn erkannt? Petz Lahure sitzt in der ersten Reihe, als Fünfter von links Foto: privat

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Allenthalben liest man, Luxemburgs Fußball-Nationalelf würde heute in Tiflis das „wichtigste Spiel“ seit Bestehen der FLF bestreiten. Solcher „wichtigen Spiele“ aber gab es bereits. Ein erstes für den Luxemburger Fußball bedeutungsvolles „Finale“ fand am 10. Dezember 1963 in Kopenhagen statt, das zweite folgte acht Tage später in Amsterdam.

Als ich am Dienstagnachmittag mit der FLF-Delegation ins Flugzeug stieg, fühlte ich mich um fast 61 Jahre zurückversetzt. Die Emotionen waren die gleichen wie damals, das Fiebern auf das „wichtigste aller wichtigen“ Spiele, das heute ab 18.00 Uhr Luxemburger Zeit in Tiflis beginnt, nahe der 40-Grad-Grenze.

Blicken wir zurück: In den sechziger Jahren gehörten 33 Verbände der UEFA an, aber nur 29 Nationen schrieben sich für die Europameisterschaft 1964 ein. Luxemburg war wegen eines Freiloses in der ersten Runde gleich für die Achtelfinalspiele gesetzt und schaltete dort Holland durch ein 1:1 und ein 1:0 (beide Spiele auswärts) aus.

In den Viertelfinalspielen hieß der Gegner Dänemark. Das erste Spiel fand in Luxemburg statt, wo beide Mannschaften sich 3:3-Unentschieden trennten. Bizzi Klein, einer meiner besten Jugendfreunde, und Louis Pilot, mit dem ich später ab und zu auch durch dick und dünn ging, schossen die Tore.

Das Weiterkommen gegen Holland und das 3:3 gegen Dänemark hatten zur Folge, dass sich im Land eine nie zuvor gesehene Fußball-Euphorie entwickelte. Ein Supporterclub der Nationalmannschaft wurde gegründet, sein erster Präsident war Innenminister Jos. Wohlfart, der Vater des späteren Gesundheits- und Sportministers Georges Wohlfart.

Dieser Supporterclub veranstaltete in Zusammenarbeit mit der Luxair die allererste Charterflugreise zu einem Fußballspiel der Luxemburger Elf. Wir schrieben den 10. Dezember 1963. Damals – ich war 18 Jahre jung und noch nicht fest beim Tageblatt angestellt – stieg ich mit rund 40 weiteren Fußballanhängern in die Maschine, die uns nach Kopenhagen brachte. Drei Stewardessen waren dabei, sie ließen sich mit uns vor der Maschine auf dem Rollfeld ablichten.

Man muss sich in die damalige Zeit zurückversetzen. Die Luxair-Fuggesellschaft gab es erst seit zwei Jahren, der erste Luxair-Flug überhaupt fand am 31. März 1962 nach Paris-Le Bourget statt. „Unser“ Charterflug von damals war demnach für Luxemburg eine echte Neuheit, es war ungefähr so, wie wenn man heute für eine Stippvisite ins All abheben würde.

Ich erinnere mich an die alte Abflughalle, den unkomplizierten Empfang und das ebenso unkomplizierte Einchecken, aber auch an den Tresen, wo die Bierflaschen hin-und hergeschoben wurden, auf den Marsch übers Flugfeld, an das „Bitte Anschnallen“ und danach das lange Warten, bis das Flugzeug endlich abhob.

Wenn die Blinklichter aus waren, durfte man rauchen. Genüsslich zog ich an der ersten Zigarette, und schon bald stand ein leckeres Essen vor mir. Mit Messer, Gabel und Kaffeelöffel. Luxus pur! Nicht zu vergleichen mit den in Papier gepackten eiskalten und nassen, mit Irgendetwas bestrichenen Brötchen, die einem heute in dem mit der Essenskultur auf Kriegsfuß stehenden modernen Zeitalter angeboten werden.

Aber Halt, jetzt schweife ich aus …

Übrigens: Luxemburg spielte in diesem ersten „wichtigsten aller wichtigen“ Spiele 2:2 in Kopenhagen, acht Tage später verlor man das Entscheidungstreffen in Amsterdam 0:1.