Sonntag9. November 2025

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BrexitLuxemburger Bankenvereinigung ABBL: Ohne London hat Europa nicht genügend Kapital

Brexit / Luxemburger Bankenvereinigung ABBL: Ohne London hat Europa nicht genügend Kapital
ABBL-Generalsekretär Camille Seillès Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Auch fünf Jahre nach dem Brexit ist London immer noch die unangefochtene Nummer eins, wenn es um die wichtigsten Finanzplätze auf dem Kontinent geht. Das hat Folgen für die Investitionen in die Zukunft, die Europa benötigt. Ein Gespräch mit der Luxemburger Bankenvereinigung ABBL.

Bereits seit einigen Jahren fällt die europäische Wirtschaft immer weiter hinter die USA und auch hinter China zurück. Um den angesammelten Rückstand aufholen zu können, müssten riesige Summen investiert werden.

Egal, ob Verteidigung, Klimawandel oder Digitalisierung, „das alles kostet Geld“, sagt Camille Seillès, Generalsekretär der Luxemburger Bankenvereinigung ABBL. Viele Billionen Euro würden in den nächsten Jahren benötigt. Allein um die Treibhausgasemissionen in der EU bis 2030 um 55 Prozent zu senken, werden jährlich 1 Billion Euro benötigt.

„Doch wo sollen diese Gelder herkommen?“ Im Gegensatz zu den USA, wo die Mehrheit der Unternehmen ihre Investitionen über den Kapitalmarkt (Anleihen) finanziert, würden sich die Firmen in Europa nämlich immer noch zu rund 80 Prozent über die Hausbanken in ihren Heimatländern finanzieren, sagt er. Dies führe schlussendlich jedoch dazu, dass viel weniger Geld für Investitionen zur Verfügung stehe.

Europa leidet unter Fragmentierung

Vor allem verglichen mit den USA leide Europa an einer Fragmentierung, so der ABBL-Vertreter weiter. Die Folgen seien fatal: Vor zehn, zwanzig Jahren habe es unter den Größten in jedem Sektor immer europäische Konzerne gegeben, so Camille Seillès. „Jetzt sind es immer weniger.“ Die Ursache ist für ihn klar: „Sie können sich nur schwer finanzieren.“

In den USA sei das alles anders: Die Finanzmärkte sind attraktiver und dynamischer. An den Märkten gibt es mehr Auswahl, mehr Unternehmen. Es gebe mehr Innovation und mehr Gewinne. Der Markt ist größer und einfacher. „Das wiederum zieht mehr Geld an. Es ist alles miteinander verbunden.“

Mithilfe der seit zehn Jahren diskutierten europäischen Kapitalmarktunion hofft er, dass Europas Finanzmärkte wettbewerbsfähiger – und damit auch attraktiver werden könnte. Bis es so weit ist, gelte es jedoch, aus den vorherrschenden Rahmenbedingungen das Beste zu machen. Und damit müsse man sich eingestehen, dass es „ohne London in der EU einfach nicht genügend Kapital für die notwendigen Investitionen gibt“.

Wettbewerb der Standorte braucht Zeit

Mit dem Brexit habe Europa rund die Hälfte seiner Finanzmärkte verloren, hebt er weiter bedauernd hervor. Luxemburg setze sich dafür ein, dass die Staatenunion das dort verwaltete Kapital und Fachwissen auch weiter nutzen kann. „Es ist unabdingbar für uns“, sagt Seillès. „Dieses Geld muss auch weiterhin in Europa investiert werden können.“

Vielleicht könne sich eines Tages ein anderer Finanzplatz aus der Staatenunion im Ranking der Finanzplätze durchsetzen, sagt er auf Tageblatt-Nachfrage. Da sei man aber noch nicht. „Das geht nicht von heute auf morgen. Da sind fünf Jahre nicht genug. Das braucht Zeit.“

Die Attraktivität für Kapital und das bezügliche Fachwissen am Finanzplatz London habe sich während Jahrzehnten aufgebaut, unterstreicht er. Der Standort „wird nicht in wenigen Jahren von anderen Plätzen innerhalb der EU überholt werden können, selbst wenn diese zulegen.“

Doch „in der Zwischenzeit müssen wir das Kapital aus London nützen können.“ Ein europäischer Kapitalmarkt, der harmonisierter ist, wäre dabei sicherlich auch interessanter für Geld aus London.


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Reinertz Barriera Manfred
27. Februar 2025 - 9.23

Das liegt daran dass die EU eben keinen einheitlichen Kapitalmarkt hat.....,,