Dienstag21. Oktober 2025

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Strombilanz 2024Luxemburg produziert mehr Strom – bleibt aber stark importabhängig

Strombilanz 2024 / Luxemburg produziert mehr Strom – bleibt aber stark importabhängig
Luxemburg muss den Großteil des von ihm benötigten Stroms im Ausland kaufen Foto: Editpress/Julien Garroy

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Im vergangenen Jahr wurde in Luxemburg mehr Strom verbraucht als im Vorjahr. Gleichzeitig wurde auch mehr produziert. Die Importabhängigkeit ist leicht gefallen. Mit 76 Prozent des verbrauchten Stroms, der außerhalb der Landesgrenzen eingekauft wird, bleibt das Land aber sehr abhängig vom Ausland.

Das Volumen des in Luxemburg hergestellten Stroms ist letztes Jahr stark gestiegen, auf 1.511 GWh, nach 1.388 GWh im Jahr zuvor, wie aus dem Jahresbericht 2024 der Regulierungsbehörde ILR hervorgeht. Insgesamt ist das ein Plus von rund neun Prozent.

Die Produktion der Windkraftanlagen ist mit 467 GWh auch 2024 die wichtigste nationale Stromquelle geblieben, gefolgt von der Fotovoltaik mit 360 GWh, präzisiert das ILR weiter. Die Fotovoltaikproduktion konnte im vergangenen Jahr dabei jedoch ein deutlich schnelleres Wachstum verbuchen. Aufgrund günstigerer Wetterbedingungen (mehr Sonnenstunden als im Vorjahr) und einer Zuhnahme der Anlagen um 8.988 auf nunmehr 22.610 wurde im Laufe des Jahres ein Zuwachs der Produktion um 22,5 Prozent gemessen. Auf der anderen Seite war die Windenergieproduktion, vor allem wegen einer Verringerung der durchschnittlichen Windgeschwindigkeit, um 5,6 Prozent rückläufig.

 
   

Beigetragen zum allgemeinen Wachstum der Stromproduktion in Luxemburg haben dabei letztes Jahr auch die Biomassekraftwerke, die einen Anstieg ihrer Produktion um 20 Prozent auf 346 GWh verbucht haben.

Als Anteil der gesamten nationalen Stromerzeugung ist die Produktion auf Basis von Erdgas weiter zurückgegangen: Sie stand 2024 nur noch für 4,55 Prozent der nationalen Produktion. 2021, vor dem russischen Versuch, die Ukraine zu erobern, waren es noch mehr als 14 Prozent.

Im Jahr 2024 deckte Luxemburg so, angetrieben durch das Wachstum bei den Erneuerbaren, 24 Prozent des Landesverbrauchs durch inländische Produktion. Im Vorjahr waren es 22,3 Prozent, noch ein Jahr vorher erst 19 Prozent.

Deutlich mehr Produzenten für den Eigenverbrauch

 
   

Zugelegt hat letztes Jahr daneben auch Volumen und Anteil der selbst produzierten und verbrauchten Energie, die nicht in das Verteilungsnetz eingespeist wird. Die Zahl der betreffenden Fotovoltaikanlagen ist innerhalb eines Jahres von 4.249 auf 12.744 gestiegen, ein Zuwachs von stattlichen 200 Prozent. Zwei Jahre zuvor, 2022, waren es gerade mal 1.257.

Zusammen haben sie, für Eigenverbrauch oder geteilte Nutzung, 57 GWh produziert, 150 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl anderer Arten von Kraftwerken für den Eigenverbrauch bleibt, mit 28 Anlagen, sehr gering.

Der Verbrauch steigt in allen Kategorien leicht

Jedoch hat letztes Jahr nicht nur die Produktion zugelegt. Das Gesamtvolumen des verbrauchten Stroms 2024 war 6.340 GWh. Das ist leicht mehr als im Vorjahr, doch in etwa gleich viel wie in den letzten Jahren.

Das Mehr an Stromverbrauch ist dabei, verglichen mit dem Vorjahr, größtenteils auf die Industrie zurückzuführen. Sie hat 3.267 GWh verbraucht, fast 100 GWh mehr als 2023. Sie steht für etwas mehr als die Hälfte (54,5 Prozent) des gesamten Luxemburger Jahresverbrauchs. In den letzten Jahren hat sie jedoch weniger verbraucht und an Gewicht verloren. 2017 war ihr Anteil am Verbrauch mit 60 Prozent noch höher.

Der Jahresbericht über den Strommarkt
Der Jahresbericht über den Strommarkt Screenshot: ILR

Der Jahresverbrauch der Haushalte, der aktuell für 17,3 Prozent des gesamten Stromverbrauchs steht, ist über die Jahre hingegen gestiegen – wohl wegen des stetigen Anstiegs der Einwohnerzahlen und der voranschreitenden Elektrifizierung: von 14 Prozent des Verbrauchs im Jahr 2017 auf zuletzt 17,3 Prozent.

Der Bereich der „Professionnels“ (den mittelgroßen Verbrauchern, Nicht-Industrie-Unternehmen und Verwaltungen) hat, verglichen mit 2017, ebenfalls einen leichten Anstieg verbucht, auf 28,3 Prozent.

Anteil der Importe geht leicht zurück

Dass Luxemburg 2024 trotz mehr Verbrauch leicht weniger Strom aus dem Ausland importieren musste, lag an der zuvor erwähnten gestiegenen Produktion im Land.

Trotzdem bleibt Luxemburg, wie in den Jahren zuvor, weiter absolut abhängig von Strom aus dem Ausland. Die Produktion im Land reichte nur für 24 Prozent des Bedarfs. 76 Prozent des Bedarfs mussten importiert werden.

Die Zahlen sind leicht besser geworden: 2023 mussten 77,7 Prozent des verbrauchten Stroms importiert werden, im Jahr davor waren es 81 Prozent und vor Corona mussten noch 84,1 Prozent des benötigten Stroms importiert werden, zumeist aus Deutschland.

Seit 2016, als die Luxemburger Stromproduktion auf einen absoluten Tiefpunkt (763 GWh) gefallen war, hat sie sich demnach fast verdoppelt. Davor hatte Luxemburg einige Jahre lang noch deutlich mehr Strom selber erzeugt. Im Jahr 2012 waren es beispielsweise 2.725 GWh. Doch 2016 wurde dann das Gaskraftwerk Twinerg in Esch/Alzette geschlossen. Die Produktion hatte sich seit einigen Jahren finanziell nicht mehr gelohnt. Den Rückgang aus dieser Schließung konnte das Land bisher nicht wettmachen.

Auf der Webseite science.lu gibt man sich optimistisch: „Bis 2050 alle Energie durch erneuerbare Energien zu produzieren (oder zumindest klimaneutral zu produzieren), scheint zwar schwierig, aber theoretisch möglich“, ist hier zu lesen. Ob dieses Ziel erreicht werden kann, hänge dann aber nicht nur von der Wissenschaft ab, sondern vor allem von Gesellschaft und Politik. Einen derartigen Plan gibt es bisher nicht.  

Der Strompreis ist stabil geblieben

Der Preis, den die Haushalte für Strom zahlen mussten, war derweil 2024, wie bereits 2023, dank der staatlichen Hilfsmaßnahmen, praktisch stabil geblieben. So zahlte der durchschnittliche Luxemburger Haushaltskunde im vergangenen Jahr (mit einem Verbrauch von 4.000 kWh/Jahr) im Schnitt 811 Euro. Das sind 68 Euro pro Monat.

Im Schnitt lag Luxemburg 2024, was die Strompreise für die Haushalte anbelangt, spürbar unter dem europäischen Durchschnitt. In den Jahren davor hatte der Preis jedoch auch hierzulande spürbar zugelegt: 2016 hatte der durchschnittliche Kunde erst 679 Euro pro Jahr bezahlt.

 
   

Im laufenden Jahr 2025 haben die Haushalte wieder große Preissteigerungen feststellen müssen: Der im Rahmen der Energiekrise eingeführte Preisdeckel gilt nur noch zur Hälfte. Die zweite Hälfte sollte 2026 abgeschafft werden. Dazu wird es jedoch nicht mehr kommen wie geplant: Vor kurzem hatte Premierminister Luc Frieden angekündigt, die Stützungsmaßnahmen doch noch nicht auslaufen zu lassen. Damit bleibt den Haushalten ein weiterer heftiger Preisanstieg beim Strom erspart. Für die Unternehmer bedeutet es, dass die Strompreise kein Druck auf die nächste Index-Tranche ausüben.

Ein Fast-Energiemonopol

Auf dem Stromeinzelhandelsmarkt in Luxemburg waren 2024 insgesamt nur noch zehn Stromunternehmen tätig, davon acht auf dem Privatkundenmarkt. Letztes Jahr waren es noch zwölf. Praktisch gesehen wird der Luxemburger Markt von einem Unternehmen dominiert: der Encevo-Gruppe.
Bei den Privatpersonen hält Encevo/Enovos mitsamt Tochtergesellschaften beim Strom einen Marktanteil von stattlichen 92,35 Prozent. Von den Wettbewerbern fällt nur Sudstroum mit einem Marktanteil von 6,96 Prozent leicht ins Gewicht.
Bei den Geschäftskunden hält die Encevo-Gruppe einen Marktanteil von noch höheren 93,35 Prozent. Lediglich im Bereich der Industrie ist der Anteil von Encevo, mit 60 Prozent, etwas geringer. Hintergrund ist, dass der Stahlkonzern ArcelorMittal sich selbst, über ArcelorMittal Energy (Marktanteil von 38,7 Prozent), mit Elektrizität versorgt. In allen drei Bereichen ist der Marktanteil von Encevo am Wachsen.
Auf dem Gasmarkt sieht es etwas ausgeglichener aus: Beim Beliefern von Privatpersonen steht Encevo nur für 50,28 Prozent. Mit 49,65 Prozent hält auch Sudenergie hier einen beachtlichen Marktanteil, jedoch leicht weniger als im Vorjahr. Bei den professionellen/industriellen Kunden hält die Encevo-Gruppe dann jedoch wieder einen Marktanteil von über 85 Prozent.
Gilt noch zu erwähnen, dass die Encevo-Gruppe mit ihrer Tochtergesellschaft Creos zudem der bei weitem wichtigste Strom- und Gasnetzbetreiber des Landes ist. Größter Anteilseigner von Encevo/Enovos ist mit 28 Prozent der Luxemburger Staat. Indirekt (über BCEE, Post, SNCI, Luxemburg-Stadt) kontrolliert er fast 75 Prozent der Anteile. Zweitwichtigster Aktionär ist der weltweit zweitgrößte Netzbetreiber China Southern Power Grid International.


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Grober J-P.
25. August 2025 - 21.03

Ja ich kriege es auch nicht hin, sehe nicht durch. Jeder spricht von Transparenz, bin ich denn der einzige der nur Milch sieht?
H. Muller haben Sie einen Plan?

Reinertz Barriera Manfred
25. August 2025 - 7.36

Unsere Wirtschaft braucht eben günstigen Strom, um wettbewerbfähig zu sein, und den müssen wir importieren, weil wir keine großen Mengen an Strom herstellen. Auch der Stahlhersteller Mittal kauf Strom aus Cattenom, z.B. Die Regierung sollte dann mal Alternativen finden, um selbst genügend Strom im Lande zu produzieren ....

Jemp
24. August 2025 - 18.19

Der Strompreis ist 2025 stark gestiegen, nicht nur wegen der zurückgegangenen staatlichen Hilfen, sondern vor allem wegen der neuen, völlig idiotischen Stromtransportkostenregelung, die den kw-Preis enorm in die Höhe treibt, wenn mehr als 3 kw verbraucht werden. Jede Waermepumpe benötigt aber allein schon viel mehr als 3 kw, und ein Elektroauto mit weniger als 3 kw zu laden, bewirkt, dass der Wirkungsgrad der Ladeeinrichtung enorm schlecht wird und man 4 bis 5 kwh hineinpumpen muss um nachher 3 kwh heraus zu bekommen. Und wenn man nachts die Wäsche macht im Appartementhaus,um nicht über 3 kw zu kommen, dann flucht der Nachbar, weil er nicht schlafen kann. Man kann auch überhaupt nicht mehr ausrechnen wieviel der Strom nach Zählerstand kosten wird, weil man ja nicht weiss wieviele kwh man über der 3 kw Grenze verbraucht hat. Diese Regelung ist eine riesige Sauerei, von Enovos erfunden und vom Minister abgesegnet. Es geht nur darum den Kunden zu schröpfen indem man dessen Verbrauch für ihn quasi unberechenbar macht. Der Gipfel der Idiotie ist aber, dass unsere Politclowns Waermepumpen und Elektroautos bezuschussen, um dann danach genau die Leute wieder ab zu kassieren, die sowas angeschafft haben, mit einer gerade für sie total ungünstigen Stromtransportkosteregelung. Was für ein Schwachsinn!