ForumLuxemburg ist kein Sparverein – wider die falsche Vernunft in der Budgetpolitik des neuen #Luc

Forum / Luxemburg ist kein Sparverein – wider die falsche Vernunft in der Budgetpolitik des neuen #Luc
 Foto: Editpress/Julien Garroy

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Angesichts einer angespannten Finanzsituation, die er scheinbar erst jetzt entdeckt, hat Formateur Luc Frieden (Wort, 16.10.2023, Seite 2) sich wie folgt geäußert: „Nach den Gesprächen haben wir eine einzige Entscheidung getroffen: Beide Koalitionspartner sind fest entschlossen, das Triple A von Luxemburg zu erhalten.“

Damit zeigt der #NeieLuc, dass er immer noch der Alte geblieben ist: Die öffentlichen Finanzen werden entsprechend in düstersten Farbtönen an die Wand gemalt, um das Land auf einen bevorstehenden Austeritätskurs einzustimmen. Es wird sich dann später herausstellen, dass die Situation eigentlich besser ist, als sie ursprünglich dargestellt wurde, was dann im nächsten Jahr eine Reihe an großzügigen Geschenken ermöglichen wird. Bis zum Ende der Juncker-Ära war diese Vorgehensweise ein wesentlicher Bestandteil der CSV-geführten Finanzpolitik und ihrer aufs sture Sparen ausgerichteten Haushaltspolitik.

Klar ist jedoch, dass das von de #NeieLuc verbreitete Lügenmärchen, dass eine allgemeine Steuererleichterung für Haushalte und Unternehmen das Wirtschaftswachstum ankurbeln und somit in wundersamer Weise mehr Steuereinnahmen in die Staatskasse spülen würde, nicht einmal die erste Verhandlungswoche zwischen CSV und DP überlebt hat.

Wie von mir und anderen Kontrahenten der CSV vorhergesagt, ist diese wundersame Theorie nach der Präsentation der aktualisierten Statec-Zahlen zur aktuellen nationalen und internationalen Wirtschaftslage sogleich aussortiert und in der Mottenkiste gelandet. Und de #NeieLuc’s genialer Idee, um mit Steuersenkungen die lahmende Wirtschaft anzutreiben, ist es ähnlich ergangen wie unlängst dem von Liz Truss und Kwasi (auch bekannt als „Kami-Kwasi“) Kwartengs von den Märkten abgestraften „Mini-Budget“ in Großbritannien. Mittlerweile sind sogar internationale Finanzinstitutionen wie der Weltwährungsfonds (IMF) und die Weltbank – nicht gerade bekannt als linke progressistische Vereine – der Meinung, dass nicht gegenfinanzierte Steuererleichterungen Gift für die Wirtschaft sind.

Sofort hat sich der seriöse Premier in spe auf das Triple A berufen, um die Nation mit großer Wahrscheinlichkeit auf eine Austeritätskur vorzubereiten. Wider alle Wahlversprechen. Wir erinnern uns nur zu gerne an das mantraartig vorgetragene Wahlversprechen der CSV: „Méi Kafkraaft. Manner Steieren“.

Dabei gibt es einen anderen Weg als den von DP und CSV bevorzugten Weg der/des „vernünftigen Hausfrau/-mannes“, der nach strenger Einhaltung der Verschuldungsgrenze von 30% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und des Staatsdefizits verlangt. Denn anders als die/der Hausfrau/-mann muss ein Staat langfristig denken, d.h. auch an die Investitionen, die für zukünftigen Generationen getätigt werden müssen.

Im April dieses Jahres hat EU-Finanzkommissar Paolo Gentiloni eine Reform des Paktes für Stabilität und Wachstum vorgestellt, der die finanzielle, klimatische und soziale Nachhaltigkeit ins Zentrum der zukünftigen Budgetplanung stellt. Mitgliedstaaten wie Luxemburg, welche die Maastricht-Kriterien einhalten von weniger als 3% Staatsdefizit und 60% Verschuldung, haben einen breiten finanziellen Spielraum in der Verwaltung ihres Haushalts: Sie können mittel- und langfristige makroökonomische Nachhaltigkeitsziele setzen, und auch definieren, wie diese durch politische Maßnahmen erreicht werden sollen.

Investitionen nicht vergessen

Diese Reform ist eine Chance für Europa und für Luxemburg: Wir benötigen in den kommenden Jahren massive Investitionen in die Zukunft. Unsere Wirtschaft, unsere Mobilität, die Bildung unserer Kinder, ja unsere gesamte Gesellschaft muss an die sozialen und ökologischen Herausforderungen der nächsten Jahre angepasst werden. Außerdem werden wir unseren Verteidigungshaushalt progressiv an die 2%-Anforderung des BIP anheben und unsere Entwicklungshilfe auch bei 1% des Bruttonationaleinkommens (BNE) behalten müssen.

Und deshalb brauchen wir eine Marschroute, einen Finanzierungsplan und eine Vision für die Zukunft. Diese Vision für die Zukunft wurde von der aktuellen Regierung in den letzten fünf Jahren vorbereitet – mit der Vision ECO2050 und „Luxembourg In Transition“ beispielsweise. Ratingagenturen wie Moody’s, Fitch und S&P werden keinem Land sein AAA wegnehmen, welches, wie Luxemburg, einen solchen Plan und eine mittel- bis langfristige Vision für die Zukunft hat.

Dies verlangt natürlich, dass sich Luxemburg politisch hinter den ambitiösen Plan von EU-Kommissar Gentiloni stellen muss, und nicht die Linie der Austeritätsstaaten, angeführt durch den deutschen Finanzminister Lindner, mittragen darf. Anders als die Luxemburger Finanzministerin Yuriko Backes das getan hat, als sie ohne Absprache mit den übrigen Regierungsmitgliedern den offenen Brief „Plädoyer für nachhaltige öffentliche Finanzen“ – eine frontale Attacke auf die Reform von Gentiloni – am 15. Juni dieses Jahres mitunterschrieben hat.

Außerdem werden wir anfangen müssen, unsere Ziele in den verschiedenen Politikbereichen besser zu bewerten. Seit dem Gesetzentwurf vom ehemaligen Abgeordneten Roger Negri im Jahr 2009 ist dies eine langjährige Forderung der LSAP: ein Staatshaushalt, in dem das Land sich spezifische Ziele setzt (wie beispielsweise im Klima- und Umweltbereich mit dem nationalen Energie- und Klimaplan – PNEC) und auch überprüft, inwieweit diese Ziele im Nachhinein erreicht wurden, mit Angabe der dafür benötigten finanziellen und anderen Mittel. Und unter Berücksichtigung sozialer und ökologischer Kriterien, aber auch des Wohlbefindens, der Gesundheit, des Zugang zu Kultur und vieler anderer Kriterien.

Das BIP kann nicht der einzige Indikator unserer Finanzpolitik sein, wie es aktuell die Maastricht-Kriterien vorschreiben. Die Französin Esther Duflo ist die zweite Frau, die den Wirtschaftsnobelpreis bekam. Sie hat rezent betont, dass das BIP kein eigentliches Ziel ist, weil es einiges über den Zustand der Wirtschaft aussagt, jedoch nichts über das Wohlbefinden der Bevölkerung. Das ewig vorgetragene Diktat der maximalen Verschuldung von 30% des BIP oder des Verlustes des AAA dürfen kein Vorwand für fehlende politische Ambitionen sein.

* Franz Fayot ist LSAP-Politiker und derzeit noch amtierender Wirtschaftsminister 

JJ
9. November 2023 - 22.05

Oh mei. Hier geht es doch um den Seelenwandel des Frieden,seines Zeichens Banker und Ökonom. Wollte er nicht den Namen der Partei umwandeln? Das leidliche" C" aus dem Parteinamen tilgen? Sein Ziehvater JCJ predigte einst " Wir müssen den Gürtel enger schnallen* und jetzt das? Aber vielleicht ist das ein Zeichen,dass die Gottesfürchtigen im 21. angekommen sind.

luxmann
9. November 2023 - 16.45

FF bester wirtschaftsminister aller zeiten. Scheint sogar das land in die rezession gefuehrt zu haben...nicht so schlimm wenn der wein schmeckt

Ademar
6. November 2023 - 16.55

Lieber Franz. Geniesse die gute Schokolade, trinke eine Flasche teuren Wein und lass dich nicht zu solchen Kommentaren verleiten. Es war doch eine schöne Zeit aber Alles hat ein Ende und nur die Wurst hat zwei.

Beat Mosimann
6. November 2023 - 16.49

@liah1elin2/ Gut & richtig, aber Nomi so wie viele andere werden nie hinter das Geheimnis der Indexierung kommen. Beste Grüsse.

fraulein smilla
6. November 2023 - 10.05

Nachdem Ich den Beitrag des selbsernannten PIB Agnostiker Franz Fayot gelesen hatte ,fiel mir spontan ein -Lo haate Mir waer nach eng keier Chance gehat .

liah1elin2
5. November 2023 - 16.15

@Nomi Während des Vietnamkriegs hatte ich bestimmt mal Sympathie für den Kommunismus. Heute bin ich 72 und seit Jahrzehnten links/grün. Und nein, meine Luxi-Pension steigt immer nur um ein paar Euro, dank dem Index. Die Schweizer Pension verliert sogar an Kaufkraft. Und es geht ja nicht um mich, sondern um das Wohl und Zufriedenheit der Luxemburger Bevölkerung.

Stip
5. November 2023 - 15.38

@Phil / Einfach kloer an déitlech. Elo versteet d'Nomi et och, vléicht. Nëmmen dât mam Index huet et nach ëmmer net verstân.

Phil
5. November 2023 - 14.16

@Nomi Den gratis öffentlechen Transport kann nëmmen vun héichdotéierten, awer wéineg effektiven Politiker an d'Liewen geruf si gin. Genau esou wéi all dat anert Gratisgedöhns. Woubäi gratis net ëmsoss ass... all Steierzueler bezillt säin Deel mat fir déi marktwirtschaftlech Nullnummer ze finanzéieren. En plus fueren do vill mat déi mol keng Steieren bezuelen... déi ganz am contraire nach Subsiden akasséieren.

max.l
5. November 2023 - 13.59

hei elei, kuck elei.. lo ass d'Lsap aus dem Wanterschlof erwächt wou së a Gambia waren koum kee Mucks vun "Lëtzebuerger ARBËCHTER-PARTEI" keng Spuer an elo deen dëcke Knëppel weisen..

Nomi
5. November 2023 - 12.52

@liah1elin2: Dir schenkt jo vum Kommunismus iwerzeegt ze sinn. Mee do geht et och nemmen deenen iewegten 10 000 ganz gutt well se sech zerwei'eren. Mee den 90% vum Vollek geht et mei' schlecht wei' bei eis ! An wann dir den Index (prozentual) gutt fand, dann gehei'ert dir och zu den Topverdenger wo'u dann eng Indextranche iwert 500€ ausmecht ?

Grober J-P.
5. November 2023 - 9.12

"Denn anders als die/der Hausfrau/-mann muss ein Staat langfristig denken, " Lieber Franz, das stimmt in vielen Haushalten im Ländle schon auch. Kann verstehen, dass Sie nicht haushalten müssen. Leider müssen einige Hausfrauen/männer langfristig denken um am Ende des Monats....... ach was erzähl ich Ihnen, besinnen Sie sich bitte auf Ihr "S".

max.l
5. November 2023 - 8.52

hei elei, kuck elei, d'Lsap ass aus hiirem Wanterschlof erwächt

Ujheen
4. November 2023 - 23.30

En Artikel vum Fränz Fayot…e Kaviarsozie…pëtzt mech wann ech gelifft, ech dreemen!!!!! Ausgerechent deen!!!!!!???

liah1elin2
4. November 2023 - 21.14

@Nomi Ob bürgerliche Regierungen besser wirtschaften können ist eine Mär. Von Steuersenkungen profitiert nur die Klientell der CSV, das Grosskapital eben. Ist in anderen Ländern kein wenig besser. Bin gespannt, wann die neue Regierung den Index wieder angreifen will, wie vor Gambia ja versucht. Ob dann die Bürger auch meinen, Hauptsache AAA, wir verzichten gerne auf den Ausgleich der Teuerung.

jean-pierre.goelff
4. November 2023 - 13.56

....wei heescht et dach:den Wollef wiësselt den Pelz mee seng Naupen nit!

luxmann
4. November 2023 - 13.26

Interessant ist dass noch minister Fayot hier eine pointe gegen seine noch kollegin Backes setzt...eine person die ich uebrigens auch negativ und wenig kompetent einschaetze. Schade dass man diese kritik nicht vor den wahlen im oktober gehoert hat

Nomi
4. November 2023 - 12.00

Gambia huet an den leschten 10 Johr den Staat obgeblosen an dofir mei' Stei'eren fir dei' onproduktiv Leit ze bezuehlen gebraucht . Wann se so'u an der Privaatwirtschaft agei'ert haetten, wiren se an 3 Johr Faillitt gewiescht. As mol gut dat mer elo rem vun Leit regei'ert gin dei' vun Geld an Wirtschaft Eppes verstinn !