Sonntag19. Oktober 2025

Demaart De Maart

EditorialLiebe statt Zeug: Wir müssen unser Schenkverhalten ändern

Editorial / Liebe statt Zeug: Wir müssen unser Schenkverhalten ändern
 Symbolfoto: Editpress

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Rote Rosen, Pralinen, Herzchen. Es ist Valentinstag: Zeit, Liebe zu feiern und Liebste zu verwöhnen. Für viele Menschen heißt das Freude schenken. Für viele Unternehmen heißt das Geld verdienen. Daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen – außer, wenn es auf die Kosten der Umwelt geht.

Es ist der rosa-roteste Tag des Jahres. Im Radio, Fernsehen und Internet werben Unternehmen mit Produkten, die Mensch nicht braucht, für Geld, das Mensch nicht hat. Und trotzdem: Laut Werbung liebt man seinen Partner oder seine Partnerin nur, wenn dem zärtlichen Kuss noch irgendein Ding beiliegt – ein Etwas. Zeug als Ausdruck von Liebe eben. Neben Weihnachten – dem anderen „Fest der Liebe“ – ist Valentinstag einer der vielen konsumorientierten Tage, an denen dem Verbraucher ein schlechtes Gewissen eingeredet wird, wenn er sich nicht an die von der Geschäftswelt etablierten Normen hält.

Das Problem ist, dass wir als Gesellschaft bei weitem zu viel konsumieren. Die Ressourcen der Erde reichen nicht aus, um unser Kaufverhalten auf lange Zeit zu tragen. Am Montag ist schon der World Overshoot Day für Luxemburg: Würde die gesamte Welt so konsumieren wie das Großherzogtum, wären die jährlichen Ressourcen bereits am 17. Februar aufgebraucht. Aus dem vergangenen Bericht des „Global Footprint Network“ geht hervor, dass die Ressourcen von 7,3 Erden vonnöten wären, wenn jeder so leben würde wie die Einwohner Luxemburgs.

Aber es sind natürlich nicht nur die Bewohner Luxemburgs, die zu viel konsumieren – es ist ein weltweites Problem, das sich an Tagen wie Valentinstag noch einmal verschlimmert. Das weiß auch das „Europäische Verbraucherzentrum Luxemburg“, das am Dienstag in einer Pressemitteilung zum Kaufen von nachhaltigen Geschenken an Valentinstag aufgerufen hat. Heißt: mehr Secondhand-Ware und generalüberholte Elektroprodukte, weniger Fast Fashion und Impuls-Käufe.

Vor allem gibt es oft nachhaltige Alternativen für die klassischen Geschenke. Beispiel: Fairtrade-Rosen. Knapp zwei Millionen davon wurden 2023 verkauft. Trotz der weiten Transportwege aus Kenia verursachen sie laut einer Studie fast 66 Prozent weniger CO₂-Emissionen als Rosen, die in niederländischen Gewächshäusern angebaut werden. Zudem profitieren 69 Prozent der Arbeiter auf Fairtrade-zertifizierten Farmen in Ostafrika von höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen im Vergleich zu nicht zertifizierten Betrieben.

Wir müssen unsere Schenk-Gewohnheiten verändern. Weiter wie bisher geht nicht mehr. Dabei ist sich eigentlich jeder bewusst, dass es wesentlich bessere und schönere Ausdrucksformen der Liebe gibt, als irgendein mit Pärchenfoto bedrucktes Billigzeug zu verschenken. Denn das beste Geschenk ist noch immer Zeit – eine Ressource, von der wir auch nicht genug haben.