LuxemburgLetzshop als Starthilfe für den Onlinehandel: Wie nützlich ist die Plattform für Betriebe?

Luxemburg / Letzshop als Starthilfe für den Onlinehandel: Wie nützlich ist die Plattform für Betriebe?
Rund 500.000 Euro hat der initiale Aufbau der Letzshop-Seite gekostet Grafik: Editpress

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Die Zahlen der auf der Luxemburger E-Commerce-Plattform Letzshop verkauften Waren sind zu Beginn der Pandemie regelrecht explodiert. Mittlerweile zählt die Webseite rund 150.000 monatliche Besucher. Das Tageblatt wollte von Letzshop-Händlern wissen, was sie von der Plattform halten und welchen Nutzen sie daraus ziehen.

Ganze 800 Millionen Euro gaben Luxemburger Verbraucher im Jahr 2018 für Online-Einkäufe aus. Der größte Anteil davon, rund 90 Prozent, ging an ausländische Unternehmen, teilt ein Sprecher des Mittelstandsministeriums dem Tageblatt mit. Dass diese Situation auf Dauer nicht gut für den heimischen Handel, die Städte(entwicklung) und die Gemeinden ist, liegt auf der Hand. Mit einem allmählichen Niedergang lokaler Geschäfte büßen Städte und Gemeinden natürlich auch an Attraktivität ein und „ohne Geschäfte ist eine Innenstadt ziemlich leer und leblos“, meint der Sprecher.

Das Konsumverhalten der Kunden habe sich im Laufe der Zeit „massiv verändert“. „Tatsächlich haben wir festgestellt, dass die Luxemburger in großer Zahl und immer mehr online einkaufen, wobei die lokalen Geschäfte sehr wenig über das Internet verkaufen“, so das Mittelstandsministerium. Um dem entgegenzuwirken und „um lokalen Einzelhändlern zu helfen, im E-Commerce Fuß zu fassen“, wurde schließlich Letzshop ins Leben gerufen.

Letzshop-Partner

Letzshop ist eine Initiative zur Unterstützung des lokalen Handels im Internethandel. Die Plattform wird durch die Generaldirektion für Mittelstand, die „Confédération luxembourgeoise du commerce“ (CLC), die Handelskammer, die Stadt Luxemburg und 17 weitere Gemeinden des Landes gefördert.

Die Seite ging im September 2018 mit 100 Händlern online. Knapp viereinhalb Jahre später verkaufen 477 Betriebe aus Luxemburg ihre Ware auf der Plattform, schreibt das Ministerium. Rund  416.000 Produkte werden dort angeboten. Die Plattform zählt mehr als 100.000 Nutzer und zirka 150.000 monatliche Besucher.

Die Pandemie als treibender Faktor?

Im Frühjahr 2020 – also praktisch zeitgleich mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie – sind die Nutzerzahlen sprunghaft angestiegen und das ganze Jahr über „auf einem sehr hohen Niveau“ geblieben, teilt das Mittelstandsministerium mit. Die Anzahl der Bestellungen seien 2020 im Vergleich zum Vorjahr um ganze 1.434 Prozent gestiegen, geht aus einem älteren Presseschreiben des Ministeriums hervor. Auch 2021 blieben die Besucherzahlen hoch, bis sie dann 2022 wieder etwas gefallen sind. Ein Grund für den Rückgang könnte „die generelle Unsicherheit durch die geopolitische Lage und die Inflation sein“, meint das Mittelstandsministerium.

Doch trotz des Rückgangs lägen die Zahlen weiterhin über dem Niveau von vor der Pandemie. In den Monaten von November bis Januar würden generell die meisten Verkäufe getätigt werden, im August hingegen am wenigsten. Im Jahresdurchschnitt würden in etwa 3.000 Bestellungen pro Monat abgeschlossen werden. Bücher, Kleidung und Getränke – etwa Luxemburger Wein und Crémant – gelten als Verkaufsschlager. Informationen zu den Topverkäufern gibt es allerdings keine: „Letzshop veröffentlicht keine händlerspezifischen Verkaufsdaten oder eine Rangliste der Händler“, teilt das Mittelstandministerium mit.

Entwicklung und Instandhaltung

Der initiale Aufbau der Letzshop-Seite hat rund 500.000 Euro gekostet, so das Mittelstandsministerium. Hinzu kämen allerdings zusätzliche Kosten für Lizenzen, die Wartung sowie die Weiterentwicklung der Seite. 2022 beliefen sich diese Zusatzkosten auf rund 300.000 Euro. Die Seite wird von fünf Angestellten der „Luxembourg for shopping GIE“ verwaltet.

Pläne für die Ausweitung von Letzshop in Form einer App gebe es zu diesem Zeitpunkt noch nicht – „in Zukunft wäre eine Letzshop-App jedoch denkbar“, meint der Ministeriumssprecher. Ab Februar wird die Seite auch auf Englisch verfügbar sein.

Ein Standbein der Plattform

Zusätzlich zu den allgemeinen Auskünften des Ministeriums wollte das Tageblatt wissen, wie die Plattform bei den Händlern ankommt. Etwas erstaunlich allerdings: Nur zwei von insgesamt sieben ausgewählten Betrieben reagierten auf die Anfragen. Einer davon war die Librairie Ernster.

Die Librairie Ernster hat mehrere Filialen in Luxemburg
Die Librairie Ernster hat mehrere Filialen in Luxemburg Foto: Editpress/Alain Rischard

„Ernster – l’esprit livre ist schon seit Ende der 90er Jahre mit einem eigenen Online-Shop unterwegs, also war für uns relativ schnell klar, als Letzshop starten wollte, dass wir unbedingt dabei sein wollten“, sagt der Finanz- und Verwaltungsdirektor des Familienbetriebs, Paul Ernster. Der große Vorteil der Buchhandlung war, dass sie bereits vor dem Launch von Letzshop über eine eigene Bücher-Datenbank verfügte. Bei ihrer Anmeldung konnte sie gleich ihre vorhandenen Daten hochladen und so laut eigenen Angaben mit 300.000 Artikeln auf der Seite starten. Demnach stellt die Librairie Ernster mehr als die Hälfte aller auf Letzshop angebotenen Produkte.

Paul Ernster ist sehr zufrieden mit der Plattform. Letzshop sei eine gut aufgestellte Seite, mit vielen unterschiedlichen Unternehmern und Produkten. Auch das Team hinter der Plattform wird gelobt: Es sei offen für Anpassungen und wenn die Librairie Ernster ein Anliegen hat, werde stets eine Lösung gefunden. Zudem habe der Betrieb neue Kunden über die Plattform gewinnen können. Durchschnittlich 150 Bestellungen (von verschiedenen Kunden) würden jeden Monat über LetzShop bei der Librairie Ernster eingehen.

Wie wird man zum Letzshop-Verkäufer?

Interessierte Händler haben die Möglichkeit, die Letzshop-Plattform einen Monat lang kostenlos zu testen. Dafür müssen sie lediglich die Seite join.letzshop.lu aufrufen und dort ein Formular ausfüllen, teilt das Mittelstandsministerium auf Tageblatt-Nachfrage hin mit. Anschließend können die Händler ihre Produkte mittels einer Datei, einer API oder auch manuell hochladen. Die angebotenen Artikel sollen mit einer Produktbeschreibung sowie Fotos in guter Qualität angeworben werden. Einige Tage nach Vertragsunterzeichnung gehen die Shops dann online und können ihre Ware auf der Plattform anbieten.

Wollen die Händler die Plattform nach Ablauf des Probemonats weiter nutzen, müssen sie sich für eines von drei Abonnements entscheiden. Je nach abgeschlossenem Abonnement entfällt ein Mitgliedsbeitrag von 125 Euro, 250 Euro oder 1.000 Euro pro Jahr. Auch die für jede erhaltene Bestellung zu entrichtende Kommission wird von dem jeweiligen Abonnement bestimmt – entweder 2,5 oder 5 Prozent. Der Mitgliedsbeitrag wurde laut Ernster während der Corona-Pandemie für Betriebe zeitweise gestrichen.

Damit Händler aber überhaupt Produkte auf der Plattform anbieten können, müssen sie im Handelsregister eingetragen sein, über eine Niederlassungserlaubnis verfügen sowie umsatzsteuerpflichtig sein. Gemeinnützige Organisationen sind davon ausgeschlossen, teilt das Mittelstandsministerium mit.

„Meiner Meinung nach ist es wichtig, als Luxemburger Unternehmen auf Letzshop vertreten zu sein“, sagt Ernster – nicht nur, weil Produkte über die Webseite verkauft werden können, sondern auch, weil die Plattform es Betrieben ermögliche, ihre Sichtbarkeit online zu vergrößern. So sei Letzshop eine gute Möglichkeit, um Kunden auf Unternehmen und ihre Produkte aufmerksam zu machen und sie möglicherweise zu einem Ladenbesuch zu verleiten.

Kosten und Nutzen abwägen

Unter den 477 Verkäufern befindet sich neben der Librairie Ernster auch der WeltButtek Esch, der sich für fairen Handel, nachhaltige Entwicklung und verantwortungsvollen Konsum einsetzt. Mit durchschnittlich weniger als sechs Bestellungen pro Monat generiert der Laden allerdings nur einen geringen Anteil seiner Einnahmen über Letzshop, antwortet eine Vertreterin auf Nachfrage des Tageblatt. Dennoch konnte der WeltButtek neue Kunden aus verschiedenen Regionen des Landes über die Plattform gewinnen – und sogar welche aus dem Ausland.

Der WeltButtek begrüße, dass die Plattform es dem lokalen Handel ermöglicht, online Ware anzubieten. Das Escher Geschäft sei von Letzshop selbst kontaktiert und überzeugt worden, als Anbieter auf der Seite aktiv zu werden. Die Webseite an sich und die Abwicklung von Bestellungen würden „meistens“ klappen. Sollte aber ein technisches Problem auftreten, würde die Hilfe nicht lange auf sich warten lassen.

Die Seite könnte allerdings etwas übersichtlicher sein, meint die WeltButtek-Vertreterin. Sie gibt zudem zu bedenken, dass die für ihren Laden anfallende Kommission bei Bestellungen auf Letzshop höher ausfällt als bei Zahlungen über den Kreditkartenterminal im Laden selbst. Hinzu kämen dann noch die monatlichen Gebühren für die Mitgliedschaft auf Letzshop.

Heiner August M. Von der Vogelweide
19. Januar 2023 - 11.00

Einmal und nie wieder!

Bruno
17. Januar 2023 - 19.36

Nein danke, ich bleibe bei Amazon, billiger, schneller und gratis Versand.

dmp
17. Januar 2023 - 15.14

Dieser Beitrag fällt eher unter die Kategorie „redaktioneller PR-Artikel“, werden doch ausschließlich positive Aspekte der Online-Plattform erwähnt. Nun gibt es den Online-Handel betreffend prinzipielle Kritik, zum Beispiel bezüglich Umweltbilanz. Es wäre sinnvoll gewesen, einige Themen zumindest anzuschneiden und die betreffende luxemburgische Plattform um Stellungnahme zu bitten, wie sie einigen der negativen Auswirkungen begegnet und teilweise gar bereits Abhilfe schafft. Denn zweifelsohne ist man sich bei Letzshop dieser Problematiken bewusst und hat sich eventuell bereits Gedanken gemacht und gar Lösungsansätze entwickelt zu Aspekten wie: • die sogenannte letzte Meile, die bekanntlich äußerst umweltbelastend ist • viele Retouren, die unnötig Energie für Transporte verbrauchen • kürzere Lieferzeiten, die den Transport aufwendiger machen • Einführung von Mehrwegverpackungen im Online-Handel • Zustellungen, da diese nicht immer beim ersten Versuch klappen etc. Zumindest könnte Letzshop auf der eigenen Website einige Tipps für eine bessere Ökobilanz beim Online-Einkaufen veröffentlichen. Man könnte auf die Möglichkeit von Sammelbestellungen hinweisen, auf Lieferungen innerhalb weniger Stunden verzichten, Bestellungen gut überlegen um Rücksendungen zu vermeiden, Angaben der Online-Anbieter machen zum eigenen Firmenkodex im Bereich Umwelt- und Sozialstandards … um nur einige zu nennen.

Krescht
17. Januar 2023 - 14.38

Nëmmen 10% national online Akeef? An ech hat geduecht Amazon wär lëtzebuergesch...

kassnic840
17. Januar 2023 - 11.57

Schade Werben für Onlineverkauf in Europa aber scheinbar gehört Spanien nicht zu Europa.

Nomi
17. Januar 2023 - 11.32

Ech fannen dei' Preisser bei dem On-Line shop extrem gesalzen, wo'u dach keen Geschaeftloyer an aaner Kaeschten am Spill sinn !

Grober J-P.
17. Januar 2023 - 11.15

Plattform, he. Probieren sie nur mal die Suche mit Wäschetrockner, dann versteht man was gemeint ist.