Mittwoch19. November 2025

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DifferdinkKunst, die unter die Haut geht

Differdink / Kunst, die unter die Haut geht
Manche Tattoos wurden von Hand gestochen Foto: André Feller

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Seit Tausenden von Jahren existiert die Kunst des Tätowierens in den unterschiedlichsten Kulturen. Tattoos sind Kult, seit langen Jahren salonfähig und Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Den passenden Tätowierer fand der Kunde am vergangenen Wochenende anlässlich der „Differdink Tattoo Convention“. Unter allen anwesenden Künstlern konnten willige Kunden auch die traditionelle Tätowierkunst aus Thailand kennenlernen.

Während zwei Tagen fanden etliche Besucher den Weg zur Differdink Convention nach Oberkorn. Anders als bei ähnlichen Conventions in der Luxexpo, geht es in Differdingen gemütlicher zu. 50 Tätowierer brachten ihrer Kundschaft Symbole und Bilder unter die Haut. Unter den Tätowierwilligen begegneten wir Véronique, 57 Jahre alt, in Begleitung ihrer Tochter. Die Mutter lag entspannt auf der Liege. Es sei ihr viertes Tattoo, so Véronique. Ihr erstes Tattoo habe sie sich vor 26 Jahren stechen lassen. Danach war lange Zeit Pause angesagt. Es folgten unlängst zwei weitere Tattoos, eines davon ließ sie sich zusammen mit ihrer Tochter stechen – ein gemeinsames Geburtstagsgeschenk mit gleichem Motiv. Am vergangenen Samstag folgte dann das vierte Motiv, und es sei noch lange nicht das letzte, so Véronique. Als 14-Jährige ließ sich Véronique einen Ohrring stechen – sie sei damals die einzige Schülerin im Lyzeum gewesen, die einen Ohrring hatte, verrät sie.

Religiös-spirituelle Ursprünge

An einem anderen Stand begegnen wir dem thailändischen Tattoo-Künstler Chai. Wie alle anderen Künstler, nutzt auch Chai die handelsüblichen Tätowiermaschinen. Seine Spezialität sind Mandalas, Maori-Tattoos und Sak-Yant-Tattoos. Letztere hat Chai bei thailändischen Mönchen erlernt. Sak Yant haben religiöse, spirituelle und kulturelle Ursprünge, sie stammen vermutlich aus dem Zentrum des ehemaligen Khmer-Reichs aus dem 9. Jahrhundert. Die Symbolik dieser Tattoos kombiniert unter anderem Elemente aus dem Buddhismus und Animismus und schafft so eine visuelle und spirituelle Sprache. Die Sak Yant bringt Chai allerdings nicht mit einer Maschine an, sondern mittels des traditionellen Bambus.

Wurde früher tatsächlich mit Bambusrohren tätowiert, so nutzt man heute sterile Einwegnadeln, die an einem Bambusstab befestigt werden. Das Tattoo selbst wird von Hand gestochen. Auf den ersten Blick sieht diese traditionelle Kunst des Stechens etwas spektakulär aus. Dennoch gibt es Unterschiede. Bei der Tätowiermaschine wird die Haut durch die Nadel wie von einem Messer verletzt. Beim Bamboo gleitet die Nadel weniger zerstörend in die Haut, es entstehen geringere Gewebeverletzungen. Die Krustenbildung ist demnach wesentlich geringer, außerdem sei das Verfahren weniger schmerzhaft, wie uns Sébastien (30) berichtete. Spontan habe er sich für die Symbolik „Hah Taew“, die auf das alte Königreich Lanna zurückgeht, entschieden.

Der ursprüngliche Entwurf der fünfzeiligen Schriftzeilen wird dem buddhistischen Mönch Kruba Kam von Wat Ton Pin zugeschrieben. Jede der fünf Zeilen hat ihre eigene Bedeutung. Die erste Reihe schützt vor ungerechtfertigter Bestrafung. Die zweite Reihe soll den Träger vor einer schlechten Horoskop-Konstellation und einem Unglück schützen, während die dritte Reihe vor schwarzer Magie schützen soll. Glück, Erfolg und Vermögen sollen durch die vierte Zeile herbeigeführt werden. Schlussendlich soll die fünfte Schriftzeile dem Verleihen von Anziehungskraft und Charisma dienen.

Der junge Mann ist begeistert von der Tattoo-Kunst. Sein Körper soll ein Kunstwerk sein, meinte Sébastien. Demnach habe er vor, sich noch weitere Tattoos stechen zu lassen – dies sei halt eine Leidenschaft, die vor 10 Jahren begann.

Das Interesse an solchen Tattoo Conventions ist nach wie vor groß. Hier können sich die Besucher unter allen Künstlern umsehen und die Talente miteinander vergleichen, bevor sie sich tätowieren lassen.