Am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag. Die lebensbedrohliche Immunschwächekrankheit hat sich seit Anfang der 80er Jahre weltweit ausgebreitet und Millionen Menschen getötet, insbesondere in Afrika. Zu diesem Anlass betont das Gesundheitsministerium, dass es wichtig sei, allen Menschen einen gleichberechtigten Zugang zu HIV-Prävention, -Tests und -Behandlung zu gewährleisten.
„HIV ist nach wie vor eine vermeidbare Infektion, wenn man sich entsprechend verhält“, schreibt das Ministerium in einer Pressemitteilung. Deswegen wird bis zum 21. Dezember eine nationale Kampagne zur Aufklärung und Prävention durchgeführt. Das Ministerium will regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und die Verwendung von Instrumenten zur HIV-Prävention fördern. Deswegen werden kostenlose Kondome auf den Weihnachtsmärkten in Luxemburg-Stadt, Düdelingen und Diekirch verteilt.
„Risikoverhalten zu verstehen und eine auf die jeweilige Situation zugeschnittene Prävention zu wählen, sind wesentliche Maßnahmen, um sich selbst und andere zu schützen“, sagt Gesundheitsministerin Martine Deprez (CSV). Die Prävention ist auf drei Hauptachsen aufgebaut: der Verwendung von Kondomen, Tests zur Früherkennung und der antiretroviralen Therapie, die die Vermehrung der Viren im Körper unterdrückt. Dazu gehören Präexpositionsprophylaxe, die vor allem von schwulen Männern genutzt wird, um sich beim Sex vor einer Ansteckung mit HIV zu schützen, und Postexpositionsprophylaxe, die bei einer Notfallbehandlung innerhalb von 72 Stunden nach einem Risikokontakt wirksam ist.
Lage in Luxemburg
85 Prozent der Menschen im Großherzogtum, die mit HIV leben, werden diagnostiziert. „Die Zahlen zeigen deutliche Fortschritte“, schreibt das Ministerium. Davon nehmen 89 Prozent eine Behandlung in Anspruch – wovon wiederum 95 Prozent eine nicht nachweisbare Viruslast haben. 2023 wurden 53 neue Fälle registriert, was ein leichter Rückgang zu den 67 Fällen im Vorjahr darstellt. „Diese Neudiagnosen betrafen überwiegend junge Männer (20–35 Jahre), die Sex mit Männern hatten, während heterosexuelle Übertragungen ein breiteres Altersspektrum von 26 bis über 54 Jahren betrafen“, steht im Schreiben.
Entwicklung nicht überall gleich
Im vergangenen Jahr haben sich nach Angaben des UN-Aidsprogramms UNAIDS rund 1,3 Millionen Menschen mit HIV infiziert. Damit wurde bei den Neuinfektionen ein historischer Tiefstand erreicht. 630.000 Menschen starben 2023 an Krankheiten, die im Spätstadium von Aids auftreten. Auch das war der niedrigste Wert seit dem Höchststand von 2,1 Millionen Toten im Jahr 2004.
Allerdings gingen die Infektionszahlen nicht in allen Weltregionen zurück: In Osteuropa und im Nahen Osten hat die Zahl der HIV-Neuinfektionen zuletzt sogar zugenommen. Vom Ziel der UNO, HIV und Aids bis 2030 als Gesundheitsgefahr zu eliminieren, sei die Weltgemeinschaft daher noch weit entfernt, warnen Fachleute.
Neues Medikament als Hoffnungsträger
Für ärmere Länder ist die Versorgung von HIV-Infizierten mit Medikamenten wegen der hohen Kosten aber immer noch eine Herausforderung. Das spiegelt sich auch in den Diskussionen über das neue Medikament Lenacapavir wider: Das Mittel des US-Pharmakonzerns Gilead schützt laut klinischen Studien zu 100 Prozent vor einer HIV-Infektion und muss nur zweimal jährlich injiziert werden. Bisherige HIV-Medikamente in Tablettenform müssen täglich eingenommen werden.
Mit 40.000 Dollar (gut 38.000 Euro) pro Person und Jahr ist Lenacapavir bisher aber sehr teuer. Experten schätzen die Produktionskosten allerdings auf gerade einmal 40 Dollar. Im Oktober gab Gilead den Abschluss von Lizenzverträgen mit sechs Generikaherstellern bekannt, die das Mittel nun in Ländern mit niedrigem Einkommen produzieren und vertreiben sollen. Kritiker weisen allerdings darauf hin, dass Millionen HIV-Infizierte in Ländern leben, in denen eine solche kostengünstigere Version von Lenacapavir vorerst nicht erhältlich sein wird.
De Maart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können