Top 10Konkurrenzlos – Diese Politiker dominierten die Gemeindewahlen in Luxemburg

Top 10 / Konkurrenzlos – Diese Politiker dominierten die Gemeindewahlen in Luxemburg
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Es gibt Politiker in Luxemburg, die jeder kennt. Und dann gibt es Politiker, die in ihrer Proporzgemeinde so beliebt sind, dass sie unantastbar erscheinen. Das Tageblatt hat ausgerechnet, wer das ist und eine Top-10-Liste erstellt.

Dan Biancalana, LSAP-Bürgermeister in Düdelingen
Dan Biancalana, LSAP-Bürgermeister in Düdelingen Foto: Editpress/Alain Rischard

1. Dan Biancalana (Score: 4,722)

Der Düdelinger LSAP-Bürgermeister Dan Biancalana belegt den ersten Platz in unserer Liste. Er konnte auch bei diesen Wahlen wieder die meisten Stimmen in seiner Gemeinde sammeln. Die Wähler haben insgesamt 6.818 (von 164.619) Kreuze bei seinem Namen oder bei der LSAP-Liste gemacht. Heißt: 4,14 Prozent der Stimmen sind bei ihm gelandet. Warum ist das so?„Ich glaube, ich bin von meinem Wesen her authentisch – das kann man jetzt positiv oder negativ sehen“, sagte Biancalana am Donnerstagmittag gegenüber dem Tageblatt. Er habe auch immer viel Kontakt mit den Menschen in seiner Gemeinde und sei auch oft zugänglich. Doch auch die politischen Projekte und die historische Rolle der LSAP in Düdelingen seien ein Grund für dieses Resultat. Der Sozialist ist seit 2014 Bürgermeister von Düdelingen und hat bei den Kommunalwahlen 2017 insgesamt 6.923 Stimmen gesammelt – also leicht mehr als am Sonntag. „Bei den vergangenen Wahlen hatte ich zugelegt, aber irgendwann kommt man auf einen Punkt, wo man nicht mehr hinzugewinnen kann“, meinte Biancalana. Außerdem sei eine Partei in Düdelingen hinzugekommen, was wiederum Stimmen kosten würde. „Und: Ein Bürgermeister ist immer an vorderster Front“, so Biancalana. Dadurch könne man sehr viele Stimmen gewinnen, aber auch verlieren.

Die Berechnungsmethode

Schaut man sich nur an, wie viel Prozent der abgegebenen Stimmen ein Kandidat in seiner Kommune erhalten hat, wird schnell klar, dass Politiker in kleineren Gemeinden im Vorteil sind. Der Grund: Wenn weniger Kandidaten antreten, ist es einfacher, einen größeren Teil der Stimmen zu ergattern. Weniger Konkurrenz bedeutet mehr Stimmen. Um das auszugleichen, hat das Tageblatt den Anteil der Stimmen mit der Kandidatenanzahl in der jeweiligen Kommune multipliziert. In Luxemburg-Stadt sind beispielsweise 230 Kandidaten angetreten – in Steinfort 44. Wenn also mehr Politiker kandidieren, hat jedes Prozent an Stimmen mehr Gewicht. Das Resultat ist unsere Top-10-Liste, die sich auf die Proporzgemeinden bezieht.

Simone Asselborn-Bintz, LSAP-Bürgermeisterin in Sanem
Simone Asselborn-Bintz, LSAP-Bürgermeisterin in Sanem Foto: Editpress/Julien Garroy

2. Simone Asselborn-Bintz (Score: 4,648)

2020 bekam Sanem zum ersten Mal eine Bürgermeisterin: Simone Asselborn-Bintz folgte auf Georges Engel. Davor war sie Gemeinderätin (2005) und Schöffin (2011). Im Januar 2020 rückte sie für Alex Bodry als neue LSAP-Südabgeordnete ins Parlament nach. Nicht wirklich Neuland, denn bereits 2018 saß sie für kurze Zeit im hohen Haus. Ihre Zeit als Bürgermeisterin scheint jedenfalls Früchte getragen zu haben. Bei den diesjährigen Wahlen konnte die 57-Jährige 4.258 der 124.590 abgegebenen Stimmen für sich beanspruchen. Oder anders ausgedrückt: 3,42 Prozent. Bei den vorigen Wahlen waren es nur 3.535 Stimmen. In Sanem stehen alle Zeichen auf eine Koalition zwischen LSAP und CSV. Dass Asselborn-Bintz dabei der Bürgermeisterposten zusteht, scheint klar.

Lydie Polfer, DP-Bürgermeisterin in Luxemburg-Stadt
Lydie Polfer, DP-Bürgermeisterin in Luxemburg-Stadt Foto: Editpress/Hervé Montaigu

3. Lydie Polfer (Score: 4,388)

Luxemburg-Stadt ohne Lydie Polfer ist fast nicht vorstellbar. Die DP-Politikerin ist schon seit mehr als 40 Jahren in der Kommunalpolitik unterwegs. Bereits 1982 konnte sie sich (für 18 Jahre) den Bürgermeisterposten sichern. 2013 durfte sie das Amt dann wieder übernehmen – und hält es seitdem fest in der Hand. Die Siebzigjährige erhielt am Sonntag 15.212 von den 797.430 abgegebenen Stimmen. Das sind 1,91 Prozent. Das klingt im Vergleich zu anderen Politikern vielleicht nach nicht viel, aber in der Stadt standen immerhin 230 Kandidaten zur Wahl. Die CSV erhoffte sich eigentlich, Polfer den Bürgermeisterposten streitig machen zu können. CSV-Spitzenkandidat Serge Wilmes konnte sich schlussendlich „nur“ 11.699 Stimmen sichern. Polfer bleibt also die meistgewählte Politikerin in der Hauptstadt.

Romain Mertzig, LSAP-Schöffe in Petingen
Romain Mertzig, LSAP-Schöffe in Petingen Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

4. Romain Mertzig (Score: 4,316)

Die LSAP hat in Petingen nicht die meisten Stimmen erhalten. Und trotzdem landet Petinger LSAP-Spitzenkandidat Romain Mertzig auf Platz Nummer vier in unserer Liste. Der 58-Jährige hat in seiner Gemeinde die meisten Stimmen erhalten: 3.726 von 126.033. Das sind 2,96 Prozent. Trotzdem konnte er bei den vorigen Kommunalwahlen noch vier Stimmen mehr sammeln. Mertzig ist momentan Schöffe und das schon seit zwei Mandatsperioden. Die Frage, ob er Bürgermeister werden wolle, bejahte Mertzig am Sonntagabend zwar, fügte aber hinzu: „Selbstverständlich will man das, aber man muss realistisch bleiben, wir sind nicht die stärkste Partei. Alles ist nun Verhandlungssache, und wir befinden uns nicht in einer ‚position de force’.“

Michel Wolter, CSV-Bürgermeister in Käerjeng
Michel Wolter, CSV-Bürgermeister in Käerjeng Foto: Editpress/Didier Sylvestre

5. Michel Wolter (Score: 3,991)

Michel Wolter ist in Käerjeng das, was Lydie Polfer in Luxemburg-Stadt ist. Der CSV-Politiker sitzt schon seit mehr als zehn Jahren fest im Sessel des Bürgermeisters und hat sich auch an diesem Sonntag nicht davon trennen lassen. Mit 3.365 von 75.878 Stimmen scheint er in seiner Gemeinde weiterhin der beliebteste Politiker zu sein. Immerhin wurden ihm 4,44 Prozent der Kreuze angerechnet. Ein gutes Resultat, und trotzdem schlechter als im Jahr 2017, als er 3.574 Stimmen sammeln konnte. Der Abgeordnete und Ex-Innenminister hat sich kurz vor den Wahlen mit seinem Koalitionspartner „déi gréng“ angelegt. Der Grund: der „Contournement“. Seiner Beliebtheit scheint der Streit innerhalb des Schöffenrats allerdings nicht geschadet zu haben.

Léon Gloden, CSV-Bürgermeister in Grevenmacher
Léon Gloden, CSV-Bürgermeister in Grevenmacher Foto: Editpress/Julien Garroy

6. Léon Gloden (Score: 3,944)

Léon Gloden konnte sein vorheriges Ergebnis bei diesen Gemeindewahlen noch einmal um rund 100 Stimmen verbessern. Der CSV-Politiker konnte am Sonntag 7,17 Prozent der Stimmen in Grevenmacher absahnen. 1.659 von 23.135 abgegebenen Stimmen gingen auf sein Konto. Der Anwalt ist seit 2011 Bürgermeister von Grevenmacher und seit 2009 Abgeordneter in der Chamber. „Wir machen weiter wie bisher, die Koalition bleibt bestehen“, sagte Gloden am Sonntagabend. Insgesamt sind rund 130 Millionen Euro in den vergangenen zwölf Jahren in die Gemeinde investiert worden. Vorwürfe, das sei zu viel und die Projekte zu groß gedacht, hat Gloden immer zurückgewiesen. Viele Wähler scheinen ihm recht zu geben.

Sammy Wagner, LSAP-Bürgermeister in Steinfort
Sammy Wagner, LSAP-Bürgermeister in Steinfort Archivfoto: Editpress

7. Sammy Wagner (Score: 3,921)

Sammy Wagner hat Guy Pettinger 2021 als Bürgermeister von Steinfort abgelöst. Der damals 34-jährige LSAP-Politiker und Physiklehrer gab sich selbstbewusst und sagte dem Tageblatt gegenüber: „Ich hatte da einen guten Lehrmeister.“ Die Wähler haben seine Arbeit in den vergangenen Jahren mit 2.407 der 27.008 abgegebenen Stimmen gewürdigt. Satte 8,91 Prozent der Wähler wollten Wagner noch einmal als Bürgermeister sehen – das ist der größte Anteil unter den zwanzig Ersten unserer Liste. Ein Grund dafür könnte auch die große Beliebtheit der LSAP in Steinfort sein. Immerhin hat die Partei 55 Prozent der Stimmen erhalten. Trotzdem: 2017 hatte Wagner nur 1.141 Stimmen erhalten. „Ich habe einen Tag gebraucht, um das sacken zu lassen“, sagte Wagner in einem Video am Dienstag.

Jean-Marie Halsdorf, CSV-Schöffe in Petingen
Jean-Marie Halsdorf, CSV-Schöffe in Petingen Foto: Editpress/Tania Feller

8. Jean-Marie Halsdorf (Score: 3,921)

Jean-Marie Halsdorf sicherte sich 1988 sein erstes Mandat im Stadtrat von Petingen. Seitdem war er Bürgermeister, Innenminister und momentan sowohl Schöffe als auch Abgeordneter. Der 65-Jährige hat während seiner Politikerkarriere sehr viel Erfahrung gesammelt. Das scheint die Wähler auch zu beeindrucken, denn Halsdorf konnte 3.385 von 126.033 abgegebenen Stimmen sammeln – also 2,69 Prozent. Halsdorf ist der einzige Politiker in unserer Top 10, der in seiner Gemeinde nicht die meisten Stimmen bekommen hat. LSAP-Schöffe Romain Mertzig konnte ihn um 341 Stimmen schlagen. Die Gremien beider Parteien werden sich jetzt noch treffen, um Koalitionsgespräche abzusegnen.

Georges Keipes von der Biergerlëst Gemeng Cliärref
Georges Keipes von der Biergerlëst Gemeng Cliärref Foto: privat

9. Georges Keipes (Score: 3,920)

Ex-Minister, Abgeordnete, Bürgermeister: Die Liste ist gefüllt mit Politik-Prominenz. Georges Keipes ist in Clerf für die Bürgerliste „Biergerlëst Gemeng Cliärref“ als Spitzenkandidat angetreten – und hat den amtierenden CSV-Bürgermeister Emile Eicher um 306 Stimmen geschlagen. Die Wähler haben 27.419 Kreuze gemacht. Davon erhielt der 35-Jährige 1.954 bzw. 7,13 Prozent. Bei den vergangenen Wahlen trat der momentane Schöffe und Jurist zuerst an und erhielt 985 Stimmen. „Die Menschen wollen vielleicht auch einfach eine Veränderung. Wir stehen für eine andere Politik und mehr Transparenz. Wir wollen die Bürger verstärkt einbinden und auf dem Laufenden halten“, sagte Keipes gegenüber dem Tageblatt. Der Politiker übernimmt nun das Amt des Bürgermeisters in Clerf und geht in eine Koalition zusammen mit Eichers CSV. „Ich habe eigentlich immer gut mit ihm zusammengearbeitet“, so Keipes.

Georges-Mischo, CSV-Bürgermeister in Esch
Georges-Mischo, CSV-Bürgermeister in Esch Foto: Editpress/Julien Garroy

10. Georges Mischo (Score: 3,875)

Georges Mischo gelang es 2017, die LSAP in ihrer Hochburg Esch zu schlagen. Der CSV-Bürgermeister erhielt bei diesen Wahlen noch 479 Stimmen mehr und konnte sich so mit seinen 4.977 von 195.216 abgegebenen Stimmen als meistgewählter Politiker in seiner Gemeinde behaupten. 2,55 Prozent der Kreuze gingen auf sein Konto. Das ist für den 48-jährigen Abgeordneten auch einer der Gründe, warum er den Bürgermeisterposten noch einmal übernehmen will. CSV, „déi gréng“ und DP haben am Donnerstag angekündigt, dass sie ihre Sondierungsgespräche „erfolgreich abgeschlossen“ haben. Die Koalitionsgespräche dürften kommende Wochen beginnen.