Die „Bréifdréieschgewerkschaft“ (BG), die dem Postsyndikat angehört und rund 800 Mitglieder zählt, hielt am Mittwoch ihren Kongress in Walferdingen ab. Im Mittelpunkt stand die Rede von BG-Präsident Raymond Juchem, der zu einem Rundumschlag gegen Arbeitgeberorganisationen wie UEL, Fedil und die Handwerkskammer ausholte.
Juchem warf deren Vertretern Arroganz und mangelndes soziales Engagement vor. Das Patronat würde die Anliegen der arbeitenden Menschen nicht ernst nehmen, ja sogar verhöhnen. Als Beispiele nannte er die Infragestellung des jüngsten Gehälterabkommens im öffentlichen Dienst, der Anrechnung der Studienjahre und der Mutterrente – insbesondere aber die Forderung nach einem Karenztag im Krankheitsfall. Ein Unding, gibt Juchem zu verstehen, man fühle sich fast wie im „Trottel-Trump-Land“. Zielsetzung scheine es zu sein, dass man auch krank seiner Arbeit nachgehen solle. Auch zur aktuellen Debatte um die Pensionsreform bezog der BG-Präsident Stellung. Er hoffe, dass die Gewerkschaften kompromisslos Widerstand leisten, sollten sich Verschlechterungen abzeichnen.
Juchem teilte jedoch nicht nur gegen das Patronat aus, sondern auch gegen die Gewerkschaftskollegen von OGBL und LCGB, die er im gewerkschaftlichen Kampf innerhalb der Post nicht an seiner Seite zu sehen scheint. Dagegen lobte er mehrfach die Arbeit der „Confédération générale de la fonction publique“ (CGFP) – ein Lob, das wohl den laufenden Sozialwahlen im öffentlichen Dienst geschuldet sein dürfte.
Schandtat des Ex-Präsidenten
Ein weiteres Thema seiner Rede war der Finanzskandal, der die Vorgängerorganisation der BG, die FSFL, vor Jahren erschütterte. Viele Briefträger, deren Familien und Freunde seien damals vom FSFL-Präsidenten um ihr Geld gebracht worden, was letztlich zur Auflösung der Gewerkschaft führte. Insgesamt 560 Millionen Franken, heute 14 Millionen Euro, sind damals veruntreut worden. Für viele sei das eine katastrophale Situation gewesen, und die Erinnerung daran bleibe, betonte Juchem.
Umso fassungsloser sei er gewesen, als er hörte, dass der damalige Präsident aus dieser Erinnerung gestrichen werden wolle. Nicht nachvollziehbar sei für ihn auch, dass ein Gericht dem Mann sogar recht gab und entschied, dass RTL jedes Mal 7.000 Euro Strafe zahlen müsse, wenn es seinen Namen nennt. „Das Urteil ist respektlos gegenüber den Geschädigten“, so Juchem. Die Schandtat des FSFL-Präsidenten könne und dürfe nicht in Vergessenheit geraten. Ob jemand der damals Geprellten sein eingezahltes Geld bis heute nicht vollständig zurückerhalten hat, blieb beim Kongress am Mittwochabend offen.
Klage wegen Diskriminierung
Was die Klage vor dem Verwaltungsgericht anbelangt, mit der 320 Briefträger gegen die Diskriminierung in ihrer Laufbahn im Vergleich zu anderen Berufen mit gleicher Ausgangslage vorgehen und eine Neubewertung ihrer Karrierechancen fordern, gab es am Mittwoch keine Neuigkeiten. BG-Generalsekretär Sacha Petulowa erklärte, man müsse wohl länger Geduld haben. Seinen Ausführungen zufolge zeige die Postdirektion schlechten Willen und scheine eine Lösung bewusst hinauszögern zu wollen.
Als Gastredner trat am Mittwoch beim Kongress auch CGFP-Präsident Romain Wolff auf. Er zeigte sich besorgt über die Herausforderungen, denen sich alle gegenübersehen – angesichts von Krieg in der Ukraine und anderen Krisen. Die Bewältigung dieser Probleme werde nicht ohne finanzielle Mittel auskommen. „Aber woher sollen sie kommen? Höhere Steuern? Neue Schulden?“, fragte Wolff und warnte zugleich davor, die Pensionsreserven für andere Zwecke zu nutzen. Dies wäre eine Gefahr für den sozialen Frieden im Land.
		    		
                    De Maart
                
                              
                          
                          
                          
                          
                          
                          
                          
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