Lëtzebuerger Filmpräis„Kommunioun“ geht als großer Gewinner hervor – Vicky Krieps und Marc Limpach beste Schauspieler

Lëtzebuerger Filmpräis / „Kommunioun“ geht als großer Gewinner hervor – Vicky Krieps und Marc Limpach beste Schauspieler
Das große Treffen der Luxemburger Filmszene fand am Samstag statt Foto: Editpress/Alain Rischard

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Bei der zehnten Auflage des „Lëtzebuerger Filmpräis“ im Grand Théâtre wurde die luxemburgische Filmproduktion der letzten zwei Jahre geehrt. „Kommunioun“ von Jacques Molitor war der große Gewinner des Abends. Vicky Krieps und Marc Limpach wurden als beste Schauspieler prämiert – Krieps für ihre Verkörperung von Elisabeth von Österreich in Marie Kreutzers „Corsage“, Limpach für seine Rolle des Polizeirats Victor Renner im Film „Hinterland“ von Stefan Ruzowitzky.

So weit die wichtigsten Informationen, die immer als Erstes nach einer Awardshow in den Schlagzeilen der Nachrichten durchgegeben werden – unabhängig davon, ob es sich um die Oscars, die Césars oder um den „Lëtzebuerger Filmpräis“ handelt. Fast 450 Mitglieder der „Lëtzebuerger Filmakademie“, die die luxemburgischen Filmschaffenden versammelt, haben während der letzten Wochen in zwei Wahlrunden die Gewinner von insgesamt elf Preisen auserkoren. Zwei weitere Auszeichnungen wurden von unabhängigen Jurys verliehen.

Die erste dieser Jurys war die ALPC – die „Association luxembourgeoise de la presse cinématographique“ – die, „profession oblige“, den Kritikerpreis an „Les Intranquilles“ von Joachim Lafosse übergab. Der Film erzählt vom Leben einer Kleinfamilie, in der der Vater an einer bipolaren Störung leidet. In dieser Samsa-Koproduktion waren Damien Bonnard und Leïla Bekhti in den Hauptrollen zu sehen. Sie ist ein weiteres Werk, das aus der langjährigen Zusammenarbeit des belgischen Regisseurs und der luxemburgischen Produktionsfirma entstanden ist. Sein nächster Spielfilm „Un silence“, ebenfalls von Samsa mitproduziert, feierte Weltpremiere beim Filmfestival in San Sebastian und das nächste Projekt ist auch schon in der Pipeline.

Eine Jury, bestehend aus internationalen Fachleuten, prämierte hingegen das VR-Projekt „Missing Pictures“ von Clément Deneux, welches unter anderem von Wild Fang Films koproduziert wurde. Das Projekt, welches sich ganz überraschend gegen das sehr mediatisierte „Le Bal de Paris“ von Bianca Li durchsetzte, gab weltweit anerkannten FilmemacherInnen wie Tsai Ming-Liang oder Naomi Kawasi die Möglichkeit, von Filmprojekten zu erzählen, die sie nie vervollständigen sollten.

Regisseur Jacques Molitor am Rednerpult und Produzent Gilles Chanial (r.) nahmen ihren Preis für „Kommunioun“ entgegen
Regisseur Jacques Molitor am Rednerpult und Produzent Gilles Chanial (r.) nahmen ihren Preis für „Kommunioun“ entgegen Foto: Editpress/Alain Rischard

Standing Ovation für Tanson

Jacques Molitor erhielt zusammen mit „Les films fauves“-Produzent Gilles Chanial den Preis für den „Meilleur long métrage luxembourgeois de fiction ou d’animation“. „Kommunioun“ erstellt mithilfe von Genre-Codes einen blutrünstigen Kommentar auf die luxemburgische Conditio, fernab jeglicher Nation-Branding-Allüren. Der Regisseur freute sich, dass der Genrefilm endlich seinen Platz in der luxemburgischen Filmlandschaft gefunden hat und verwies auf Loïc Tansons „Läif a Séil“, der seit Kurzem in den Kinos zu sehen ist. Überreicht wurde Molitor und Chanial dieser Preis von den scheidenden Medien- und Kulturministern Xavier Bettel und Sam Tanson. Bettel bedankte sich für die oft tumultuöse Zusammenarbeit der letzten zwei Legislaturperioden und unterstrich dabei seine Freude, das Etat für die Filmbranche erhoben haben zu dürfen. Nach Danksagungen vonseiten Sam Tansons erhob sich die Filmszene unter tosendem Applaus für eine Standing Ovation.

Tosenden Applaus gab es für Noch-Kulturministerin Sam Tanson
Tosenden Applaus gab es für Noch-Kulturministerin Sam Tanson Foto: Editpress/Alain Rischard

„Kommunioun“ durfte sich noch über einen zweiten „Filmpräis“ freuen. Amandine Klee erhielt die traditionell von Patricia Lippert gestaltete Statue in der Kategorie mit dem sehr langen Titel „Prix de la meilleure contribution créative dans une œuvre de fiction ou documentaire“. Über diesen Preis freute sich nicht nur die Kamerafrau selbst – die das Filmemachen als kollektive Leistung unterstrich, während sie sich bei der ganzen Crew bedankte –, sondern auch eine andere Preisträgerin. „Corsage“-Regisseurin Marie Kreutzer gönnte Klee den Preis von ganzem Herzen, obschon die luxemburgische Toncrew ihres Filmes mit nominiert war. Es gäbe noch immer nicht annähernd genug Kamerafrauen in der Filmbranche – für die Kamera bei „Corsage“ war Judith Kaufman zuständig.

Marie Kreutzer durfte sich ebenfalls zweimal freuen. Die an diesem Abend nicht anwesende Sissi-Darstellerin Vicky Krieps erhielt nach Cannes und vielen anderen Auszeichnungen – darunter auch den Österreichischen Filmpreis – den zweiten „Filmpräis“ in ihrer Karriere. Einmal gab Marie Kreutzer selbst ein Statement, während Kollegin Jeanne Werner in einem zweiten Statement von Krieps zu verstehen gab, dass diese ihren Preis an ihre Regisseurin weiterreichen würde, für die Zusammenarbeit sowie die Art, wie mit Kreutzer nach den Enthüllungen des Falles Teichtmeister umgegangen wurde und sie auch in Österreich zum Teil fallen gelassen wurde. Beim Österreichischen Filmpreis wurde „Corsage“, mit Ausnahme der Auszeichnung für Krieps, in technischen Kategorien wie Kamera, Masken- und Kostümbild Sieger, Kreutzer ging jedoch komplett leer aus. Nach der Affäre verpufften auch die Chancen bei den Oscars. Am Samstag gab es jedoch einen „Filmpräis“ in der Kategorie der besten Koproduktion für die Regisseurin.

„Corsage“-Regisseurin Marie Kreutzer ging beim Österreichischen Filmpreis leer aus – anders lief es in Luxemburg
„Corsage“-Regisseurin Marie Kreutzer ging beim Österreichischen Filmpreis leer aus – anders lief es in Luxemburg Foto: Editpress/Alain Rischard

Ganz unüberraschend ging der Preis des besten Kurzfilms an „La valise rouge“ von Cyrus Neshvad – der Applaus war trotz Gewinn und im Vergleich zu anderen Mitnominierten eher bescheiden –, während André Dziezuk für seine „bande originale“ für den Animationsfilm „Icare“ von Carlos Vogele ausgezeichnet wurde. Wenngleich die beiden Herren ihre jeweiligen Kategorien schon fast monopolisiert gehabt scheinen, muss angemerkt werden, dass die Auszeichnung an Dziezuk in jeder Hinsicht verdient ist. Die Musik ist tatsächlich der stärkste Aspekt von „Icare“ und sticht in seinem bisherigen Schaffen heraus. Der Animationsfilm – ein wichtiges Standbein der lokalen Produktion, die auch international seit Langem wahrgenommen wird – wurde ebenfalls mehrmals prämiert.

Daneben war es noch spannend zu erfahren, an wen der Preis in Sachen Koproduktion des Animationsfilms gehen würde. Mit „Le petit Nicolas“, „Le sommet des Dieux“, „My Love Affair with Marriage“ und „Where is Anne Frank“ war dies um Längen die stärkste Kategorie beim diesjährigen Filmpreis. Gewonnen hat schlussendlich Ari Folmans Film „Where is Anne Frank“, den Jani Thilges von Samsa, wie er sich erlaubte, anzumerken, nicht nur koproduziert, sondern auch produziert hat. Es sei sein erster und auch letzter Animationsfilm, sagte Thilges. Für seinen Beitrag am Film „My Love Affaire with Marriage“ von Signe Baumane erhielt Tonmeister Loïc Collignon dann auch eine Auszeichnung.

Anne Schiltz und Anne Schroeder wurden für ihre Arbeit am Dokumentarfilm „Michel Majerus – Next Step“ prämiert. Schiltz hob in ihrer Dankesrede die Wichtigkeit des „team effort“ hervor sowie die Tatsache, dass sie das Projekt ursprünglich von Paul Kieffer übernommen hat. Schroeder bedankte sich für die Zusammenarbeit in den letzten 25 Jahren und drückte ihre Freude darüber aus, dass Filmemacher, die sie im BTS begleitete, nun auch für Filmpreise nominiert seien. „Michel Majerus – Next Step“ war ihre letzte Arbeit als Produzentin für Samsa.

Die Gewinner

Prix de la meilleure musique originale: André Dziezuk für „Icare“
Prix de la meilleure contribution créative dans une œuvre d’animation: Loïc Collignon (Soundtrack) für „My Love Affair with Marriage“
Prix de la meilleure contribution créative dans une œuvre de fiction ou documentaire: Amandine Klee (Kamera) für „Kommunioun“
Prix de la meilleure interprétation féminine: Vicky Krieps in „Corsage“
Prix de la meilleure interprétation masculine: Marc Limpach in „Hinterland“
Prix de la meilleure série ou production transmedia: „Filmreakter Quickies“, produziert von der „Filmreakter asbl.“
Prix du meilleur court métrage: „La valise rouge“, unter der Regie von Cyrus Neshvad und produziert von Cynefilms
Prix du meilleur long métrage d’animation en coproduction: „Where is Anne Frank“, unter der Regie von Ari Folman und koproduziert von Samsa Film
Prix du meilleur long métrage de fiction ou documentaire en coproduction: „Corsage“, unter der Regie von Marie Kreutzer und koproduziert von Samsa Film
Prix du meilleur long métrage documentaire luxembourgeois: „Michel Majerus – Next Step“, unter der Regie von Anne Schiltz und produziert von Samsa Film
Prix du meilleur long métrage luxembourgeois de fiction ou d’animation: „Kommunioun“, unter der Regie von Jacques Molitor und produziert von Les films fauves