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Forum / Klimaresilienz ist eine strategische Investition
  Foto: Annika Hammerschlag/AP/dpa

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Für Schwellen- und Entwicklungsländer sind Investitionen in Klimaresilienz kein Luxus, sondern ein Muss. Klimakatastrophen und ökologische Degradation beeinträchtigen die wirtschaftlichen Aussichten dieser Länder und belasten ihre Finanzen. Noch gravierender ist vielleicht, dass aufgrund dieser Schocks deren untragbare Schuldensituation in einer Zeit verschärft wird, da die Geberländer ihre Entwicklungshilfe kürzen. Dadurch wird es für Schwellen- und Entwicklungsländer noch schwieriger, Investitionen in die Anpassung an den Klimawandel zu finanzieren.

In den letzten zwei Jahrzehnten haben 74 Volkswirtschaften, die dem Climate Vulnerable Forum und der Vulnerable Group of Twenty angehören, aufgrund von Klimaschocks Verluste in Höhe von mehr als 525 Milliarden US-Dollar hinnehmen müssen – das entspricht etwa 20 Prozent ihres gesamten BIP. Zu diesen Klimaschocks zählen akute Katastrophen wie Überschwemmungen, Hurrikane und Dürren sowie auch langsamere Prozesse wie Wüstenbildung und Küstenerosion.

Unterdessen hat die Zerstörung natürlicher Ökosysteme durch Entwaldung und Verlust der biologischen Vielfalt die Unsicherheit der Nahrungsmittel- und Wasserversorgung verschärft und die Klimarisiken erhöht, da natürliche Kohlenstoffsenken verloren gegangen sind. Diese Dynamik schafft enorme Herausforderungen – nämlich begrenzten fiskalischen Spielraum und hohe Kapitalkosten – wodurch Länder in einem Teufelskreis der Vulnerabilität gefangen sind. Um sich daraus zu befreien, muss die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen erheblich aufgestockt werden.

Zu diesem Zweck wurden im Rahmen der im Jahr 2022 ins Leben gerufenen Sharm El-Sheikh Anpassungsagenda 30 Anpassungsziele in Schlüsselbereichen wie Landwirtschaft, öffentliche Gesundheit und Infrastruktur formuliert, um bis 2030 inklusive, wirksame und gerechte Maßnahmen voranzutreiben. Die angestrebten Ergebnisse haben nicht nur defensiven Charakter, sondern schaffen auch Arbeitsplätze, steigern die Produktivität und verbessern die Kreditwürdigkeit. Leider finden diese Vorteile keinen Niederschlag in den aktuellen makroökonomischen Rahmenwerken.

Verringerung dieser Risiken

Das Problem hat strukturelle Ursachen. Bestehende makrofiskalische Instrumente – wie die vom Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und infolgedessen auch der Rating-Agenturen – verwendeten Rahmenwerke zur Schuldentragfähigkeit – berücksichtigen zwar klimabezogene Risiken, erkennen jedoch die wirtschaftlichen Vorteile einer Verringerung dieser Risiken nicht ausreichend an. Naturkatastrophen – ob klimabedingt oder nicht – werden (zu Recht) als Bedrohung für die fiskalische Stabilität angesehen. Die zur Abmilderung der Katastrophenauswirkungen erforderlichen Investitionen werden jedoch nur als zusätzliche Belastung des Schuldenstandes betrachtet und nicht als entscheidende Maßnahmen für die Verringerung von Verlusten oder als Motor für die Entwicklung wachstumsfördernder strategischer Vermögenswerte. So haben etwa Investitionen in die hochwasserresiliente Infrastruktur in Vietnam nicht nur den finanziellen Aufwand zur Behebung der Schäden reduziert, sondern auch für eine Wertsteigerung von Grundstücken gesorgt, die öffentliche Gesundheit verbessert und die Produktivität der Arbeitnehmer erhöht. Und mit Investitionen in naturbasierte Lösungen wie der Wiederherstellung von Mangroven oder Feuchtgebieten können Klima-, Ernährungs- und Wasserprobleme gleichzeitig angegangen und die Leistungsfähigkeit der Infrastruktur verbessert werden.

Infolgedessen werden wirkungsvolle Maßnahmen wie Küstenschutz, unterirdische Stromleitungen und die Wiederherstellung von Mangroven zugunsten konventionellerer Infrastrukturprojekte wie Straßen, Brücken und Häfen vernachlässigt.

Diese verkehrten Anreize finden ihren Ausdruck in den Planungs- und Haushaltsberechnungen der Schwellen- und Entwicklungsländer. Die Umweltministerien, die die national festgelegten Beiträge und nationalen Anpassungspläne im Rahmen des Pariser Klimaabkommens überprüfen, arbeiten in der Regel nicht systematisch mit den Finanzministerien zusammen, sodass diese Resilienzstrategien nicht vollständig in die mittel- und langfristige nationale Finanzplanung einfließen. Dadurch besteht die Gefahr, dass sowohl national festgelegte Beiträge als auch nationale Anpassungspläne eher Wunschvorstellungen bleiben als in umsetzbare Maßnahmen münden.

Da wichtige Anpassungsinvestitionen keinen Eingang in die jeweiligen Staatshaushalte finden und Zuschüsse oder konzessionäre Finanzierungen nicht ausreichen, um die daraus resultierenden Lücken zu schließen, fordern viele eine Änderung der Behandlung von Schulden, darunter auch Reformen der fiskalischen Rahmenbedingungen, damit Investitionen in die Klima- und Naturresilienz als produktiv gelten. Ein aktueller Bericht der Bridgetown Initiative skizziert vier Schritte, wie Regierungen dieses Ziel erreichen können.

Vier Schritte sind notwendig

Erstens müssen die Schwellen- und Entwicklungsländer akute und chronische Klima- und Naturrisiken quantifizieren. Ein besseres Verständnis der potenziellen makroökonomischen Auswirkungen kann dabei helfen, den Finanzierungsbedarf zur Verringerung dieser Risiken besser einzuschätzen. Der Bericht enthält eine neue Typologie zur Kategorisierung von Investitionen nach Risikotyp und Sektor. Diese Vorgehensweise würde den Prozess vereinfachen.

Sobald die Politik die erforderlichen Investitionen ermittelt hat, gilt es, deren Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum zu bewerten. Ausgaben für Resilienzmaßnahmen können künftige Verluste durch Klimakatastrophen verringern, die Produktivität steigern und die Einkommen erhöhen. Diese Vorteile müssen in Prognosemodelle einbezogen werden, wie dies bereits bei traditionellen Infrastrukturinvestitionen der Fall ist.

Die langfristigen Wachstumsvorteile von resilienzorientierten Investitionsprojekten könnten dann in Analysen zur Schuldentragfähigkeit berücksichtigt werden. Dies würde zeigen, dass solche Investitionen unter den richtigen Finanzierungsbedingungen tatsächlich haushaltspolitisch sinnvoll sind, wodurch wiederum eine großzügigere und längerfristige Kreditaufnahme möglich wäre.

Mit einem umfassenderen Verständnis der makroökonomischen Auswirkungen resilienzorientierter Maßnahmen können die Schwellen- und Entwicklungsländer schließlich glaubwürdige Investitionspläne und Finanzierungsstrategien entwickeln, die mit der Fiskal- und Haushaltspolitik in Einklang stehen.

Die Berücksichtigung von Klimaresilienz in der makroökonomischen Planung sollte das Wachstumspotenzial eines Landes stärken und nicht schwächen. Bei guter Umsetzung ermöglichen diese neuen Wachstumsaussichten den jeweiligen Finanzministerien eine effektivere Zusammenarbeit mit Gebern, Ratingagenturen, Märkten und internationalen Finanzinstitutionen, die alle eine wichtige direkte oder indirekte Rolle bei der Unterstützung von Resilienz- und Anpassungsmaßnahmen spielen.

Da IWF und Weltbank derzeit ihren Rahmen für die Tragfähigkeit der Verschuldung von Ländern mit niedrigem Einkommen überprüfen, ist nun der richtige Zeitpunkt für Schwellen- und Entwicklungsländer, ihre Methoden zu aktualisieren, damit die Vorteile von Anpassungsmaßnahmen berücksichtigt werden. Klima- und Naturkatastrophen sind heute wirtschaftliche Realität und keine entfernte Bedrohung mehr. Die Stärkung der Resilienz gegenüber diesen Schocks wird in den kommenden Jahren die Grundlage für nachhaltige Entwicklung und fiskalische Stabilität bilden.


* Pepukaye Bardouille ist Direktorin der Bridgetown Initiative und Sonderberaterin für Klimaresilienz im Büro des Premierministers von Barbados sowie ehemalige Gründungsgeschäftsführerin der Climate Resilience Execution Agency für Dominica. Mahmoud Mohieldin ist UN-Sondergesandter für die Finanzierung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, stellvertretender Vorsitzender der Expertengruppe für Staatsverschuldung sowie ehemaliger ägyptischer Investitionsminister (von 2004 bis 2010) und ehemaliger Exekutivdirektor der Weltbank.

Aus dem Englischen von Helga Klinger-Groier

Copyright: Project Syndicate, 2025. www.project-syndicate.org