Bis an die SpitzeKletterfestival in Audun-le-Tiche: So klettern Sie sicher im Urlaub

Bis an die Spitze / Kletterfestival in Audun-le-Tiche: So klettern Sie sicher im Urlaub
Richtig absichern ist das A und O beim Klettern Foto: André Feller

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In den vergangenen Jahren hat sich das Klettern an der Wand als Breitensport etabliert. Sowohl die Kletterhallen als auch die Felswände in der freien Natur erfreuen sich großer Beliebtheit. So ganz ungefährlich ist das Klettern an einer natürlichen Felswand nicht. Besonders im Urlaub, in den Bergen oder felsigen Regionen versuchen sich manchmal Unerfahrene oder Wagemutige an eine scheinbar harmlose Felswand und riskieren dabei ihr Leben. Wir haben beim Kletterfestival in Audun-le-Tiche nachgefragt, worauf es in puncto Sicherheit ankommt.

Am Wochenende lud der Kletterverein Club Escalade Evasion de Thionville zum Kletterfestival nach Audun-le-Tiche ein. Der ehemalige Steinbruch beherbergt 146 Kletterrouten in den Schwierigkeitsgraden 2a bis 8a, also von leicht bis sehr anspruchsvoll. Die Veranstaltung rund ums Klettern, Alpinismus und Schluchtenwandern war auch eine gute Gelegenheit für Einsteiger und Neulinge, um von erfahrenen Trainern in den Sport eingeführt zu werden.

André Lorenzini, Ansprechpartner der „Fédération française de montagne et d’escalade“ (FFME), ging im Tageblatt-Gespräch auf die Gefahren beim Klettern in der freien Natur ein. In den vergangenen Jahren hat sich europaweit die Anzahl an Kletterunfällen vervielfacht. Die Ursachen sind vielfältig. Mal sind es völlig unerfahrene Kletterer, die sich als Autodidakt bezeichnen, mal jene, die nur in Hallen klettern, oder halt wagemutige Touristen, die jegliche Gefahr unterschätzen.

„Eigentlich sind es immer menschliche Fehler, die zum Unfall führen“, sagt der erfahrene Kletterer und Ausbilder. Seines Wissens nach gibt es kaum Unfälle, die auf Materialfehler zurückzuführen sind.

Die wichtigste Regel im Klettern ist recht simpel umzusetzen. Es kostet maximal ein paar hundert Euro und rettet Leben. Gemeint ist eine Clubmitgliedschaft und eine rund sechsmonatige Grundausbildung. In Thionville etwa beginnt die Ausbildung im Herbst und je nach persönlichem Engagement kann man im darauf folgenden Frühjahr in Begleitung der Trainer an natürlichen Felswänden emporsteigen, erklärt Lorenzini. In theoretischen und praktischen Kursen erlernen die Neulinge die Grundlage der Knoten, die Materialkunde und vor allem den sicheren Umgang mit Leinen und Karabinerhaken.

Outdoor-Klettern: anders als in der Halle

Die ersten Ausflüge in der freien Wildbahn unterscheiden sich wesentlich von den Kletterhallen, betont Lorenzini. In der Halle sind alle Tritte und Griffe farblich codiert, jeder Ankerpunkt hundert prozentig sicher. In der freien Natur ist fast alles anders. Eine weiche Bodenmatte sucht man dort vergebens, der Fels ist je nach Ort blank. Mit ein wenig Glück zeigen Pfeile den Weg nach oben. Als wäre dies nicht schon kompliziert genug, muss man zudem auf Trittsicherheit und mögliche lose Gesteinsbrocken achten. Immerhin ist die Natur allen Witterungen wie Sonne, Hitze, Regen, Schnee oder Frost ausgesetzt. Alle diese Faktoren beeinflussen das Outdoor-Klettern.

Besonders gefährlich ist zu Beginn der Aufstieg. Hat der Sichernde zu viel Schleppseil, droht dem Kletterer bei einem Sturz in den ersten Höhenmetern ein Aufprall am Boden. Der kann verdammt schmerzhaft sein und sogar tödlich enden. Doch auch die sogenannte Umlenkung am Ende der Route, die gewöhnlich mit zwei Karabinern erfolgt, ist in der freien Natur nicht ohne.

Die häufigsten Fehler entstehen aus Unwissen oder Unerfahrenheit. Aber auch erfahrene Kletterer sind nur Menschen und können Fehler begehen: Ein anderes Clubmitglied erzählt uns von einem tödlichen Sturz eines Kollegen. Zum tödlichen Unfall führte damals eine Verkettung unglücklicher Umstände. Der Kletterer selbst war abgelenkt und vergaß einen wichtigen Knoten, während sein sichernder Kollege die Kontrolle übersprang. Bei einem Sturz, bei dem man normalerweise ins Seil fällt, stürzte der erfahrene Kletterer aufgrund des fehlenden Knotens tödlich.

Die wichtigsten Tipps, die Lorenzini mit auf den Weg gibt, retten Leben. An erster Stelle steht eine entsprechende Ausbildung. Zweitens: Man sollte immer in Begleitung eines erfahrenen Kollegen sein.

Im Urlaub sollte man sich an Ortskundige wenden. Disziplin ist zudem ein absolutes Muss und somit die gegenseitige Kontrolle und die Selbstkontrolle mit dem Überprüfen aller Knoten und dem obligaten Einhängen an den Ankerpunkten. Ein weiterer Lebensretter ist das passende Schuhwerk. Dies gilt sowohl beim Klettern als auch beim sogenannten Schluchtenwandern. Häufig achten gerade Touristen nicht auf diesen Punkt, so der Trainer.

Wenn einem im Urlaub trotz Unerfahrenheit plötzlich nach Klettern zumute ist, steht dem aber nichts im Wege. André Lorenzini empfiehlt den Abenteuerlustigen, sich vor Ort an einen Kletter- oder Alpenverein oder gegebenenfalls eine Privatschule zu wenden. Dort kann man sich unter Anleitung und fachmännischer Aufsicht in Sicherheit dem Klettern oder Schluchtenwandern widmen.

Klettern in Audun-le-Tiche

Auf dem Gelände der Steinbrüche des Ortes Petit Vewesberg in Audun-le-Tiche befindet sich seit den 1990er Jahren eine Kletteranlage.
Eine solche Sport- und Freizeitanlage auf dem Gebiet der grenzüberschreitenden Region Alzette/Belval ist ein fantastischer Anziehungspunkt für Kletterfans aller Altersstufen sowie für Schulen, soziale und sportliche Einrichtungen aus Lothringen und Luxemburg. Derartige Standorte für Outdoor-Aktivitäten an natürlichen Felswänden sind in der Region selten.
Aus dem französischen Standort wurde mittlerweile ein grenzüberschreitendes französisch-luxemburgisches Projekt, um die Ausübung des Klettersports und der damit verbundenen Aktivitäten zu fördern. Dabei arbeiten der Kletterverein aus Thionville, der Kletterclub D’Summit aus Düdelingen, das Jugendhaus von Schifflingen, der Höhlenforschungsclub von Ottange und das Territorialkomitee für Klettern in Lothringen zusammen.
Im Laufe der Jahre schufen alle Beteiligten neue, von der FFME („Fédération française de montagne et d’escalade“) zugelassene Kletterrouten in allen Schwierigkeitsgraden.
Die Felsen von Audun-le-Tiche ziehen heute genauso viele luxemburgische wie französische Vereine und Privatpersonen an. Die grenzüberschreitende Einrichtung der Kletteranlage erfolgte im Rahmen des Interreg-V-Großregion-Projekts „Alzette Belval, vivons ensemble!“, das vom Europäischen Verbund für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) Alzette-Belval getragen wird.