Dienstag11. November 2025

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„Op de Maart“Klein, charmant und verstreut: Der Wochenmarkt in Diekirch setzt auf treue Stammkunden 

„Op de Maart“ / Klein, charmant und verstreut: Der Wochenmarkt in Diekirch setzt auf treue Stammkunden 
Mittendrin, aber irgendwie doch gut versteckt: Wer alle Stände des Wochenmarkts finden will, muss durch die Fußgängerzone spazieren Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Klein, aber traditionsreich: Seit über 20 Jahren gibt es den Wochenmarkt in Diekirch. Besonders Stammkunden schätzen das Angebot der lokalen Händler.

 
   

„Op de Maart“

In unserer Sommer-Serie nehmen wir Luxemburgs neun Wochenmärkte unter die Lupe. Was wird dort verkauft – und wie steht es um die Märkte?

In Diekirch erinnert der Wochenmarkt ein wenig an eine Schnitzeljagd. Die sieben Stände sind über mehrere Orte in der Fußgängerzone verteilt – wer nicht genau weiß, wo er suchen soll, übersieht leicht den einen oder anderen. Die Auswahl konzentriert sich vor allem auf lokale Gemüsehändler, einen Oliven- und Käsestand, einen Bäcker sowie einen Verkaufsstand für Grillhähnchen. Laut Gemeinde soll es auch einen Fischhändler geben – der war am Dienstag beim Besuch des Tageblatt allerdings nicht anzutreffen.

Der Markt hat in der Eselsstadt durchaus Tradition. Er wurde in der Saison 2002/2003 von der „Union commerciale“ unter dem damaligen Präsidenten Emil Junker ins Leben gerufen. Noch heute organisiert der Verband den Markt.

Romain Walsdorf und Mike Muller vum „Haff Ditgesbaach“
Romain Walsdorf und Mike Muller vum „Haff Ditgesbaach“ Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Beim Stand vom „Haff Ditgesbaach“ in der rue de Brabant – direkt gegenüber der Librairie Zimmer – zieht vor allem der frische Knoblauch die Kundschaft an. Auch die Brombeeren sind beliebt. „Wir verkaufen hier ausschließlich Produkte, die wir selbst anbauen oder weiterverarbeiten“, sagt Mike Muller stolz. Die Auswahl sei dadurch etwas kleiner als an anderen Ständen. Seit fast zwanzig Jahren ist er schon regelmäßig auf dem Markt in Diekirch vertreten.

Zwei Dinge wünscht sich Muller allerdings: Zum einen sei der Dienstagmorgen aus Verkaufssicht nicht ideal. „Freitags in Ettelbrück ist deutlich mehr los – viele decken sich dann fürs Wochenende ein. Vielleicht wäre ein Donnerstag hier besser.“ Vor allem aber kritisiert er die räumliche Aufteilung. „Dadurch, dass wir so verstreut stehen, kommt kein richtiges Marktgefühl auf. In anderen Städten – oder auch beim Monatsmarkt hier – ist alles an einem Ort. Das lädt zum Bummeln ein und erleichtert es, nochmal zu einem Stand zurückzukehren.“

Die Nähe zum Kunden pflegen

Anja Heftrich, Arnaud Robert und Medoune Sall vom „Forum pour l’emploi“
Anja Heftrich, Arnaud Robert und Medoune Sall vom „Forum pour l’emploi“ Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Auch Anja Heftrich vom Stand des „Forum pour l’emploi“ sieht das so: „Wenn alle Stände zusammenstehen, entsteht eine ganz andere Atmosphäre. Trotzdem ist der Markt in Diekirch schön – ruhiger als viele andere in der Region.“ Die „Union commerciale“ kennt diese Überlegungen. In einer E-Mail ans Tageblatt betont sie jedoch, dass ein zentraler Platz aktuell nicht realisierbar sei: Die Händler möchten in der Fußgängerzone bleiben, enger zusammenrücken sei wegen der vielen Terrassen nicht möglich. „Aber das Flanieren durch die Groussgaass hat ebenfalls seinen Charme – und belebt die Geschäftsstraße.“ Außerdem finde so auch mancher Tourist den Weg auf den Markt.

Touristen seien allerdings nicht die spendabelsten Kunden, merkt Mike Muller an. „Unsere treuen Stammkunden machen den Großteil des Umsatzes aus. Die kommen jede Woche – bei Sonne oder Regen.“ Und das Wetter spiele eine entscheidende Rolle: „An einem Regentag kann es schon mal ganz schlecht laufen“, sagt er und wirft einen Blick zum Himmel. „Heute hat’s zum Glück nur genieselt – und jetzt ist es stabil.“

Auch am Stand des „Forum pour l’emploi“, der ebenfalls Gemüse aus Eigenanbau anbietet, trifft man hauptsächlich auf Stammkundschaft. „Man macht sich sogar Sorgen, wenn jemand nicht wie gewohnt erscheint“, sagt Heftrich. Märkte seien für lokale Produzenten wichtig: „Hier ist der Kontakt zu den Kunden noch persönlich – und frischer als hier bekommt man Gemüse kaum.“

Encarna Jurado, Ehemann Linio und Sohn Noam
Encarna Jurado, Ehemann Linio und Sohn Noam Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Ein besonders herzliches Verhältnis zu ihren Kunden pflegt auch Encarna Jurado. An ihrem Stand spricht sie viele mit Vornamen an und gibt Tipps, welches Gemüse am besten zum geplanten Gericht passt. „Wenn du nur Zitronenschale brauchst, nimm die da – die sind unbehandelt“, rät sie einer Kundin. Seit über 20 Jahren verkauft sie auf verschiedenen Märkten in Luxemburg, seit 15 Jahren selbstständig. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Mann und ihrem Sohn. „Der Weg nach Diekirch ist von unserem Lager in Schieren aus natürlich praktisch“, sagt sie. Ihre Waren bezieht sie von Großhändlern wie Grosbusch und der Provençale. „Wir versuchen, die besten Produkte aus allen Regionen zusammenzubringen – und bieten unseren Kunden so kurze Einkaufswege.“ Auch sie spürt die Treue ihrer Kundschaft: „Egal ob Sonne, Regen oder Schnee – sie kommen immer.“ Größere Veränderungen habe der Markt über die Jahre nicht erlebt. „Ein zentraler Marktplatz wäre schön“, meint Encarna, „aber so ist’s auch ganz nett.“

Insgesamt zeigt sich die Gemeinde zufrieden mit dem Markt. Durch die geplante Aufwertung der Innenstadt und den Umbau der Fußgängerzone soll das Marktgeschehen künftig noch attraktiver werden. Zudem wird über eine Verbindung per Navette zwischen dem neuen Parkhaus am Bahnhof und dem Stadtkern nachgedacht. Der Handelsverband selbst wünscht sich vor allem eines: mehr Leben auf dem Markt. Musik, Stände von Vereinen und kleine Veranstaltungen könnten helfen, neue Besucher anzuziehen – und dem Diekircher Wochenmarkt so wieder ein wenig mehr von der Atmosphäre zu geben, die man sich unter einem echten Marktgefühl vorstellt.

Der Wochenmarkt in Diekirch erstreckt sich über mehrere Straßen in der Fußgängerzone der Innenstadt. Die meisten Stände finden sich entlang der rue Saint Antoine, der rue du Marché sowie der Groussgaass.
Der Wochenmarkt in Diekirch erstreckt sich über mehrere Straßen in der Fußgängerzone der Innenstadt. Die meisten Stände finden sich entlang der rue Saint Antoine, der rue du Marché sowie der Groussgaass. Karte: Tageblatt

Wochenmarkt Diekirch

Der Frischmarkt in Diekirch findet jeden Dienstag in mehreren Straßen der Fußgängerzone in der Innenstadt statt und ist von 8.00 bis 12.00 Uhr geöffnet.

Die Märkte Luxemburgs

Die Märkte Luxemburgs
Die Märkte Luxemburgs Grafik: Tageblatt