BasketballKevin Moura zu seinem Karriereende: „Bin mental und körperlich einfach müde“

Basketball / Kevin Moura zu seinem Karriereende: „Bin mental und körperlich einfach müde“
Die Play-off-Spiele gegen die Sparta und Esch waren die letzten in der Karriere von Kevin Moura (in Weiß) Foto: Editpress/Gerry Schmit

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Nach der 57:79-Niederlage im Entscheidungsspiel gegen den Basket Esch war nicht nur für den T71 Düdelingen die Saison beendet, sondern Kapitän Kevin Moura gab auch noch sein Karriereende bekannt. Mit dem Tageblatt sprach der 29-Jährige über diese Entscheidung, die Highlights in seiner aktiven Laufbahn und darüber, was er nun machen möchte.

Tageblatt: Die Nachricht über Ihr Karriereende mit 29 Jahren kam am Donnerstag für viele sehr überraschend. Können Sie die Entscheidung ein wenig erklären?

Kevin Moura: Ich hatte das für mich eigentlich schon im Dezember entschieden. Wenn man nicht mehr zu hundert Prozent bei seinem Sport dabei ist, dieser Biss fehlt, ist einfach der Moment gekommen, um aufzuhören. Auch körperlich war es für mich inzwischen sehr anstrengend. Man darf nicht vergessen, dass ich nun schon 14 Jahre am Stück in der ersten Mannschaft gespielt habe. Mit der Nationalmannschaft hatte man dann auch nie wirklich eine Pause. Nach meinen Corona-Infektionen hatte ich auch große Probleme, wieder zurückzukommen. Mental und körperlich bin ich einfach müde. Wenn man merkt, dass der Spaß nicht mehr so da ist, hat es keinen Sinn mehr.

Dabei war Ihre Form in den letzten Wochen wirklich bemerkenswert, man dachte, es war fast die beste Verfassung Ihrer Karriere …

Auch wenn ich schon länger mit diesem Gedanken gespielt habe, habe ich mir gleichzeitig auch gesagt, dass ich mir nichts anmerken lassen möchte und weiter Vollgas gebe. Zu Beginn der Saison war ich auch nicht wirklich drin, Richtung Winter kam ich dann wieder besser in Form. Ich wollte nicht mit einem schlechten Gewissen aufhören, sondern im Wissen, dass ich alles gegeben habe. Jetzt ist für mich der richtige Zeitpunkt gekommen, so lange ich noch gesund bin und noch andere Sachen machen kann. Man ist halt kein Profi, hat noch einen Vollzeitjob. Wenn man abends bis 22 Uhr in der Halle ist, am nächsten Tag um sechs aufstehen muss, um wieder rechtzeitig zu Hause sein zu können, um sich vor dem Training noch etwas auszuruhen, ist das schon sauer, vor allem über eine lange Zeit und das dann während 14 Jahren. 

Wenn man nicht mehr zu hundert Prozent bei seinem Sport dabei ist, dieser Biss fehlt, ist einfach der Moment gekommen, um aufzuhören

Kevin Moura

Sind Sie nicht enttäuscht, dass Sie nicht doch noch einmal mit einem Finale aufhören konnten?

Es ist schade, aber dieses Mal hatten wir mental im dritten Spiel Probleme, weil wir die zweite Partie am Samstag auf einen Punkt verloren haben. Dies hing am Mittwoch noch in den Köpfen, wenn man denkt, dass es nur an einem Ballbesitz lag, sonst gewinnst du das Duell 2:0 und stehst im Finale. Im dritten Viertel in Esch haben wir uns dann ein wenig verloren und dann wird es schwer, wieder zurückzukommen.

Schauen wir einmal auf die letzten 14 Jahre zurück. Sie sind in Walferdingen groß geworden, welchen Stellenwert hat dieser Klub für Sie?

Sehr viel, in meinem Abschiedspost habe ich deshalb auch der Résidence gedankt, nicht nur Düdelingen. Es waren Jahre, in denen es hin und her, auf und ab ging. Von Abstieg, Aufstieg bis hin zum Pokalfinale war alles dabei. In all diesen Jahren habe ich sehr viel gelernt, vor allem in der Saison, als wir unter Amadeo Dias aufgestiegen sind.

Ist es Ihnen 2019 dann nicht schwergefallen, Ihren Jugendverein Richtung Düdelingen zu verlassen?

Es war keine einfache Entscheidung, ich musste damals etwa auch Oli (Vujakovic) zurücklassen, in Walferdingen einer meiner besten Freunde. In diesem Moment habe ich mir aber auch gesagt, dass ich diesen Schritt machen muss, wenn ich einmal oben mitspielen und etwas gewinnen möchte und dann habe ich das 2019 halt gewagt. Und wenn man sieht, dass ich zwei Jahre später den Meistertitel feiern durfte, war es im Endeffekt der richtige Weg. 

Die Karriere von Kevin Moura begann in Walferdingen, wo er von 2010 bis 2019 in der ersten Mannschaft spielte
Die Karriere von Kevin Moura begann in Walferdingen, wo er von 2010 bis 2019 in der ersten Mannschaft spielte Foto: Editpress/Gerry Schmit

Wie würden Sie auf Ihre vier Jahre in Düdelingen zurückblicken?

Ich war sehr froh, mit Fränk (Müller) und „Schumi“ zusammenspielen zu können. Diese Chance hatten nicht viele Spieler und dann auch noch Meister mit beiden werden zu können, das war super. Jetzt auch in den letzten beiden Jahren, als ich die Rolle des Kapitäns übernehmen durfte. Es waren auch die beiden, die nach ihrem Rücktritt zu mir kamen und mir gesagt haben, dass ich diese Mannschaft jetzt übernehmen müsse. Darauf war ich sehr stolz, dass gerade die beiden mir diese Aufgabe gegeben haben und es nicht direkt vom Klub kam. Ich hatte diese Erfahrung auch schon in Walferdingen machen dürfen, doch beim T71 war es noch einmal etwas anderes. Da hast du den ganzen Klub, diese ganzen Fans hinter dir. Das ist viel, was man als Kapitän tragen muss. 

Sie haben auch eine Reihe Jahre im Nationalteam gespielt, 2019 bei den Spielen der kleinen Staaten in Montenegro Silber gewonnen. Wie sehen Sie diesen Aspekt Ihrer Karriere?

Das Nationalteam hat mir sehr geholfen, vor allem in der Zeit, als ich den Wechsel von Walferdingen nach Düdelingen gemacht habe. Damals war ich viel mit dem Nationalteam unterwegs, habe die Silbermedaille bei den JPEE gewonnen. Ich sage auch noch immer Trainer Ken (Diederich), dass ich einer der luxemburgischen Spieler bin, die eine der besten Bilanzen im Nationalteam haben, weil wir in dieser Phase viele Spiele gewonnen haben (lacht). Die Mannschaft hat einfach gepasst und diese Spiele haben mir zudem in der Hinsicht weitergeholfen, dass ich als Spieler, der schon lange in der Total League bzw. LBBL gespielt hat, den anderen auch helfen konnte. In Düdelingen habe ich ebenfalls hiervon profitiert, und dann war ja auch Ken hier noch unser Trainer.

Was war denn der schönste Moment Ihrer Karriere?

Der Meistertitel mit Düdelingen 2021 und der Aufstieg mit Walferdingen in die erste Liga. Nach dem Abstieg haben damals fast alle den Verein verlassen, Oli und ich sind geblieben und wir haben mit „Walfer Jungs“ dann den direkten Wiederaufstieg geschafft. Auch das Pokalhalbfinale, das wir mit der Résidence als Zweitligist gegen Steinsel gewinnen konnten, war toll, doch die beiden anderen Sachen sind für mich nicht zu toppen.

Und die weniger schönen Momente?

Das war auch in Walferdingen, als wir immer unten waren und ganz oft das Play-down bestreiten mussten. Aber auch einen kleinen schweren Moment gab es letzte Saison mit Düdelingen, als am Anfang der Saison gar nichts lief. Da sind wir jedoch zum Glück besser rausgekommen, weil wir auch mehr Erfahrung hatten, und haben uns als Achter für die Play-offs qualifiziert und sind dann bis ins Finale gekommen.

Gibt es einen Spieler, den Sie in Ihrer Karriere als Lieblings-Teamkollegen bezeichnen würden?

In Walferdingen ganz klar Oliver Vujakovic, in Düdelingen Jo Hoeser und Joé Kalmes. Mit Oli bin ich in Walferdingen groß geworden, mit ihm habe ich dort quasi jede Saison gespielt und wir sind auch gemeinsam aufgestiegen. Im Nationalteam war ich unterdessen schon früh gemeinsam mit Jo unterwegs, wir haben hier viele Europameisterschaften in der Jugend gespielt. Mit Joé waren die letzten Jahre in Düdelingen einfach wahnsinnig cool.

Ein Höhepunkt mit der Nationalmannschaft war der Gewinn der Silbermedaille bei den JPEE 2019 in Montenegro, den Kevin Moura (2.v.l.) gemeinsam mit seinem langjährigen Walferdinger Teamkollegen Oliver Vujakovic (l.) feiern durfte
Ein Höhepunkt mit der Nationalmannschaft war der Gewinn der Silbermedaille bei den JPEE 2019 in Montenegro, den Kevin Moura (2.v.l.) gemeinsam mit seinem langjährigen Walferdinger Teamkollegen Oliver Vujakovic (l.) feiern durfte Foto: Aleksandar Djorovic

Gibt es denn einen Spieler, gegen den Sie gar nicht gerne angetreten sind?

Da würde ich Bobby Melcher nennen. Bei ihm wusste man, dass es selten Matches gibt, in denen er nicht in seiner besten Form ist. Er ist schwer zu verteidigen, auch weil er größer ist als viele meinen. 

Welche Trainer würden Sie in all diesen Jahren hervorheben?

Kevin Magdowski ganz am Anfang meiner Karriere. Kein anderer hätte mir so früh die Chance gegeben und mich in die erste Mannschaft genommen. Und dann noch Ken Diederich und Yves Defraigne. Ich habe Yves noch gesagt, dass ich es schade finde, dass ich jetzt nur ein Jahr mit ihm hatte. Basketballerisch weiß er einfach alles. 

Wie geht es bei Ihnen denn jezt weiter, wird man Sie weiterhin in der Halle sehen?

Ich habe den Jungs gesagt, dass ich ihre Spiele noch so lange verfolgen werde, wie sie spielen. In der Halle wird man mich auf jeden Fall noch sehen. Doch Trainer oder so etwas ist keine Option, dafür bin ich viel zu nervös (lacht). Sportlich gesehen habe ich mit Paddeltennis angefangen, doch vor allem möchte ich jetzt auch mehr reisen. Etwas, das ich mit Basketball nicht so viel tun konnte, weil einfach die Zeit fehlte. Da war man schon genervt, wenn man Ostermontag zum Training musste. Da müssen sich die Vereine in Zukunft auch etwas überlegen, damit die jungen Spieler am Ball bleiben und den Spaß nicht verlieren. 

Im Überblick

Kevin Moura:
Geboren 9. Januar 1994
Größe: 1,78 Meter
Position: Guard
Vereine: Résidence Walferdingen (2010-2019), T71 Düdelingen (2019-2023)
Größte Erfolge: Meistertitel 2021 mit dem T71 Düdelingen, Silbermedaille mit den FLBB-Herren bei den JPEE 2019 in Montenegro