Luxemburg hat ein Problem, das es seit Jahren schon kaum in den Griff bekommt: die Zerstörung seines architektonischen Erbes. Vielleicht ist die momentane Baukrise genau der richtige Zeitpunkt, um über die Zerstörungswut der letzten Jahre nachzudenken. Und dabei die Frage zu beantworten, ob wir es in Zukunft weiter zulassen sollen, dass unter dem Deckmantel der Wohnungskrise über Jahrhunderte gewachsene Dorf- und Stadtstrukturen zerstört werden.
Die Problematik ist nicht neu. Zwei Petitionen schafften es in den letzten vier Jahren über die 4.500-Unterschriften-Schwelle und somit ins Parlament. Dabei kam es jedoch nur zu Scheindebatten. Denn die Abgeordneten verwiesen stets auf das neue Denkmalschutzgesetz. Das trat 2022 in Kraft, ist aber einstweilen nur ein stumpfes Schwert im Kampf gegen die Zerstörungswut der Promotoren. Es ist auf die Inventarisierung des historischen Bauerbes aufgebaut. Bis das ganze Land erfasst ist, werden laut dem Direktor der Denkmalschutzbehörde INPA, Patrick Sanavia, allerdings noch 25 bis 30 Jahre vergehen. Und es gibt Klauseln wie die der Authentizität, die Schlupflöcher bieten – sodass der Schutz vielerorts in kommunaler Hand liegt und sich dort oftmals auf den Erhalt der äußeren Umrisse eines Gebäudes beschränkt.
Die Petenten hatten ein Abriss-Moratorium gefordert. Demnach sollte jedes Gebäude, das vor 1957 gebaut wurde, automatisch geschützt und ein teilweiser oder vollständiger Abriss nur in gut begründeten Ausnahmefällen zugelassen werden. Es geht demnach um eine Umkehr der Beweislast, ohne dass ein Abriss prinzipiell verboten worden wäre. Allerdings hatte der Staatsrat etwas dagegen, juristisch sei so etwas nicht durchsetzbar, wie es damals hieß.
Die Argumente der privaten Initiativen zum Erhalt historischer Bausubstanz sind dabei durchaus stichhaltig und räumen mit einer Reihe von Mythen der Baubranche auf. An erster Stelle steht die Nachhaltigkeit. Abriss und Neubau haben eine verheerende CO₂-Bilanz, selbst wenn das neue Gebäude klimaneutral funktioniert. In Luxemburg fallen neun Millionen Tonnen Bauschutt pro Jahr an, was 400.000 Lastwagenladungen entspricht. Das Argument der Verdichtung wegen der Wohnungskrise lassen sie auch nicht gelten. Die sei vor allem entstanden, weil nicht konsequent genug saniert und umgenutzt werde. Eine Sanierung, so viel steht fest, schont die Ressourcen.
Für die unter Druck stehende Baubranche ist die Lösung klar, sie fordert eine Beschleunigung der Prozeduren und hat ganz offensichtlich bei Premier Luc Frieden Gehör gefunden. „Wir brauchen weniger Reglementierung, aber auch gesunden Menschenverstand“, so Unternehmer Roland Kuhn unlängst auf einem Symposium in Esch. Damit hat er durchaus recht, allerdings war der gesunde Menschenverstand genau das, was in den letzten Jahrzehnten fehlte, als der Profit im Mittelpunkt der Bemühungen der Bauherren stand.
De Maart

Déi historesch a stilvoll Ettelbrécker Gare gouf ofgerappt, an elo soll en dämleche "Cube" an d'Plaz kommen. Da wier et besser, et géif iwwerhaapt näischt méi an d'Plaz kommen.
"Was bedeutet sympathisch? Wenn man jemanden sympathisch findet bedeutet das nichts anderes, als dass man eine Zuneigung auf geistiger Ebene zu einer Person empfindet"
Philip Michel - Sie sind es!