Breite Zustimmung gab es am Freitag bei der letzten Escher Gemeinderatssitzung von Jean Tonnar (siehe separaten Artikel) für die Umwandlung der rue du Canal in eine Einbahnstraße (das Tageblatt berichtete). Die wird vom motorisierten Verkehr in Zukunft von der Synagoge aus nur noch in Richtung Kreisverkehr Däich befahrbar sein. Was bedeutet, dass man vom Kreisverkehr nicht mehr in die Straße gelangt. Auf der linken Seite in Fahrtrichtung wird ein bidirektionaler, von der Fahrbahn mit Pollern und Blumenkisten abgetrennter Radweg entstehen.
Dort, wo momentan rund 30 Parkplätze sind, werden laut Mobilitätsschöffe Meris Sehovic („déi gréng“) „10 bis 15 verschwinden“. Als Alternative gab Sehovic zu Protokoll, dass neue Stellplätze durch die Abschaffung einer Lieferzone in der Victor-Hugo-Straße, zwölf neue Parkplätze in der rue Jean l’Aveugle und einige neue am Viadukt eingerichtet würden. Auch bestehe die Möglichkeit des Nachtparkens zu interessanten Tarifen im Brill-Parkhaus.
In der Peripherie der Kanalstraße gibt es durch das Einbahnsystem zwei größere Änderungen: Die Victor-Hugo-Straße ist in Zukunft auf ihrer gesamten Länge in beide Richtungen befahrbar. Damit die Dicks-Straße nicht zum Schleichweg wird, kann sie vom Boulevard Kennedy aus nur noch bis zur CM-Spoo-Straße befahren werden. Der Autofahrer wird also in Zukunft auch von der Kanalstraße aus in die Dicks-Straße einbiegen können, muss dann nach wenigen Metern rechts in die CM-Spoo-Straße abbiegen, um in Richtung Prinzenring zu gelangen. Meris Sehovic verspricht sich dadurch eine wesentliche Verkehrsberuhigung im Zentrum. Und er kündigte an, dass es nicht dabei bleiben wird: „Noch in diesem Jahr wird es noch resolutere Maßnahmen zur Verbannung des Durchgangsverkehrs aus dem Zentrum geben“, so der Mobilitätsschöffe.
Das neue Einbahnsystem werde umgesetzt, sobald die Arbeiten an der Radverbindung zwischen Vëlodukt und Kreisverkehr Däich beendet sind, was nicht mehr allzu lange dauern kann. Ziel ist, vom Belval aus über einen sicheren, also von der Fahrbahn getrennten Radweg bis zum Rathaus gelangen zu können. Die Maßnahme wurde von allen Parteien im Gemeinderat begrüßt, auch wenn Liz Braz (LSAP) beim Thema Parkplätze nachhakte. Man müsse Alternativen schaffen, so Braz, die an die Idee der modularen Parkhäuser erinnerte. Ein solcher Hub war von der LSAP im Wahlprogramm u.a. für den Victor-Hugo-Platz und den Friedhofsparkplatz angedacht worden.

Weitere Punkte
Mehrjähriger Finanzplan: „Angespannt“ nannte Bürgermeister Christian Weis (CSV) den mehrjährigen Finanzplan (PPF) der Stadt Esch, wobei die Entwicklung in die richtige Richtung gehe. So ist nicht sicher, dass die Gesamtheit des im Haushaltsplan für 2025 vorgesehenen 78,5-Millionen-Kredits gezogen werden muss. Neu im Ausblick auf die nächsten drei Jahre sind die Renovierung der Kulturfabrik und der „alten“ Lallinger Sporthallen sowie die Schulprojekte und die Investitionen in das neue Stadtviertel „Rout Lëns“. Steve Faltz (LSAP) stellte die Ernsthaftigkeit des Plans infrage, da u.a. fast 19 Millionen Euro Ausgaben für die Sportarena in Lankelz aufgeführt seien. Die wird bekanntermaßen nicht gebaut. Bürgermeister Weis antwortete, dass jedes Projekt, für das eine Konvention unterschrieben ist, per Gesetz in den PPF einfließen muss. Man arbeite derzeit daran, die Konvention mit dem Staat aufzulösen.
Schule Rout Lëns: 75 Millionen Euro (!) soll die Schule mit angeschlossener „Maison relais“ im neuen Stadtviertel „Rout Lëns“ für maximal 350 Kinder kosten. Baubeginn soll 2026 sein, Fertigstellung 2028. Sie liegt direkt am Eingang zum neuen Viertel und wird eine Kindertagesstätte mit 38 Plätzen und eine Sporthalle haben.
„Mérite scolaire“: Erhöht hat der Gemeinderat die Prämien des „Mérite scolaire“. In Zukunft gibt es für das Abitur 350 (bisher 250), für den Bachelor 450 (350), für den Master 650 (450) und für das Doktorat 750 (550) Euro. Zudem gibt es 50 Euro für Schüler in einem Kompetenzzentrum.
„Bëschkierfecht“: Einen „Facelift“ verpasst bekommt der Escher Waldfriedhof, der im März 2015 eingeweiht wurde. Ein Holzpavillon für Zeremonien wird entstehen, dazu werden die Wege erneuert und kleine Holzstege gebaut. Vor wenigen Monaten war bereits ein Toilettenhäuschen aufgestellt worden. Der Escher „Bëschkierfecht“ besteht aus 36 Bäumen, pro Baum werden maximal zehn Verstreuungen durchgeführt. Seit Bestehen wurden die Aschen von 242 Verstorbenen dort verteilt. Pro Jahr gibt es momentan rund 50 Zeremonien am Waldfriedhof.
LOA: Die Konvention mit der Frühlingsausgabe des LOA-Festivals wurde bis 2027 verlängert. Das lässt sich die Gemeinde 150.000 Euro pro Jahr kosten. Ein Klacks im Vergleich zu den Francofolies, mit einem viel größeren Mehrwert für die Escher, wie Steve Faltz (LSAP), Marc Baum („déi Lénk“) und Bernard Schmit (ADR) unterstrichen. In diesem Jahr wird erstmals auch das LOA im Herbst in Esch stattfinden. Veranstaltungsort ist die Metzeschmelz, während im Mai auf der place de l’Académie in Belval zu elektronischer Musik getanzt wird.
Spielplatz für die „Maison relais“: 200.000 Euro investiert die Stadt Esch für die Einrichtung eines Spielplatzes für die „Maison relais“ in der Zénon-Bernard-Straße.
Neugestaltung rue W. Churchill und rue de l’Eglise: Die provisorische neue Verkehrsgestaltung in der Winston-Churchill-Straße bei der Wobrécken-Schule wird für rund zwei Millionen Euro in eine permanente umgewandelt. Für 4,75 Millionen Euro soll außerdem die rue de l’Eglise neu gestaltet und in eine Einbahnstraße umgewandelt werden. In Zukunft soll sie nur noch in Richtung Josefs-Friedhof befahrbar sein.

 
		    		 De Maart
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Kleiner Nachtrag: mir ging es darum, eine längst überfällige Initiative zur Umstrukturierung zu loben, sowohl in der Haupstadt wie in Esch. Leere Worte, Versprechen und Absichtserklärungen, denen keine Taten folgen, brauchen keinen Lob. Die Herren Wiseler und Bausch können sich gerne bis in alle Ewigkeit über die geistige Urheberschaft der Tram zanken. Ich halte es da mit Erich Kästner: « Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es! »
@Bpat: Genau, 2012 unter Wiseler gestimmt, aber nie in Angriff genommen und umgesetzt, weil zu kompliziert. Erst unter Bausch kamen Planung und Realisation in Schwung.
@Jemp: Fahrradwege waren nicht das eigentliche Thema, weder im Artikel, noch bei mir. Sie sind da etwas neben der Spur.
John G.
Die Tram wurde unter einem Minister Claude Wiseler gestimmt. Übrigens gegen den Willer des Blau/Grünen Schöffenrat der Stadt Luxemburg .Die Kanal und Victor Hugo Straßen in Einbahnstraßen umzuwandeln hatte ich schon vor Jahren auf verschieden Plattformen vorgeschlagen . Nur um einen besseren Verkehrsfluss zu garantieren hätte ich die Kanals Trasse Richtung Zentrum und die V Hugo Straße aus den Zentrum heraus umgebaut
@ John G. Die Gruenen werden das Anlegen von Fahrradwegen mit Sicherheit nicht auf ihrem Haben-Konto verbuchen koennen, da kaum jemand von diesen Fahrradwegen profitieren wird, ganz einfach weil kaum jemand mit dem Fahrrad faehrt. Wenn man die Leute dazu zwingen will, mit dem Fahrrad zu fahren, muss man die Autos sofort komplett verbieten und den oeffentlichen Personentransport ganz abschaffen. Danach sollte man sich dann allerdings nicht wundern, (wie es die Gruenen tun), wenn man nicht mehr gewaehlt wird.
Die Gruenen verstehen einfach nicht, dass es den meisten gar nicht moeglich ist, mit dem Fahrrad zu fahren:
50% der Menschen sind dafuer zu alt oder zu jung.
30% muessen gut angezogen und frisch gebadet am Arbeitsplatz erscheinen.
10% ist das Wetter zu schlecht
5% muessen etwas transportieren
4% sind zu faul und haben nicht genug Geld fuer ein Elektrofahrrad.
Es bleibt 1% potentielle Fahrradfahrer, von denen 99% ihr Fahrrad hauptsaechlich in ihrer Freizeit benutzen und prinzipiell nicht auf Fahrradwegen sondern auf der Strasse fahren und den Verkehr behindern.
Die Kanalstrasse ist - u.a. durch beidseitiger Parkerlaubnis - auch ohne Fahhradspur zu schmal, um den Auto- und Lieferwagenverkehr in beide Richtungen zu verkraften. Ich selbst habe sie bisher gemieden, wann immer es ging, ob auf 4 oder 2 Rädern.
Kein Wunder also, dass der Vorschlag zur Umgestaltung breite Zustimmung im sonst so zerstrittenen Gemeindesaal fand. Man fragt sich bloss, wieso die Stadtherren/-damen jahrzehntelang tatenlos zugeschaut haben, wie die Situation immer unerträglicher wurde. Die etablierten Parteien sollten dich fragen, wieso es immer öfter dem Druck und der Initiative der Grünen bedarf, damit Verkehrskonzepte neu und zukunftsorientiert überdacht und realisiert werden.
(Aber solche anfänglich kontroverse Entscheidungen werden ja gerne dem kleinen Koalitionspartner überlassen, um sich gegebenenfalls schadlos zu halten. Hoffen wir, dass die Grünen diese Realisation, wie die Tram, auf ihr Haben-Konto verbuchen können).