Feierstunde am Freitagabend im Escher Rathaus, als der allererste Förderpreis für Gendergerechtigkeit an Tom Hecker alias Tatta Tom vergeben wurde. Offiziell heißt der Preis „Prix eschois d’encouragement à l’égalité des genres“, und dass er der allererste Laureat ist, ließ Tom Hecker nicht kalt. Ganz im Gegenteil: „Ech sinn immens geréiert, hei ze stoen. Dëse Präis ze kréien … ech hätt ni am Liewe geduecht, dass ech mol fir eppes ausgezeechent ginn. Ech war ëmmer den Outsider. De Streber. D’Schwuchtel. Déi fett Schwuchtel. An haut? Haut stinn ech hei a ginn ausgezeechent fir eppes, wat mäin Häerz erfëllt – an ech fille mech gesinn“, sagte Hecker in seiner Dankesrede im Rathaus.
Tatta Tom schrieb landesweit Schlagzeilen, als im Sommer 2023 die Veranstaltung „D’Tatta Tom liest vir“ in der Escher Bibliothek stattfand und im Vorfeld eine riesige Polemik in den sozialen Netzwerken und den Kommentarspalten der Medien entbrannte. Tatta Tom wurde zur Zielscheibe von rechten Gruppen, mit der ADR als Speerspitze.

Entstanden ist die Kunstfigur, als Tom Hecker im Rahmen des 20. Geburtstags der Luxembourg Pride und des 100. Geburtstags der Escher Bibliothek 2019 eine Lesung für Erwachsene als Dragqueen Séraphine Mirage gab. Séraphine Mirage verkörpert Tom Hecker bereits seit 23 Jahren. „Wenige Wochen nach der Lesung wurde ich gefragt, ob ich mir so etwas auch für Kinder vorstellen könne. Und ich sagte: Ja, warum nicht“, erklärt Hecker die Geburtsstunde von Tatta Tom. Demnach begann alles in der Escher Bibliothek und seitdem ist Tatta Tom auch in den Schulen des Landes unterwegs, um die Kinder über Diversität und Toleranz aufzuklären. Er sagt: „Ich wünsche mir eine Welt, in der Menschen authentisch leben können. In der wir endlich verstehen, dass alles, was uns unterscheidet, uns als Gesellschaft stärkt. Uns bunter, wunderbarer macht.“
Tatta Tom 2.0
„Für mich war die Preisverleihung relativ emotional“, blickt Tom Hecker im Gespräch mit dem Tageblatt auf die kleine Zeremonie im Escher Rathaus zurück, „ich bin es nämlich nicht gewohnt, etwas für meinen Einsatz zu bekommen“. Der „Prix eschois d’encouragement à l’égalité des genres“ ist nicht nur eine symbolische Auszeichnung, er ist mit 3.500 Euro dotiert. Einen Großteil des Geldes wird Hecker in Tatta Tom investieren. Ein neues Kleid, eine neue Perücke und einen neuen Koffer hat er im Sinn. „Es entsteht also Tatta Tom 2.0“, sagt Hecker lachend.
Dass es um Tatta Tom nach der Aufregung von 2023 zuletzt ruhiger wurde, hat seine Gründe. Es ist nicht so, dass Hecker die Anzahl seiner Auftritte wegen des Hasses in den sozialen Medien zurückgeschraubt hätte, im Gegenteil. Mittlerweile liest er nicht nur in Bibliotheken und Schulen, sondern auch auf Festivals und Büchermessen. Aber er hat sich von den sozialen Netzwerken verabschiedet. Nicht weil er den „Hate Speech“ nicht mehr ertragen konnte, sondern weil er „Mark Zuckerberg nicht länger unterstützen wollte“, wie er es formuliert. Schließlich sei auch der ein Vorbild.
Ich wünsche mir eine Welt, in der Menschen authentisch leben können. In der wir endlich verstehen, dass alles, was uns unterscheidet, uns als Gesellschaft stärkt.

Im Zuge der Inthronisierung von Donald Trump als US-Präsident hatte Zuckerberg auf seinem Portal Facebook den unabhängigen Faktencheck abgeschafft. Und Trump selbst stoppte unmittelbar nach seiner Vereidigung flächendeckend Programme für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion in den Vereinigten Staaten. Vor wenigen Tagen erreichte sein Anti-Woke-Kampf einen neuen Höhepunkt, als die US-Regierung auch europäische Firmen dazu aufforderte, ihre Programme für Diversität einzuschränken. „Ich würde mir wünschen, dass die Leute, die hierzulande auf dem richtigen Posten sitzen, genug Willenskraft haben und uns weiter unterstützen“, sagt Tom Hecker, der momentan auch Präsident von Rosa Lëtzebuerg ist. Die 1996 gegründete Asbl. setzt sich für LGBTIQ-Menschen ein und organisiert jedes Jahr in Esch die Luxembourg Pride. Jedenfalls werde sich jetzt zeigen, wer die richtigen Unterstützer seien und wer aus Gründen des Marketings mit dabei war.
Die Anfeindungen gegenüber seiner Person sind durch seinen Rückzug aus den sozialen Medien zwar weniger geworden, aber es gibt sie noch. „Es ist ja auch nicht so, dass Tatta Tom aus den Netzwerken verschwunden wäre“, sagt Tom Hecker. Die Schulen würden zum Beispiel regelmäßig Fotos seiner Lesungen posten. Dass Hasskommentare nicht folgenlos bleiben, sollte inzwischen bekannt sein. Im Zuge der Aufregung vor zwei Jahren wurde ein Nutzer wegen Gewaltandrohung gegenüber Hecker zu zwei Jahren Gefängnis ohne Bewährung verurteilt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt zudem momentan gegen eine weitere Person wegen Morddrohung.
Auch das erklärt, warum die Ehrung der Stadt Esch dem „Stater“ Tom Hecker viel bedeutet. Zumal er Wurzeln in der Minettemetropole hat. Seine Großeltern lebten hier und er verbrachte als Kind viel Zeit bei ihnen. Im Rathaus berichtete er von seiner ersten Lesung. Ein kleiner Junge sagte damals zum Schluss, er finde das nicht gut, was er mache: „Ech hu gefrot: ‚Wat fënns du net gutt?‘ Hien: ‚Wann e Jong mat engem Jong zesummen ass.‘ Ech: ‚A firwat net?‘ – ‚Meng Mamm a mäi Papp soen, dass dat net okay ass.‘ Ech: ‚A wat mengs du?‘ An do ass eppes geschitt. Hien huet ugefaang, nozedenken. Ech mengen, et war déi éischte Kéier, dass hien no senger eegener Meenung gefrot gouf. An dunn huet hie geschmunzelt a gesot: ‚Ech fannen et ganz okay.‘ An deem Moment wousst ech: Tatta Tom ass méi ewéi just Glitzer a Mäerchen. Et ass en Ufank. E Raum. E Gedanken.“
De Maart









🫶👏👏 Respekt!! An macht weider sou!!! GENAU SOU!! An wei hun d'Ärzte schons gesong: "Lass sie einfach reden...". Schued dass ech keng kleng Kanner meih hun, well ech geing mat hinnen bei Iech an Är Liesungen kommen. Nëmmen sou kreien d'Kanner ee fräien Kapp fir selwer ze entscheeden, welleche Wee si goen wëllen an ëmmer respektvoll mat aaneren Mënschen, egal wellecher Orientéierung oder Hierkunft ëmgin.
Et ass nach vill ze din... erschreckend am Fong
Nëmmen wat ee kennt, mecht engem keng Angscht meih... an ech brauch dann och net ze haten
Bravo Tom.
Hau der luxemburgischen falschen Moral einige Steine aus der Krone. Die Kinder werden es dir danken.