Samstag1. November 2025

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Der PolitflüstererInteressenkonflikte

Der Politflüsterer / Interessenkonflikte
Müsste man ihn beim Schengen-Jubiläum am 14. Juni reden lassen? Foto: Ralf Hirschberger/AFP

Wehe dem kleinen Parteisoldaten in Vorwahlzeiten! Der Politflüsterer traf kürzlich einen CDU-Bürgermeister aus einer deutschen Gemeinde direkt gegenüber von Luxemburg. Wahlkampf sollte er machen, sagte er. Aber wie bitte sollte er mit seinen luxemburgischen und französischen Kollegen unbekümmert das Schengen-Jubiläum am 14. Juni dieses Jahres vorbereiten – und gleichzeitig Werbung für Friedrich Merz machen? Der Mann wirkte dabei so entspannt wie ein Regenschirm im Sturm. Ein echter Interessenkonflikt!

Merz ist im Club der Schengen-Freunde so willkommen wie ein Loch im Rumpf der frisch renovierten, historischen Marie-Astrid. Aber werde er Kanzler, müsste man ihn ja wohl zum Europa-Fest einladen und reden lassen. Aber worüber? Über die rund 3.900 Kilometer lange deutsche Landgrenze, die er zu schützen vorgibt? Niemand soll unbefugt rein, so Merz. Vielleicht will er ja auch niemanden mehr hinauslassen, aus Angst, seine Landsleute könnten in schlechte Gesellschaft geraten? „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“, erinnert sich der Politflüsterer. Wobei ein Freund neulich meinte, „The Spirit of Schengen“ werde wohl nicht gleich verdunsten, nur weil Politiker in Berlin, Paris oder Wien, von Bauchschmerzen geplagt, neue Grenzkontrollen fordern.

Bürgermeister:innen haben es ohnehin nicht leicht, sinniert der Politflüsterer. Die einen schlagen sich mit Jubiläumsvorbereitungen im Dreiländereck herum, andere mit knappen Budgets oder mit störrischen Bauunternehmern, und wieder andere mit zu wenig politischem Urlaub. Da könnte das Gemeindesyndikat Syvicol doch ruhig mehr herausschlagen, ließ kürzlich jemand verlauten. Und dass auch kommunale Spitzenpolitiker Burnout kriegen, wundere ihn nicht.

Charel Weiler, Bürgermeister von Diekirch, lässt das indessen scheinbar kalt. Während in der schwer gebeutelten Caritas-Sonderkommission die Präsident:innen schneller wechseln als Politiker:innen ihre Versprechen, steht Weiler wie ein Fels in der Brandung. „Ich bin nicht angreifbar“, verkündete er diese Woche nach der Ausschusssitzung.

Abwarten, denkt der Politflüsterer. Vielleicht sucht längst jemand nach Flecken auf der angeblich weißen Weste. Statt Interessenkonflikt ein Interesse am Konflikt. Ablenkung statt Aufklärung!