Staatshaushalt 2024Inflationsanstieg ohne Energiepreisdeckel: Statec stellt Wirtschaftsprognosen vor

Staatshaushalt 2024 / Inflationsanstieg ohne Energiepreisdeckel: Statec stellt Wirtschaftsprognosen vor
Bevor er in der Chamber gestimmt wird, debattieren die Kommissionen über den Haushaltsentwurf der Regierung Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Der Staatshaushalt steht in direktem Zusammenhang mit der konjunkturellen Entwicklung und vor allem den Prognosen für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Aus diesem Grund waren Mitarbeiter von Statec zu Gast bei der Finanzkommission des Parlaments.

Vertreter der Statistikbehörde Statec haben am Dienstagmorgen im Finanzausschuss der Chamber die aktuelle Konjunkturlage und die wirtschaftlichen Prognosen für Luxemburg vorgestellt. Mit den Parlamentariern sprachen Tom Haas, Leiter der Abteilung Konjunktur, Modellierung und Prognosen, sowie seine Kollegen Bastien Larue und Ferdy Adam.

Zu Beginn gaben die Statec-Mitarbeiter einen Überblick über den großen Kontext: Die aktuelle Wirtschaftslage Luxemburgs sei eine Folge miteinander verbundener wirtschaftlicher Schocks. Die Pandemie habe die globalen Lieferketten gestört und damit zu einem Inflationsschock geführt. Kurze Zeit später haben der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehende Energiekrise zu einem zusätzlichen Inflationsschock geführt, so die Statec-Mitarbeiter. Der starke Anstieg der Zinssätze habe sich gleichzeitig rezessiv auf die ökonomische Aktivität ausgewirkt und zu einer progressiven Disinflation geführt, also einer Verminderung der Inflation ohne Absinken des Preisniveaus. Für die zukünftige Entwicklung der Inflation geht Statec von einem deutlichen Anstieg der Energiepreise und damit der Inflationsrate ab Januar 2025 aus – dem Zeitpunkt, an dem der Energiepreisdeckel nicht mehr wirkt. Die Regierung hat jedoch bereits angekündigt, die Maßnahme nicht schlagartig zu beenden, sondern in einem noch näher zu bestimmenden „Phasing out“ auslaufen zu lassen. 

Bau- und Immobilienbranche stark betroffen

Im weiteren Verlauf der Statec-Präsentation wurde die Konjunkturlage in unterschiedlichen Sektoren im Detail beleuchtet. Im Einzelhandel zeigten sich laut aktuellen Daten der Behörde noch sichtbare Nachwirkungen der jüngsten Krisen. Allein bei Fachgeschäften für Ernährung, Getränke und Tabak (ohne Supermärkte) ist der mengenmäßige Umsatz seit dem pandemiebedingten Einbruch im ersten und zweiten Quartal 2020 konstant gestiegen. Im selben Zeitraum ist der Umsatz von Informations- und Kommunikationsgeräten, anderen Haushaltsgeräten sowie Kultur- und Freizeitgütern seit Beginn des Ukraine-Kriegs gesunken.

Besonders angespannt ist die Situation in der Bau- und Immobilienbranche. Fast die Hälfte aller Unternehmen im Bausektor meldeten im letzten Quartal 2023 eine unzureichende Nachfrage. Zwei Jahre zuvor lag dieser Anteil noch bei zehn Prozent. Die Wertschöpfung im luxemburgischen Baugewerbe habe sich vom Euro-Zonen-Durchschnitt entkoppelt und befinde sich seit 2021 im Abwärtstrend. Bei den Immobilienpreisen folgt Luxemburg zwar dem Trend der europäischen Nachbarländer – erlebt aber einen deutlich stärkeren Preissturz von einem höheren Preisniveau.

Bei der Unternehmenssteuer, die die Regierung in Zukunft um ein Prozent senken möchte, machten die Statec-Mitarbeiter darauf aufmerksam, dass es der Statistikbehörde schwerfalle, exakte Projektionen für zukünftige Quartale zu entwickeln. Zum einen, weil in Luxemburg die Zahlungen einzelner großer Unternehmen zu unterschiedlichen Zeitpunkten große Auswirkung auf die Statistik hätten. Zum anderen, weil es Statec an detaillierten Daten aus der Steuerverwaltung fehle.