Massaker an einer Sprache

Massaker an einer Sprache

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Ein Essay von unserem Korrespondenten Helmut Wyrwich

Frankreich ist dabei, seine Sprache zu massakrieren. Als lateinische Sprache ist Französisch sowieso schon umständlich. Der Nachteil zum „einfachen“ Englisch ist unübersehbar. Aber jetzt gibt es zusätzlich eine wüste Diskussion darüber, wie man die französische Sprache feminisieren kann. Das Stichwort heißt „inclusion“.

Anders als die deutsche Sprache kennt die französische Sprache nur zwei Genera: männlich und weiblich. Das männliche übernimmt dabei zugleich eine generelle Aufgabe. Das Wort „l´homme“ bedeutet also nicht nur „Mann“ sondern auch „Mensch“. Die „droits de l´homme“ heißt daher nicht „Erklärung der Männer-Rechte“, sondern „Erklärung der Menschenrechte“. Der „Handwerker“ als Generalbegriff heißt „l´artisan“ und umfasst sowohl den weiblichen als auch den männlichen Status.

Harte und kuriose Auseinandersetzungen

Im täglichen Umgang hat sich die französische Sprache bereits verweiblicht. Man kann heute sagen „la juge“ (die Richterin), oder l´écrivaine (die Autorin/Schriftstellerin), oder „la préfette“ (die Präfektin“) oder „la professeure (die Professorin), wobei man sich noch darüber streitet, ob man ein „e“ ans Ende stellt oder nicht. Pragmatisch meinte ein Chefredakteur in einer Fernsehsendung, dass das egal sei, das „e“ am Ende würde man sowieso nicht sprechen. In der Diskussion um die Verweiblichung gibt es auch harte und kuriose Auseinandersetzungen. So hat ein Abgeordneter in der Nationalversammlung von „Madame le Président“ geredet, wurde von der Präsidentin mehrfach auf „Madame la Présidente“ korrigiert und musste sich schließlich eine Ordnungsstrafe auferlegen lassen, weil ihm Madame la Présidente nicht über die Lippen kommen wollte.

Vermutlich ohne es zu wollen hat Staatspräsident Macron in der Diskussion um die Verweiblichung der Sprache in seinen Reden einen neuen Schritt getan. In der Sorge, seine Zuhörer korrekt anzusprechen, hat er sich stets an die Frauen und Männer gewandt. Seine (korrekte) Redewendung, „Celles et Ceux“ (Diejeniginnen und Diejenigen) ist in die Sprache als „politisch korrekt“ aufgenommen worden und wird gängig verwendet. Früher sagte man einfach „ceux“ und durfte das Gefühl haben, alle angesprochen zu haben. Das ist vorbei. In der geschriebenen Sprache gibt es nun einen neuen Schritt zur politischen Korrektheit. Es das „inklusive Französisch“.

„Unlesbar und unverständlich“

In der Präambel der Statuten der Macron Partei „En Marche!“ (Vorwärts) heißt es: „Cher.e.s ami.e.s, engagé.e.s auprès d’Emmanuel Macron, nous sommes des adhérent.e.s, des parlementaires, des référent.e.s, des élu.e.s de collectivités locale…“ – Liebe.r Freund.in, engagierte.e an der Seite von Emmanuel Macron, sind wir Mitglieder.in.en, Parlamentarier.in.nen., Referent.in.nen, Gewählt.e.in.nen)… Dem neuen Generalsekretär der Macron Partei, Christophe Castaner, ist der Text vor laufenden Kameras vorgelegt worden. „Unlesbar und unverständlich“ kommentierte der.

Die „Academie française“, höchste Instanz der französischen Sprache, hat das inklusive Französisch einstimmig abgelehnt. In Frankreich ist es aber auch Mode geworden, Autoritäten abzulehnen. Premierminister Edouard Philippe hat das inklusive Französisch in Texten der Regierung untersagt. Gleichzeitig ist die „Académie française“ beauftragt worden, eine dezidierte Stellungnahme zum inklusiven Französisch abzugeben.

Was in Frankreich in der Diskussion übersehen wird: Die Franzosen betrachten ihre Sprache als ein Weltsprache, mit der sie selbst allerdings immer weniger zurecht kommen. Ein inklusives Französisch ist hingegen in der slawischen, in der germanischen, oder anglo-saxonen Welt nicht vermittelbar. Das inklusive Französisch würde die Sprache auf eine Regionalsprache reduzieren. In Frankreich selbst gibt es eine Instanz, der man vertraut. Wer sich nicht sicher ist, der schaut im „Robert“ nach. Dort hat das inklusive Französisch noch nicht Einzug gehalten.

Kunibert
25. November 2017 - 20.15

Das ist doch kein Essay! Das ist höchstens eine schliczte Reportage.

Nomi
25. November 2017 - 11.04

""“Cher.e.s ami.e.s, engagé.e.s auprès d’Emmanuel Macron, nous sommes des adhérent.e.s, des parlementaires, des référent.e.s, des élu.e.s de collectivités locale…” """ Daat ass jo net mei' liesbar !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Hy Land
25. November 2017 - 10.08

Mir ist es egal was die Franzosen mit ihrer Sprache machen. Frankreich ist ein Wunderschönes Land, das sollen sie mal so lassen wie es ist. Die Franzosen sind auch meist sehr nette Menschen, wenn Sie einen nicht an der Überzahl an der heimischen Kneipentheke verdrängen;-)))