SteuervorteileImpfstoffproduzent Pfizer besitzt milliardenschwere Holdings in Luxemburg

Steuervorteile / Impfstoffproduzent Pfizer besitzt milliardenschwere Holdings in Luxemburg
Im Luxemburger Handelsregister tauchten insgesamt über 50 Gesellschaften von Pfizer auf Symbolfoto: dpa/Robert Michael

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Ein Viertel bis ein Drittel des Preises, den die Regierungen für jede Impfdosis zahlen, ist reiner Profit für Pfizer – das geht aus einem Medienbericht des Luxemburger Online-Magazins Reporter hervor. Laut dem Artikel hat der Konzern mehrere milliardenschwere Holdings im Großherzogtum, über die er sich offenbar Steuervorteile sichert.

Die Diskussion über die Coronavirus-Vakzine dreht sich um mehrere Aspekte – Lieferschwierigkeiten, Impfstoffknappheiten oder auch die Lizenzfreigaben. Einen weiteren Punkt behandelt ein Medienbericht des Online-Magazins Reporter: die Privatisierung öffentlich finanzierter Forschung durch die Pharmaindustrie. In dem entsprechenden Bericht bezeichnet Wirtschafts- und Kooperationsminister Franz Fayot (LSAP) diesen Aspekt als „ein Riesenproblem“.

Das Großherzogtum spielt in dieser Thematik dem Bericht zufolge allerdings eine relevante Rolle – denn der Impfstoffhersteller Pfizer hat in Luxemburg mehrere milliardenschwere Holdings. Damit sei der Impfstoff mit dem Namen Comirnaty, den das Unternehmen zusammen mit der deutschen Firma Biontech produziert, für das US-Unternehmen gewissermaßen eine Gelddruckmaschine. Ein Viertel bis ein Drittel des Preises, den die Regierungen für jede Dosis zahlen, sei reiner Profit für Pfizer. Der Konzern rechne zum Beispiel für 2021 mit einem Umsatz von über 21 Milliarden Euro, der aus dem Geschäft mit dem Impfstoff hervorgeht.

Das Magazin bezeichnet es als „höchst wahrscheinlich“, dass die Umsätze aus den Deals bezüglich der Impfstoffe in vielen Fällen über Luxemburg fließen werden. Ein Beispiel dafür sei, dass Großbritannien einen Vertrag mit „Pfizer Limited“, der britischen Tochter des Konzerns, abschloss. Die Luxemburger „Pfizer Luxco Holdings Sàrl“ halte allerdings laut den neuesten Handelsregistereinträgen 100 Prozent der besagten britischen Tochter.

Studie: Muster bei großen Pharmakonzernen erkennbar

Pfizer sei damit allerdings kein Einzelfall unter den großen Pharmaunternehmen. Eine Studie von Oxfam, einem internationalen Verbund verschiedener Hilfs- und Entwicklungsorganisationen, brachte laut Reporter 2018 ein auffälliges Muster ans Licht: Mehrere Pharmakonzerne, darunter Pfizer, seien in sogenannten Steuerparadiesen wie den Niederlanden, Irland, Belgien oder Singapur sehr profitabel gewesen. Die Gewinnmarge, und damit auch die Steuern, seien in den Absatzmärkten der Industrienationen, aber auch in Entwicklungsländern deutlich geringer gewesen. Die Studie schließe daraus, dass die Konzerne bewusst ihre Gewinne in Länder verlagern, in denen sie kaum besteuert werden.

Welche Funktion die Luxemburger Holdings der Firma Pfizer haben und inwiefern sie der Steueroptimierung dienen, lasse sich aus den Jahresberichten nicht genau nachvollziehen. Es gebe allerdings Auffälligkeiten. Dass die komplexen Firmenkonstrukte des Konzerns in Luxemburg auch steuerliche Gründe haben, liegt laut dem Magazin auf der Hand. Im Luxemburger Handelsregister tauchten insgesamt über 50 Gesellschaften von Pfizer auf, heißt es in dem Bericht. Den Großteil habe der US-Konzern in den vergangenen fünf Jahren aufgegeben, doch die Struktur sei durch Fusionen und Umstrukturierungen im ständigen Wandel. So seien ständig Milliarden zwischen unterschiedlichen Ländern unterwegs – unter anderem deshalb seien die Geschäfts- und Steuerpraktiken im Einzelnen schwer nachzuvollziehen.

Miette
30. Mai 2021 - 22.33

Pfizer ist kein Wohltätigkeitsverein sondern ein Betrieb, es geht um Gewinn. Was regen wir uns darüber auf? Viele Konzerne haben in Luxemburg "Ableger", schert sich niemand drum. Oftmals Grauzone, so läuft das eben. Nur weil es jetzt um Medizin geht, Aufregung angesagt????

Observer
28. Mai 2021 - 8.49

Lasset euch impfen, alle Jahre wieder damit die Gewinne sprudeln. Die Holdings zahlen kaum Steuern! Tolle Plandemie!

Blücher
28. Mai 2021 - 5.53

Solange es in der Staatskasse klingelt , ist es mir egal woher das Geld kommt. Solche Artikel sind nicht Aufklärung sondern Nestbeschmutzung, weil andere Länder ihre Staatssäckel auch mit Waffenexporten, anderen dubiosen Geschäften füllen. Wer jegliche Steuereinnahmen so kritisiert , soll auf die durch die Steuern zugänglichen Annehmlichkeiten , wie gratis ÖT, Schulbücher,Zulagen für Familien,Kinder…..verzichten. Geht es um den eigenen Geldbeutel, stinkt Geld nicht mehr.

LPM
27. Mai 2021 - 20.24

Wenn das so sein sollte - vieles in dem Bericht ist ja spekulativ - dann wäre das Steueroptiomierung. Vor allem wäre es aber moderner Kolonialismus der USA. Genau wie bei Amazon, Microsoft und allen anderen US-Multis auch. Aber hat schon irgendein US-Politiker diese Konzerne ernsthaft dazu aufgefordert, mit diesen Praktiken Schluss zu machen? Natürlich nicht. Für die USA ist die Marktdominanz viel kostbarer als die Steuern.