Sonntag26. Oktober 2025

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LuxemburgImpfempfehlung: Priorität für Schwangere in Phase 5

Luxemburg / Impfempfehlung: Priorität für Schwangere in Phase 5
Schwangere Frauen sollen laut „Conseil supérieur des maladies infectieuses“ prioritär geimpft werden Symbolbild: dpa/Caroline Seidel

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Der „Conseil supérieur des maladies infectieuses“ empfiehlt, schwangere Frauen in Phase 5 des nationalen Covid-Impfprogramms zu priorisieren. Die „Association luxembourgeoise des sages-femmes“ spricht dabei weniger klare Empfehlungen an Schwangere aus. Den Ärzten sind keine durch Covid-Impfungen entstandene Nebenwirkungen bei Schwangeren bekannt – besonders viele Studien dazu gibt es jedoch auch nicht.

Der „Conseil supérieur des maladies infectieuses“ (CSMI) hat am Montag vorgeschlagen, schwangere Frauen in der Phase 5b der nationalen Covid-19-Impfstrategie mit einzubeziehen. Schwangere sollten mit einem mRNA-Impfstoff (Moderna, Biontech/Pfizer) gegen das Coronavirus geimpft werden. Das geht aus dem Empfehlungsschreiben des CSMI hervor. Aufgrund ihrer Anfälligkeit sollten Schwangere ab der zehnten Woche nach Ausbleiben ihrer Regelblutung vorrangig zur allgemeinen Bevölkerung (ohne besondere Gefährdung oder Risiko) zur Corona-Impfung eingeladen werden.

Eine zusätzliche Priorisierung der Schwangeren solle es geben, wenn der Nutzen der Impfung deren mögliche Risiken überwiege. Das sei angebracht im Falle einer Begleiterkrankung, die die schwangere Frau einer schweren Form der Erkrankung aussetze – beispielsweise bei einer chronischen Atemwegspathologie, einer arteriellen Hypertonie oder krankhaftem Übergewicht. Laut den Ärzten des CSMI sollten außerdem Schwangere, die berufsbedingt einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind, bei den Impfungen priorisiert werden. Darunter fielen zum Beispiel Frauen, die im Gesundheits- und Pflegesektor arbeiten. Darüber hinaus empfiehlt der CSMI die Impfung von stillenden Frauen gegen Covid-19 – unabhängig vom Impfstoff.

Eine Sprecherin der „Association luxembourgeoise des sages-femmes“ sagt im Gespräch mit dem Tageblatt, dass es „sehr schwierig ist, eine Stellungnahme abzugeben“. Die ganze Covid-Forschung sei noch so jung und daher sei auch „noch keine Langzeitforschung möglich“. Für den Hebammenverband ist es „sehr schwierig, Empfehlungen zu geben“. Die schwangeren Frauen sollten sich aber so gut es geht vor dem Virus schützen – unter anderem mit Masken.

Keine bekannten Nebenwirkungen

Auch aus dem Empfehlungsschreiben des CSMI geht hervor, dass es derzeit nur begrenzte Daten zur Impfung schwangerer Frauen gegen Covid-19 gibt. Schwangere seien von den klinischen Studien der Phase 3 ausgeschlossen worden. Bisher seien keine Risiken im Zusammenhang mit dieser Impfung bekannt.
In Tierstudien seien jedoch keine nachteiligen Auswirkungen des Impfstoffes auf die Schwangerschaft nachgewiesen worden – bezogen auf die fötale Entwicklung während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder beim Neugeborenen. Laut den CSMI-Ärzten gebe es keinen Grund zur Annahme, dass mRNA-Impfstoffe eine andere Wirkung auf Schwangere hätten als auf andere Erwachsenen. Aufgrund der Beschaffenheit der mRNA-Impfstoffe „scheint es kein theoretisches Risiko für den Fötus zu geben“.

30.000 schwangere Frauen haben sich seit der Einführung der Covid-Impfung mit mRNA-Impfstoffen in den USA impfen lassen, heißt es in dem Schreiben des CSMI. Zwar hätten die wenigsten unter diesen Frauen bereits entbunden – bisher habe es aber noch keine Berichte über mütterliche oder fötale Auswirkungen gegeben. Die Daten von mRNA-Impfstoffen zeigten bei schwangeren Frauen eine vergleichbare Wirksamkeit wie bei gleichaltrigen Frauen, sagt der CSMI. Derzeit würden mehrere Studien durchgeführt, um die Sicherheit von mRNA-Impfstoffen bei schwangeren Frauen zu prüfen. Die Ergebnisse dieser Studien werden „in den nächsten Monaten und Jahren“ erwartet, heißt es in dem Schreiben.

Mehr Studien sind nötig

Auch von den derzeit verfügbaren Impfstoffen auf der Grundlage von viralen Vektoren erwarten die Experten des CSMI keine schädlichen Auswirkungen auf die fötale Entwicklung. Abgesehen von den „beunruhigenden“ Daten zur Ebola-Impfung bei Schwangeren gebe es nur sehr wenige Daten über die Auswirkungen der Impfung mit Virusvektor-Impfstoffen auf die Schwangerschaft. Im Fall des Janssen-Impfstoffs hätten Studien keine schädliche Wirkung auf den Fötus gezeigt – Studien mit dem AstraZeneca-Impfstoff seien derzeit noch im Gange, sagt der CSMI. Zudem seien in den kommenden Monaten klinische Studien geplant. Dafür solle auch ein spezielles Register für schwangere Frauen eingerichtet werden, die mit diesen Impfstoffen geimpft werden. Dennoch empfehle der CSMI momentan nur eine Corona-Impfung für Schwangere mit mRNA-Impfstoffen – für Impfstoffe auf der Grundlage von viralen Vektoren warte der CSMI noch auf weitere Daten. 

Laut CSMI gibt es derzeit keine Studien zur Impfung stillender Frauen. Da die momentan verfügbaren Impfstoffe aber durch intramuskuläre Injektion verabreicht werden würden – und nicht intravenös –, sei die Wahrscheinlichkeit, dass Bestandteile des Impfstoffes in die Muttermilch übergingen, sehr gering. Und somit läge die Wahrscheinlichkeit negativer Auswirkungen auf den gestillten Säugling fast bei null, geht aus dem Schreiben des CSMI-Teams hervor. Andererseits könne eine vor der Infektion geschützte Mutter ihren Säugling in einigen Fällen auch vor einer Infektion schützen, da Säuglinge meistens von ihren Eltern angesteckt würden. Das britische „Joint Committee on Vaccine and Immunisation“, die WHO und andere Expertengremien hätten die Impfung von stillenden Frauen bereits mit allen derzeit verfügbaren Impfstoffen gegen Covid-19 befürwortet.