Freitag21. November 2025

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„Château Arabia“Im verborgenen Schloss in Remich residierte zuletzt ein Scheich – jetzt zerfällt es

„Château Arabia“ / Im verborgenen Schloss in Remich residierte zuletzt ein Scheich – jetzt zerfällt es
Schloss Buschland oder „Château Arabia“ im Jahr 2017, als der Scheich aus Saudi-Arabien noch dort wohnte Foto: Jwh/Wikipedia

Ein verborgenes Schloss über der Mosel bei Remich. Einst ein Hotel, zuletzt Sommerresidenz eines saudi-arabischen Scheichs, heute von Vandalismus gezeichnet. Ein Ort, der Rätsel aufgibt. Vor allem, was seine Zukunft anbelangt.

Hinter Bäumen und Hecken verbirgt sich etwas. Zwischen Remich und Stadtbredimus liegt auf einer Anhöhe im Wald ein imposantes Gebäude. Eine wuchtige, herrschaftliche Villa. Schloss Buschland wird sie genannt. Das Ausbildungszentrum der Arbeiterkammer und das Scoutshome sind nicht weit entfernt. Zwei Zugänge gibt es zum Schlossareal, einen unten an der route de Stadtbredimus entlang der Mosel, einen oben im Wald. Beide verriegelt. Eine freie Sicht auf die Anlage gibt es nicht, zumindest nicht von Luxemburger Seite aus.

Der Zugang an der route de Stadtbredimus an der Mosel ist schon seit geraumer Zeit geschlossen
Der Zugang an der route de Stadtbredimus an der Mosel ist schon seit geraumer Zeit geschlossen Foto: mago

„Einfach nur zwischen den Tannenbäumen und den Hecken hindurch.“ Dann liege das prächtige Gebäude vor einem, erklärt ein Spaziergänger. Allerdings sei es in einem eher miserablen Zustand. Hinein komme man nicht mehr. Gitter seien jüngst vor allen Türen und Fenstern montiert worden. Wohl als Konsequenz eines Fernsehbeitrags auf RTL, Ende Oktober.

Bedauerlich

Jahrelanger Vandalismus habe seine Spuren hinterlassen. Fenster seien eingeschlagen worden, im Innern sehe es desolat aus, verstreute Gegenstände, aufgeschlitzte Sofas, Graffitis an Wänden und Decken, herausgerissene Dielen und Wandverkleidungen. Sehr bedauerlich, meint der Mann. „Warum wird da nichts unternommen?“ Denn auch im Zerfall sei die einstige Pracht unverkennbar.

Schloss Buschland heute: Privatbesitz, und leider nicht unter Denkmalschutz
Schloss Buschland heute: Privatbesitz, und leider nicht unter Denkmalschutz Foto: mago

Bedauerlich, dieses Wort fällt häufig, wenn man sich nach dem Schloss erkundigt. Bedauerlich, sagen der Bürgermeister von Remich und seine beiden Schöffen. Doch der Kommune seien die Hände gebunden. Privatbesitz. Man habe den Kulturminister gefragt, ob der Staat nicht kaufen, renovieren und somit retten wolle. Eine Antwort? Bisher offensichtlich nicht.

Bedauerlich, was mit dem Schloss passiere, gibt auch der Direktor des INPA („Institut national pour le patrimoine architectural“) zu verstehen. Das Schloss stehe bisher nicht unter Denkmalschutz, doch man suche nach Wegen, zumindest dringendste Sicherungsarbeiten zu ermöglichen. Mittel und Rechtsgrundlagen müssten allerdings erst gefunden werden.

Mysteriöse Anruferin

Wer aber besitzt das Gebäude heute, wer ist dafür zuständig? Genau das scheint niemand so recht zu wissen. Gemeinde und INPA geben an, keinen Kontakt zu den aktuellen Eigentümern zu haben. Wer die Gitter montieren ließ? Unklar. „Vermutlich jemand aus der Familie des letzten Besitzers“, meint der Bürgermeister. Der letzte offiziell gemeldete Eigentümer soll ein saudi-arabischer Scheich gewesen sein, daher der Spitzname „Château Arabia“. Der Scheich sei aber mittlerweile vielleicht tot, heißt es. Genaueres ist nicht in Erfahrung zu bringen. Außer, dass aufgrund eines Anrufes einer mysteriösen Frau es so zu sein scheint, dass jemand ein waches Auge aufs Schloss hält.

Blick von der route de Stadtbredimus den Hügel hoch, Schloss Buschland heute
Blick von der route de Stadtbredimus den Hügel hoch, Schloss Buschland heute Foto: mago

Roby Gengler von den „Geschichtsfrënn Réimech“ weiß über die Familie aus Saudi-Arabien das eine oder andere zu erzählen. Dass sie zum Beispiel das Gebäude, das sie als Sommerresidenz nutzten, irgendwann vor der Corona-Pandemie verlassen, Kleider und sonstige Gegenstände des privaten und täglichen Gebrauchs aber zurückgelassen hätten. „So als ob sie nur hätten Urlaub machen und danach zurückkehren wollen.“ Doch zurückgekehrt sei niemand mehr.

Trinkgeld vom Scheich

Einwohner, die lieber anonym bleiben, erzählen kleine Episoden aus jener Zeit: vom Scheich und seiner Familie, die beim seltenen Einkauf in Remich großzügigste Trinkgelder gegeben hätten. Von Musik, die manchmal bis spät in die Nacht aus dem Schloss klang. Ein Ausdruck tiefer Trauer sei das eher nicht gewesen. „Wer weiß, was dort noch alles gelaufen ist?“, deutet einer an – und verstummt, Augenzwinkern inklusive.

Zwischen 1926 und 1941 war Schloss Buschland ein weit über Luxemburg hinaus bekanntes Hotel-Restaurant
Zwischen 1926 und 1941 war Schloss Buschland ein weit über Luxemburg hinaus bekanntes Hotel-Restaurant Foto: Archiv

Wie auch immer. Fest steht, dass das Gebäude eine beeindruckende und wechselhafte Geschichte hat. Errichtet wurde es 1889 von Alexis Brasseur, Rechtsanwalt, Abgeordneter, Bürgermeister der Hauptstadt, in einem Stil zwischen Neugotik und Neorenaissance. Irgendwann hätten auch die Chinesen angeklopft, auf der Suche nach einer diplomatischen Niederlassung, wissen die „Geschichtsfrënn“ aus Remich. Und es war, wie auf einer alten Postkarte zu sehen ist, während einiger Jahre ein international bekanntes Hotel und Restaurant. Doch darüber mehr ein anderes Mal.