Samstag8. November 2025

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Hollerichs versteckte Oase: Eine Entdeckungsreise durch den „Heintz van Landewyck“-Park

Hollerichs versteckte Oase: Eine Entdeckungsreise durch den „Heintz van Landewyck“-Park
"Haaptwuecht" (ganz links), Auguste Trémonts Hirschkuh vor dem Schwimmbecken und im Hintergrund die Überreste eines Musikkiosks

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Normalerweise ist er für Besucher von außen geschlossen: der „Heintz van Landewyck“-Park. Doch manchmal öffnen sich seine Tore und man kann in dem Privatpark wahre Schätze entdecken, wie zum Beispiel die 1902 wiederaufgebaute Hauptwache der ehemaligen preußischen Garnison …

Von der Hollericher Straße aus ahnt man zwar, dass da noch was ist, doch es bleibt dem breiten Publikum meistens versagt, einen Blick hinter die Mauern zu werfen – außer man schließt sich einer der seltenen Führungen durch das Gelände an, so wie wir an einem verregneten Sonntagnachmittag im September. Etwa 70 Personen trotzten dem miesen Wetter, denn sie wollten sich die Gelegenheit nicht entgegen lassen, einen Park zu entdecken, der normalerweise dem Publikum verschlossen bleibt.

Nach einer Einleitung über die Geschichte des Hauses Heintz van Landewyck und den Standort Hollerich vom Historiker Robert Philippart ging es vom Hauptportal in den angrenzenden Park. Nachdem der damalige Konzernchef Joseph Heintz-Michaelis das Grundstück in Hollerich in drei Etappen (1887, 1890 und 1895) gekauft hatte, ließ er auf dem Gelände einen großzügigen Park anlegen. In der Mitte sind die Überreste eines Kiosks zu sehen – Zeugen einer Zeit, in der im Park noch Feste gefeiert wurden. Gleich daneben befindet sich ein Schwimmbecken, was vielen wohl extravagant vorkommen mag, es allerdings nicht ist, betrachtet man die praktische Seite davon, nämlich die Nutzung als Wasserreservoir im Falle eines Brandes.

Hinter dem Becken (vom Platz des Kiosks aus betrachtet) steht etwas verloren die Skulptur einer Hirschkuh von einem der bedeutendsten luxemburgischen Bildhauer, Auguste Trémont (von ihm stammen ebenfalls die beiden Löwen auf dem „Knuedler“). Er schuf die Skulptur für die internationale Ausstellung in Paris 1937. Aloyse Meyer, der ab 1931 Verwaltungsratvorsitzender von Heintz van Landewyck war und den Künstler persönlich kannte, kaufte die Skulptur als „folie de parc“.

Die Anfänge

Die Hauptattraktion befindet sich neben dem Schwimmbecken: die frühere preußische Hauptwacht („Haaptwuecht“). 1902 ließ Joseph Heintz-Michaelis das Gebäude, das bis dahin auf der place d’Armes stand und dem „Cercle“ weichen musste, Stein für Stein im Park wieder aufrichten. Er sah dies als patriotischen Akt, da er die Meinung vertrat, dass Luxemburg nur dank der preußischen Garnison zu dem werden konnte, was es war: Ohne sie wäre keine Zuglinie nach Luxemburg gebaut worden, ohne sie wäre das Großherzogtum vielleicht ein Teil Belgiens und kein unabhängiger Staat geworden. Die „Haaptwuecht“ soll daran erinnern.

1847 heiratete Jean-Pierre Heintz Joséphine van Landewyck. Wenig später gründete er ein Tabakunternehmen mitten in der Stadt Luxemburg, und zwar in der avenue de la Porte-Neuve (Nei Puert). Als Firmenbezeichnung wählte er eine Kombination aus seinem Familiennamen und aus jenem seiner Frau: Heintz van Landewyck. Holländische Tabakwaren hatten einen guten Ruf – etwas, wovon er profitieren wollte. Einige Jahre später vergrößerte sich der Betrieb und zog auf den „Piquet“. Aufgrund einer Petition der Anwohner, die sich über den Geruch und den Lärm seiner Fabrik beschwerten, sah sich der damalige Konzernchef Joseph Heintz gezwungen, aus dem Stadtzentrum zu ziehen. Seine Wahl fiel auf Hollerich.

Die damalige Gemeinde war noch „Vorstadt“, weswegen die Grundstückspreise dort wesentlich niedriger ausfielen. Zudem lag das Grundstück, das er von der „Société des mines et hauts-fourneaux de Differdange“ (die spätere Hadir) erwarb, nahe am Bahnhof, ein nicht unerheblicher Vorteil für ein aufstrebendes Unternehmen. Bis 2020 wird Heintz van Landewyck jedoch größtenteils auf den „Fridhaff“ umziehen, lediglich die Verwaltung wird in Hollerich bleiben. Dort ist indessen ein Immobilienprojekt geplant. Der Park soll jedoch bestehen bleiben.


„Haaptwuecht“ und „Cercle“

Die „Haaptwuecht“ stand seit 1827 als eines von 24 Wachthäusern in der Hauptstadt auf der place d’Armes. Anfang des 20. Jahrhunderts wollte sich Luxemburg dem militärischen Image einer Garnisonsstadt entledigen, weswegen die „Plëss“ ummodelliert werden sollte. Erste Pläne sahen ein Geschäftshaus, einen Kiosk und später ein Hotel vor, wogegen die dort bereits ansässigen Hoteliers jedoch Sturm liefen. Schließlich entschied man sich für den „Cercle“, der zwischen 1904 und 1909 entstand. Damit der Staat der Gemeinde das Grundstück überließ, musste diese vier Bedingungen erfüllen: Die „Haaptwuecht“ musste abgerissen werden und die Kommune musste am Projekt des Nationalmuseums teilhaben, eine Badeanstalt bauen sowie dem Staat das Grundstück für den Bau der industriellen Handelsschule (das spätere „Jongelycée“) überlassen.


Tour-Infos

Seit 2008 organisiert der Historiker Robert Philippart regelmäßig Rundgänge in Bezug auf die Architekturgeschichte der Hauptstadt an. Die nächste Führung findet am 21. Oktober statt. Thema: die Architektur als Spiegelbild des Eigentümers. Der Rundgang zeigt Wohnungen von Staatsmännern, Industriellen, Kaufleuten und Kulturschaffenden, die geholfen haben, die Stadt zu entwickeln. Für diese Tour (in luxemburgischer Sprache) ist eine Anmeldung erforderlich.

Robert Philippart, früher Direktor des „Office national du tourisme“, ist heute u.a. Unesco Site Manager für Luxemburg und seit 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter des nationalen Museums für Geschichte und Kunst.

Weitere Termine und Infos:
www.histoireurbaine.eu