Esch„Haus Solidarité“ auf dem „Nossbierg“ feiert 50 Jahre

Esch / „Haus Solidarité“ auf dem „Nossbierg“ feiert 50 Jahre
Das „Haus Solidarité“ konnte am 15. Dezember 1972 die ersten Bewohner empfangen Foto: Editpress/Carlo Catena

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Die Verantwortlichen des 1972 eingeweihten „Haus Solidarité“ haben am Samstag zu einer kleinen Feierstunde eingeladen. Der Grund:  Die erste Wohnstruktur der „Association des parents d’enfants mentalement handicapés“, kurz Apemh, wurde vor 50 Jahren auf dem „Nossbierg“ in Esch errichtet. Bereits am 15. Dezember 1972 konnten die ersten Bewohner mit intellektueller Beeinträchtigung ins Solidaritätshaus einziehen.

Ab 11 Uhr sorgte die „Strëpp vun den Zolwer Knappbléiser“ bei den anwesenden Bewohnern und ihren Familienangehörigen im geheizten Zelt für beste Stimmung. Auf Tafeln waren 31 Fotos von den Bewohnern zwischen 1974 und 1975 zu sehen, die von Norbert Ketter realisiert und der Apemh von Dr. Michel Clees zur Verfügung gestellt wurden. Auf vier Ständen wurden von Renée Anton handgestrickte Wollsachen, von Willy Gelhausen Wollmützen sowie vom „Service Haus Solidarité“ und vom „Service de Soutien Nossbierg“ selbstgebastelte Weihnachtsartikel verkauft. Den Nachmittag moderierte der ehemalige Mitarbeiter Steve Gierenz. Am Stand von Sud-Bar wurden Getränke verkauft und draußen gab es Spezialitäten vom Grill.

Neben den vielen ehemaligen und heute noch im Haus untergebrachten Bewohnern, ihren Familienangehörigen und Erziehern von damals und heute erschienen zur Feier auch die Familienministerin Corinne Cahen, der Minister für Sport, Arbeit und Beschäftigung sowie für Sozial- und Solidarwirtschaft, Georges Engel, der Escher Bürgermeister Georges Mischo, der Apemh-Präsident Romain Kraemer sowie eine der ersten Bewohnerinnen des Hauses, Eugenie Debrun.

Die Direktorin Edmée Cathrein begrüßte alle recht herzlich, speziell aber Eugenie Debrun. Anschließend ging Präsident Romain Kraemer auf die Gründung der Apemh im Jahre 1967 ein. Die Eltern von Kindern mit intellektueller Beeinträchtigung wollten damals eine Alternative zur Psychiatrie in Ettelbrück oder zum Institut Saint-Joseph in Betzdorf schaffen. Es entstand landesweit eine große Solidaritätswelle, die etliche Hilfsaktionen auslöste.

Künstler aus dem Ausland, wie z.B. Peter Maffay, und aus Luxemburg, wie René Feltgen, Fausti oder eben die „Zolwer Knappbléiser“, sorgten mit ihren Auftritten für Einnahmen und Spenden, die es ermöglichten, Teile der heutigen Einrichtung zu finanzieren, ohne die Zuschüsse der zuständigen Ministerien und der Escher Gemeinde zu vergessen.

Heute profitieren täglich 1.000 Personen von den angebotenen Diensten der Vereinigung, 650 Mitarbeiter sind Tag für Tag im Einsatz. „Eine regelrechte Erfolgsstory“, so Kraemer, der sich bei allen ehemaligen und heutigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und speziell bei Fernand Haupert bedankte, ohne den alles nicht möglich gewesen wäre.

Ein „Happy Birthday“

Bürgermeister Georges Mischo sprach dem Haus ein „Happy Birthday“ aus. Als Kind sei er regelmäßig Gast hier gewesen, wohnte er doch 200 Meter vom „Nossbierg“ entfernt. Mit seinen Eltern habe er des Öfteren die hier stattfindenden Sommerfeste besucht. Vonseiten der Gemeinde versicherte er weiterhin die nötige Unterstützung. Die ehemalige Bewohnerin Eugenie Debrun, die bereits 1972 mit 14 Jahren in diversen Einrichtungen untergebracht war und viele Jahre lang in der Küche des „Haus Solidarité“ beschäftigt war und heute glücklich verheiratet ist, überreichte ihm einen Blumenstrauß. Sie hatte auch damals die Ehre, von der Großherzogin begrüßt zu werden.

„Was wollen Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung heute wirklich? Wie normale und freie Menschen zu leben und sich Gedanken machen, wie man selbst entscheiden möchte, um gut zu leben“, meinte indessen Ministerin Corinne Cahen. Wenn er an die Fondation Apemh denke, kämen ihm zwei Gedanken in den Sinn, so Minister Georges Engel. Zum einen die unzähligen Kollegen, die hier gearbeitet haben und heute arbeiten, zum anderen die Menschlichkeit, die überall ausgestrahlt werde. 

Im Haus ist Platz für 20 Bewohner, es hat 21 Zimmer, davon eines für Notfälle, ist behindertengerecht eingerichtet und rund um die Uhr erreichbar.