Marc Crochet ist am Mittwochnachmittag nicht zu einer Aussage bereit. „Ein ganz faires Gespräch“, sind die einzigen Worte, die dem ehemaligen Generaldirektor der Caritas über die Lippen kommen. Und so antwortet Crochets Anwalt François Prüm auf die Fragen der zahlreich erschienenen Pressevertreter. Und erklärt in wenigen Worten das, worüber sich nachher auch die Oppositionsabgeordneten auslassen werden. Nämlich, dass auch andere Wege als die Gründung einer neuen Organisation möglich gewesen wären, weil nicht alle Caritas-Entitäten von dem Schuldenberg gegenüber den Banken betroffen seien. „Mein Mandant bedauert, dass die Werte der Caritas bei der Gründung der neuen Entität nicht berücksichtigt worden sind und definitiv etwas verloren gegangen ist“, sagt Prüm. Crochet sei dennoch glücklich, dass die ehemaligen Caritas-Mitarbeiter weiterhin einer Arbeit nachgehen können. „Andere Optionen wären jedoch möglich gewesen.“
Kurz nach dem Publikwerden des Caritas-Finanzskandals hatte die Regierung öffentlich bekannt gegeben, keine Gelder mehr an die Caritas überweisen zu wollen. Der CSV-Fraktionspräsident Marc Spautz meinte, dass die Caritas zu dem Zeitpunkt ein Eimer voller Löcher sei, bei dem man nicht wisse, wohin das Geld fließe. Eine Theorie, die Marc Crochet in der Spezialkommission jedoch nicht bestätigen konnte.
Eine Sichtweise, die von den Vertretern der CSV und DP wiederum als „persönliche Meinung“ von Marc Crochet interpretiert wurde. Ob oder inwiefern die Aussage, dass andere Caritas-Entitäten nicht vom Schuldenberg der Stiftung betroffen seien und demnach eine interne Lösung hätte gefunden werden können, müsse erst eine „juristische Analyse aller Akten“ ergeben, so Kommissionspräsident und CSV-Abgeordneter Charel Weiler. Carole Hartmann (DP) verweist ihrerseits darauf, dass es letzten Endes Marc Crochet gewesen sei, der den Kontakt zu PwC hergestellt hätte. Beide Mehrheitspolitiker widersprechen jedoch der Darstellung, dass es „einen klaren politischen Willen gegeben habe, die Caritas zu zerstören“. Vielmehr meinen Hartmann und Weiler, dass das Vertrauen in die Gouvernance der Caritas einfach nicht mehr bestanden habe. „Marc Crochet hat ja selbst dazu aufgerufen, nicht mehr zu spenden“, meint Charel Weiler. Dem Umstand, dass Marc Crochet seitens der CSV als Kandidat für die Nationalwahlen gefragt wurde, wollte Weiler indes keine zu große politische Bedeutung zukommen lassen.
Nur Stiftung betroffen
Weil die Spezialkommission in der Caritas-Affäre bei der juristischen Aufarbeitung jedoch außen vor bleiben muss, bleibt neben der Gouvernance-Frage und den daraus zu ziehenden legislativen Lehren nur die politische Aufarbeitung. Und dahingehend bezeichnet LSAP-Fraktionspräsidentin Taina Bofferding Crochets Ausführungen im Anschluss an die Sitzung als „extrem aufschlussreich“. Crochets Erklärungen hätten aufgezeigt, dass anhand der Caritas Asbl oder der Stiftung „Cécile Ginter“ durchaus interne Lösungswege vorhanden waren. Zwar seien auch Gelder von diesen Strukturen abgezweigt worden. Da diese juristisch eigenständigen Entitäten jedoch keine Kreditlinien aufnahmen und somit nicht von dem daraus anfallenden Schuldenberg in Millionenhöhe bei den Banken betroffen seien, wäre das ein möglicher Lösungsweg gewesen, meint auch Djuna Bernard von den Grünen. Die Entscheidung der Regierung, der Caritas finanziell nicht mehr unter die Arme zu greifen, weil man nicht wisse, wohin diese Gelder fließen würden, sei vor dem Hintergrund dieser Aussagen zumindest infrage zu stellen.
Marc Crochet hat meines Erachtens zu Recht darauf hingewiesen, dass nicht unbedingt eine neue Organisation gegründet werden musste
Nach der Sitzung am Mittwoch steht jedoch auch fest, dass bereits vor Bekanntwerden des eigentlichen Finanzskandals im vergangenen Juli seit Anfang des Jahres Probleme in der Gouvernance der Finanzdirektorin bekannt waren. Sogar eine Entlassung der Direktorin habe im Raum gestanden. Letztlich aber habe man sich in der Caritas noch dagegen entschieden. „Die technischen Kompetenzen der Finanzdirektorin wurden jedoch zu keinem Zeitpunkt hinterfragt“, sagt Bofferding. Jedoch sei den Kassenrevisoren bereits frühzeitig ein Finanzloch von fünf Millionen Euro aufgefallen. Beim Versuch, eine Erklärung für dieses zu finden, seien diese jedoch von der Finanzdirektorin abgewiesen worden. „Wir werden die Kassenrevisoren noch in der Spezialkommission anhören“, kündigt Bofferding an.
Djuna Bernard sieht sich in ihrer Sichtweise bestätigt. „Marc Crochet hat meines Erachtens zu Recht darauf hingewiesen, dass nicht unbedingt eine neue Organisation gegründet werden musste“, so die Grünen-Abgeordnete. Nach dem Aufdecken des Skandals aber sei Crochet das Vertrauen entzogen worden, woraufhin er nicht weiter an den Überlegungen zur Rettung der Caritas teilgenommen habe.
„Die Caritas wurde beklaut, die Justiz muss da ihrer Arbeit nachgehen“, sagt der Linken-Abgeordnete David Wagner. Die Theorie des löchrigen Eimers aber sei von Marc Crochet zumindest infrage gestellt worden. „Auch das muss bei der weiteren Aufarbeitung berücksichtigt werden.“
De Maart

"..ein Eimer voller Löcher sei, bei dem man nicht wisse, wohin das Geld fließe." Aber das ist doch die Norm oder nicht? Wir kennen jene,inzwischen heilig gesprochene und Nobelpreisträgerin ,Mutter der Armut Teresa von Calcutta. Sie hat viele Millionen an den Vatikan überwiesen während ihre Armen auf Strohbetten gelagert waren.Und als sie von einer "Strafe Gottes" heimgesucht wurde war sie sich nicht zu schade in ein erstklassiges Spital in New York zu jetten. Unmoralisch aber legal. Oder? Hätten Jemp und Pier doch auch gemacht.
Wo soviel Geld zusammenläuft geht die Übersicht schon mal verloren.
Caritas war ein Laden der eben keine corporate governance hatte und Herr Crochet war der Boss...