Samstag25. Oktober 2025

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Kultur-NewsHäppcheweis: Was die Luxemburger Kulturszene bewegt

Kultur-News / Häppcheweis: Was die Luxemburger Kulturszene bewegt
Kunst im Überblick Quelle: Pexels

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Was bewegte die Kulturszene diese Woche? Und welche Veranstaltungen sollte sich das Publikum nicht entgehen lassen? Das Tageblatt fasst die wichtigsten Fakten zusammen und stellt ausgewählte Events vor.

ZITAT DER WOCHE

Nadine Rocco bei der Vernissage von „Soft Voices“ im Bierger-Center in Luxemburg-Stadt
Nadine Rocco bei der Vernissage von „Soft Voices“ im Bierger-Center in Luxemburg-Stadt Foto: Carole Theisen
Die Menschen, die häusliche Gewalt erleben, werden oft auf leise Stimmen reduziert – Stimmen, die niemand hören will. Mit meiner Kunst möchte ich diese Stimmen sichtbar machen, aber auf eine Weise, die nicht abschreckt. Erst wenn wir genau hinsehen, verstehen wir, wie viel Stärke in diesen Geschichten liegt.

Nadine Rocco, Künstlerin über ihre Ausstellung „Soft Voices“ zu häuslicher Gewalt, über die das Tageblatt in Kürze berichtet


18.000


Menschen besuchten die diesjährige „Luxembourg Art Week“ in Luxemburg-Stadt

KUNST Rückblick auf die 10. Luxembourg Art Week

Die Jubiläumsausgabe der Luxembourg Art Week (22.-24. November, LAW) war ein Erfolg – zumindest vermeldet das Organisationsteam dies in seinem Abschlussbericht. Es verzeichnet 18.000 Besucher*innen und zahlreiche Verkäufe aufseiten der teilnehmenden Galerien, trotz aktueller Marktschwäche. Insgesamt waren 77 Aussteller*innen in der „Main Section“ und der „Take Off Section“ vertreten. Darunter auch solche, die zum ersten Mal den Weg zur LAW fanden.

„Diese erste Teilnahme war von großartigen Verkäufen (zwischen 6.000 und 40.000 Euro) und der Entdeckung eines neuen Publikums aus Sammlern und interessierten Besuchern geprägt“, äußert sich beispielsweise Jacques-Antoine Gannat von „African Arty“ (Marokko). Das Gleiche berichtet Pauline Renard von „Renard Hacker“ (Lille), die sich ebenfalls erstmals an der LAW beteiligte. Sie habe „Werke von jedem meiner Künstler verkauft, was eine gute Nachricht ist“. Aus Luxemburg sind genauso zufriedene Stimmen zu hören, beispielsweise von Julie Reuter von „Reuter Bausch“, die zehn Werke verkaufen konnte. Die LAW festige so ihre Rolle als Katalysator für Galerien, Sammler*innen und Kunstliebhaber*innen, endet der Abschlussbericht.

Kein Wort also zu der Polemik um die Beteiligung des Künstlers Jan Faber an der LAW: Die LSAP-Fraktion der Stadt Luxemburg kritisierte diese Woche, dass bei der LAW Fabers Skulptur „Homme qui mesure les nuages“ auf dem Glacis zu sehen war – obwohl der Künstler vor zwei Jahren wegen Gewalt, Mobbing und sexualisierter Gewalt gegen zwölf frühere Mitarbeiterinnen zu einer 18-monatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt wurde. Dies stünde im Widerspruch zum Einsatz der Stadt Luxemburg gegen genderspezifische Gewalt und der Beteiligung an der „Orange Week“. Das Werk hätte zumindest kontextualisiert werden müssen, so die Stadträtin Maxime Miltgen. Das Tageblatt berichtete am Donnerstag. 


LITERATUR Überraschung in Mersch

Der Hinweis auf Adventskalender, eine Uhrzeit und eine Kleiderempfehlung: Mehr verrät das „Centre national de littérature“(CNL) in Mersch (2, rue Emmanuel Servais) nicht über die kommende – angeblich kurze – Veranstaltung „Eng Dier geet op“. „Im Dezember ist Zeit für Adventskalender“, so das Team des CNL, „und hinter jedem Türchen verbirgt sich eine Überraschung. Auch im CNL.“ Im Hof des Literaturarchivs erwartet neugierige Besucher*innen „nicht nur ein literarischer Leckerbissen“. Die Auflösung gibt es am Donnerstag, 5. Dezember, um 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei; warme Kleidung ist je nach Wetterlage angebracht. 


POLITIK Zwischen dem Saarland und Venedig

Kulturminister Eric Thill
Kulturminister Eric Thill Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Es war eine volle Woche für Kulturminister Eric Thill (DP): Am Mittwoch stellte er den Haushaltsentwurf 2025 vor, am Donnerstag verkündete sein Ministerium ein dreijähriges Abkommen mit dem Saarland zur grenzüberschreitenden Kulturförderung und am Freitag folgte die Antwort auf eine parlamentarische Frage von Marc Baum („déi Lénk“) zum Auswahlverfahren der Künstler*innen, die den Luxemburger Pavillon bei der Kunstbiennale in Venedig bespielen dürfen. 

Letzteres verwundert Baum: Konnten sich Kulturschaffenden seit 2010 auf die Beteiligung am Pavillon bewerben, wurde jetzt das „Casino – Forum d’art contemporain“ mit der Gestaltung für die nächste Ausgabe im Jahr 2026 beauftragt und wählte Aline Bouvy aus. Die Ernennung des „Casino“ sei ein Geburtstagsgeschenk zum 30. Jubiläum der Kultureinrichtung, offenbart Eric Thill in seiner Antwort an Baum. 

Das Ministerium sei mit der Beauftragung des „Casino“ einer Empfehlung von Kultur|lx nachgekommen, dessen Team die luxemburgische Präsenz auf internationalen Kulturevents im Auftrag der Regierung koordiniert. 2022 und 2024 waren Mitarbeitende des Mudam an der Gestaltung des Pavillons beteiligt.

Ob die Prozedur für 2026 Standard wird, wollen Kultur|lx und das Kulturministerium besprechen – bis dahin stellt die Ernennung einer Kulturinstitution, ohne Projektaufruf, erst mal eine Ausnahme dar. Fest steht hingegen, dass das Großherzogtum einen 20-jährigen Vertrag mit der Fondation „La Biennale di Venezia“ hat, was hiesigen Kulturschaffenden also auch in Zukunft einen Auftritt in der Stadt am Lido sichert. 

Sowohl das Kulturministerium als auch Kultur|lx streben laut Eric Thill ein transparentes und demokratisches Auswahlverfahren an. Das neue Konzept soll bis 2028 stehen und kommuniziert werden. „Die Auswahl eines Künstlers oder eines Projekts für die Biennale von Venedig beruht auf komplexen Entscheidungen, bei denen der sich ständig verändernde nationale und internationale Kontext berücksichtigt werden muss“, unterstreicht Thill in dem Kontext. „Die beteiligten Institutionen müssen in der Lage sein, neue Wege zu beschreiten, indem sie den sich verändernden nationalen und internationalen Kontext berücksichtigen und sich dabei auf ihre Analyse stützen, die aus der gesammelten Erfahrung und Expertise hervorgeht.“


EVENT „Salon du livre africain de Luxembourg“

Die „Walfer Bicherdeeg“ sind vorbei, dafür steht gleich die nächste Veranstaltung für Literaturbegeisterte an: Die Organisation Likaba lädt zum ersten „Salon du livre africain de Luxembourg“ (30.11.-1.12.) ins „Mama Shelter“ (2, rue du Fort Niedergruenewald, Luxemburg) ein. Die Besucher*innen erwarten von 10.00 bis 18.00 Uhr Büchertische, Aktivitäten für Kinder, Konferenzen und Lesungen. Auf dem Programm steht am Samstag u.a. die Konferenz „Comment les constructions raciales et historiques influencent-elles la perception et l’affirmation de l’identité raciale?“ von Nadia Mellina (11.00-12.00 Uhr) oder am Sonntag das Atelier „Découvrir les héros africains“ mit Christian Mbuyi (16.30-17.30 Uhr). 


FOTOGRAFIE Yann Tonnar präsentiert neues Buch

Wer an Fotografie interessiert ist, sollte am Sonntag, 1. Dezember, die Galerie Nosbaum Reding (4, rue Wiltheim, Luxemburg) aufsuchen: Um 16.00 Uhr stellt dort der luxemburgische Künstler Yann Tonnar seinen neuen Fotoband „Stadtrand“, erschienen bei Manufactura Pictures, vor. Neben 89 Fotos enthält das Buch außerdem Texte von Hans Fellner und Martin Uhrmacher auf Deutsch und Englisch. Für das Fotobuch hat Tonnar Luxemburg-Stadt durchstreift und gezielt nach Orten gesucht, an denen beispielsweise die Natur sich ihren Raum zurückerobert oder Grenzen, die durch Baustellen geschaffen und verschoben werden. Nach der Präsentation ist das Buch für 39 Euro in der Galerie Nosbaum Reding, in Buchläden oder per Mail an [email protected] erhältlich.