Dienstag28. Oktober 2025

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UnternehmenGrünes Licht für die Übernahme von Intelsat – Satellitenbetreiber SES verdoppelt seine Größe

Unternehmen / Grünes Licht für die Übernahme von Intelsat – Satellitenbetreiber SES verdoppelt seine Größe
Der Hauptsitz des Satellitenbetreibers SES in Betzdorf  Foto: SES

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Nach langem Warten auf eine Zustimmung der US-Behörden kam nun das grüne Licht: Die luxemburgische SES aus Betzdorf darf den traditionsreichen Satellitenbetreiber aus Washington DC übernehmen. Die SES wird damit künftig doppelt so groß sein wie bisher.

Es ist das Ergebnis eines langen Prozesses. Bereits vor mehr als zwei Jahren, im März 2023, hatte der Satellitenbetreiber aus Betzdorf angekündigt, in Gesprächen mit seinem langjährigen Konkurrenten in den USA über eine mögliche Fusion zu sein. Mehr als ein Jahr später, Anfang Mai 2024, hatte die SES dann angekündigt, dass man eine Einigung mit Intelsat gefunden habe und dass man das Unternehmen kaufen werde, sofern die Behörden es erlauben. Durch den Zusammenschluss wollen sich beide Unternehmen besser für die Herausforderungen in dem sich schnell wandelnden Satellitenmarkt positionieren.

Hintergrund der milliardenschweren Transaktion sind die Veränderungen, die die Branche in den letzten zehn Jahren erlebt hat. Noch vor 20 Jahren waren Satelliten etwas wie Maschinen zum Gelddrucken: War die millionenschwere Investition erst mal gestemmt, und der Satellit erfolgreich im geostationären Orbit, dann konnte man die verfügbare Kapazität während Jahren vermarkten. Bis sich ein neuer Konkurrent in Stellung bringen konnte, dauerte Jahre. Auf diese Weise konnten die Pioniere der Branche, wie SES und Intelsat, jahrelang gutes Geld mit dem Aussenden von Videos verdienen.

Mit dem Aufkommen neuer Technologien (etwa von billigen Mini-Satelliten oder einer Glasfaserinfrastruktur) und neuen Konkurrenten (etwa Streaming-Anbieter) gerieten die traditionellen Geschäftsmodelle der Satellitenbetreiber unter Druck.

„Global Multi-Orbit Connectivity Powerhouse“

In der Folge suchten Unternehmen wie die SES oder auch Intelsat nach neuen Möglichkeiten zum Geldverdienen. Das Segment, das der Satellitenbetreiber aus Betzdorf nun jahrelang ausgebaut hat, ist das Anbieten von Konnektivität, von Lösungen für Regierungen, Unternehmen und Haushalte. Um sich in den neuen Bereichen zu etablieren, wurden nach und nach Unternehmen gekauft, etwa 2016 die von Google mitgegründete Gesellschaft O3B, oder 2022 die im Rüstungsbereich tätige US-Gesellschaft DRS Global Enterprise Solutions. Gleichzeitig wurde auch auf ganz neue Projekte, neue Technik gesetzt. Beispielsweise wurde mit Boeing eine neue Generation von O3B-Satelliten entwickelt. Im Gegensatz zu den traditionellen SES-Satelliten sind dies keine geostationären (36.000 Kilometer über der Erde; GEO), sie werden ihren Dienst in der mittleren Erdumlaufbahn, rund 8.000 km über der Erdoberfläche (MEO), leisten.

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Milliarden Euro beträgt die Schuld der SES nach der Übernahme. Finanziell soll sich die Übernahme dennoch lohnen.

In diesem Zusammenhang ist auch die Übernahme von Intelsat zu sehen. Mit der Transaktion schaffe man ein „Global Multi-Orbit Connectivity Powerhouse“, so die SES am Donnerstag in einer Pressemeldung. Es entstehe ein gestärkter globaler Satellitenbetreiber mit einer erweiterten Flotte von rund 90 geostationären (GEO) und fast 30 Satelliten in mittlerer Erdumlaufbahn (MEO) sowie mit strategischem Zugang zu Satelliten in niedriger Erdumlaufbahn (LEO) und einem umfangreichen Bodennetzwerk.

Wettbewerber Starlink von Milliardär Elon Musk hat seine tausenden, viel kleineren Satelliten, über die er ebenfalls Konnektivität anbietet, in der niedrigen Erdumlaufbahn, rund 500 Kilometer (LEO) über der Erdoberfläche. 

Kaufpreis von 3,1 Milliarden Dollar

Die neue Größe, gekoppelt mit größeren Finanzmöglichkeiten, will die SES nutzen, um in die Zukunft zu investieren. „Um in dieser sehr schnelllebigen Branche wettbewerbsfähig zu sein, braucht man Fähigkeiten und Größe, Skaleneffekte“, so Adel Al-Saleh Ende vergangenen Jahres in einem Gespräch mit dem Tageblatt. „Um in Zukunft ein erfolgreiches Unternehmen zu sein, müssen wir in der Lage sein, kontinuierlich jedes Jahr mehr als 600 Millionen Euro zu investieren. Das ist nicht allein zu schaffen. (…) Durch die Zusammenlegung der beiden gesunden Unternehmen entsteht ein Unternehmen, das besser konkurrieren kann.“

„Die erweiterten Fähigkeiten des fusionierten Unternehmens werden es ihm ermöglichen, seinen Kunden hochwertige Dienstleistungen und maßgeschneiderte Lösungen anzubieten“, so die SES am Donnerstag weiter. „Heute fusionieren wir nicht nur zwei Unternehmen – wir schaffen ein stärkeres Unternehmen, das für die Zukunft gerüstet ist“, wird Adel Al-Saleh, Geschäftsführer von SES zitiert.

Für die SES geht es bei der Übernahme um viel Geld: 3,1 Milliarden Dollar (2,8 Milliarden Euro) wird sie für den Kauf auf den Tisch legen. Bezahlt werden wird diese Summe mit bestehenden Reserven und neuen Schulden. Mit dem Kaufpreis und den Intelsat-Schulden wird der Schuldenstand der SES nach der Transaktion auf über fünf Milliarden ansteigen. 

Finanziell soll sich die Übernahme jedoch schnell lohnen, ist der Meldung weiter zu entnehmen. Insgesamt rechnet man mit „Synergien“ (Einsparungen durch Zusammenlegen) in Höhe von 2,4 Milliarden Euro. Gute 70 Prozent davon sollen innerhalb von nur drei Jahren nach Abschluss der Transaktion realisiert werden. Diese Einsparungen sollen in erster Linie aus der Straffung der Betriebsabläufe, der Optimierung der Kapazitätskosten und der Effizienzsteigerung im Beschaffungswesen sowie aus der strategischen Integration der Satellitenflotten und der Bodeninfrastruktur resultieren. Hinzu kommt ein Bestand an Aufträgen von rund acht Milliarden Euro, so die Gesellschaft weiter. Zudem soll der Umsatz im stark wachsenden Netzwerksegment stärker wachsen. 

Das neue gemeinsame Unternehmen hätte zusammengerechnet einen Umsatz von 3,7 Milliarden Euro und einen operativen Gewinn von 1,8 Milliarden Euro. Bei der SES alleine lag der Umsatz im Jahr 2024 bei knapp über zwei Milliarden und der operative Gewinn bei leicht über einer Milliarde Euro.

Zuversicht an der Börse

„Die profitablen Wachstumsaussichten, die starke Bilanz und der gestiegene Cashflow des Unternehmens werden sowohl weitere Innovationen als auch höhere Renditen für die Aktionäre unterstützen“, schreibt die SES am Donnerstag voller Zuversicht weiter. Das Unternehmen beabsichtige, die jährliche Basisdividende zu erhöhen, sobald innerhalb von zwölf bis 18 Monaten nach Abschluss der Transaktion, der angestrebte Nettoverschuldungsgrad wieder auf unter drei gefallen ist.

Bei den Anlegern an der Börse kam die Nachricht gut an: Gegen 15 Uhr lag der Kurs mehr als 4,5 Prozent im Plus, bei 6,4 Euro pro Aktie. Innerhalb des letzten Monats ist ihr Wert damit um 20 Prozent gestiegen. Seit ihrem historischen Tiefststand von vor einem halben Jahr hat sich der Aktienkurs verdoppelt.

Was die Transaktion für die Mitarbeiter der beiden Gesellschaften bedeutet, ist derzeit noch nicht bekannt. Die Gewerkschaften werden die Entwicklungen aber wohl mit Sorgen verfolgen. Bereits Ende letzten Jahres war, wegen Jobverlagerungen nach Indien, der Abbau von mehr als 60 Arbeitsplätzen in Betzdorf verkündet worden. Der Hauptsitz der Gesellschaft wird aber jedenfalls in Luxemburg bleiben, verspricht die SES.

Intelsat

Intelsat hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Im Jahre 1964 wurde das heute private Unternehmen als zwischenstaatliche Betreiberorganisation von Kommunikationssatelliten gegründet. Anfangs waren zehn Länder am „International Telecommunications Satellite Consortium“ beteiligt. Zu ihnen zählten die USA, Frankreich, Japan, Deutschland und Großbritannien. Bis zur Privatisierung im Jahr 2001 war ihre Zahl auf über 150 angestiegen. Auch Luxemburg, China, die Sowjetunion und die DDR waren zwischendurch zu Mitgliedern der Organisation geworden. Intelsat I war dann auch der erste kommerzielle Nachrichtensatellit auf einer geostationären Umlaufbahn. Er wurde am 6. April 1965 in den Weltraum geschickt. Sein Spitzname lautete „Early Bird“ (Der frühe Vogel). Die letzten Jahre waren derweil sehr schwierige für das Unternehmen aus Washington, das seit rund zehn Jahren seinen Sitz nach Luxemburg-Kirchberg verlegt hatte. Im Mai 2020 musste es unter das US-Konkursregime (Chapter 11) gestellt werden. Eine umfassende Umstrukturierung musste eingeleitet werden, um die hohen Schulden abzutragen. Seitdem ist das Unternehmen wieder auf dem Weg der Besserung. Beide Unternehmen haben heute finanziell die stärksten Bilanzen auf dem Markt, so der SES-CEO letztes Jahr gegenüber dem Tageblatt.


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Reinertz Barriera Manfred
19. Juli 2025 - 11.43

Diese Investition war notwendig um im Geschäft zu bleiben, denn technologische gesehen war SES schon im Hintertreffen mit seiner Satelliten Aufstellung...zB im Vergleich mit Starlink usw...SES hat zu lange auf seinen Lorbeeren geruht!

Grober J-P.
17. Juli 2025 - 20.45

"3,1 Milliarden Dollar (2,8 Milliarden Euro) wird sie für den Kauf auf den Tisch legen."
Peanuts, kriegen jetzt Zuschuss aus dem Verteidigungshaushalt. Und weitere Mitarbeiter werden in Rente geschickt. Passt, macht ca. 2,5 Milliarden. (Von 2 auf 5 % des BIP) oder? H. Müller, ich kann es nicht lassen, bitte aufklären.