„Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf Transparenz. Und das Personal hat ein Recht auf Würde.“ Das schreibt die „Fédération générale de la fonction communale“ (FGFC) am Dienstag in einer Pressemitteilung. Die Gewerkschaft äußert darin scharfe Kritik an dem Busunternehmen TICE. Laut FGFC gibt es Anzeichen dafür, dass „hinter den Kulissen kein struktureller Neuanfang stattfindet, sondern ein systematisch betriebenes Missmanagement mit offenbar bewusster Schikane gegenüber dem Personal“.
Die Gewerkschaft wirft dem TICE vor, gezielt Druck auf die Mitarbeiter auszuüben, um „die Belegschaft ‚auszudünnen‘, ohne auf teure Kündigungen oder offizielle Umstrukturierungen zurückgreifen zu müssen“. Krankmeldungen führten oft sofort zu Kontrollarzt-Vorladungen. Auch Arbeitsüberlastung, fragwürdige Disziplinarmaßnahmen und juristisch bedenkliches Verhalten seien keine Einzelfälle. Die Personalvertretung werde entweder „bewusst umgangen“ oder „in ihrer Funktion systematisch geschwächt“.
Schriftliche Interventionen der Personalvertretung blieben seit Monaten von der politischen Führung unbeantwortet. Ein seit fünf Wochen unbeantwortetes Schreiben weise auf schwere Missstände in einer Abteilung und mögliches „Harcèlement moral“ durch einen Abteilungsleiter hin. Die ausbleibende Reaktion des Innenministeriums wirke wie eine Verharmlosung. Anonyme Schreiben an die Personalvertretung belegten das erschütterte Vertrauen in die Direktion.
Was beim TICE geschieht, ist längst kein internes Problem mehr. Es ist ein strukturelles, öffentliches und zutiefst politisches Versagen.
Auf Initiative der Personalvertretung sei eine externe Umfrage in Auftrag gegeben worden. Kostenpunkt: mehr als 12.000 Euro – bezahlt vom TICE. Die Ergebnisse zeichneten ein alarmierendes Bild: Der Arbeitsalltag der Mitarbeiter sei geprägt von Vertrauensverlust, Überforderung und psychischer Belastung – die Führungskultur sei autoritär und demotivierend. Dennoch seien keine Konsequenzen gezogen worden und die Umfrage wecke den Eindruck, „weniger als echtes Instrument der Reflexion, sondern vielmehr als Alibimaßnahme“ zu fungieren – aus Sicht der Personalvertretung ein Zeichen mangelnden Interesses am Wohlergehen der Belegschaft.
Die TICE-Busse sollen künftig nicht mehr nur von den betroffenen Gemeinden, sondern auch vom Transportministerium (mit)gesteuert werden. Doch trotz positiver Signale seitens des Ministeriums für einen Neuanfang im kommunalen Transport drohe der Fortschritt am „Führungschaos von TICE“ zu scheitern. „Was beim TICE geschieht, ist längst kein internes Problem mehr. Es ist ein strukturelles, öffentliches und zutiefst politisches Versagen“, schreibt die Gewerkschaft.
TICE lässt sich nicht gerne „reinreden“

Dass beim TICE in Sachen Personalmanagement nicht immer alles reibungslos abläuft, ist laut dem Zentralsekretär des OGBL, Alain Rolling, nichts Neues. Die TICE-Sektion des OGBL spreche sich seit Jahren für Veränderungen in Sachen Personalmanagement aus. Mit dem Hauptbüro sei die Kommunikation „immer sehr schwierig“ gewesen. Die Gewerkschaft habe „das ein oder andere Treffen zu Problemen“ beantragt. Diese seien jedoch stets mit einem Brief abgetan worden: „Es ist nicht so, wie ihr es sagt – damit hat es sich“, sagt Rolling. „Wir haben es immer bevorzugt, einen Sozialdialog zu haben, uns an einen Tisch zu setzen.“ Damit könne man Dinge besser regeln als mit E-Mails und Briefen, „wo nichts dabei herauskommt“. Es sei schade, dass man bei Anprangerungen das Gefühl habe, „mit einer Wand zu reden“.
Wie bei der FGFC blieben auch Schreiben des OGBL unbeachtet: „Oft kann man sagen, dass man mit Ignoranz bestraft wird oder eine ‚Wischiwaschi-Antwort‘ bekommt“, sagt Rollinger. Der TICE lasse sich nicht gerne von den Gewerkschaften „reinreden“.
Beim TICE scheint eine Philosophie der Optimierung entstanden zu sein. Die Leidtragenden sind die Angestellten.
Ein anderes Problem ist Rolling zufolge die vom TICE betriebene „Chasse aux malades“. Es sei „mehr als grenzwertig“, seine Angestellten in Krankheitsfällen sofort anzuzweifeln und zum Kontrolldoktor zu schicken. Auch in Sachen Urlaub gebe es sehr viele Probleme – jeder müsse seine Urlaubstage nehmen können. Ansonsten entstehe Frustration. „Auch Busfahrer vom TICE haben Familien, ein Minimum an Flexibilität muss es geben. Wenn das nicht mehr geht, ist es ein ganz anderes Problem – dann braucht es mehr Personal“, sagt Rolling. Das habe dann ein ganz anderes Ausmaß. Beim TICE scheine eine Philosophie der Optimierung entstanden zu sein. Die Leidtragenden seien die Angestellten. „Ihre Rechte müssen in die Verwaltung eingeplant werden.“
Der OGBL hoffe, dass sich die Situation mit dem Einstieg des Ministeriums verbessere. „Das Ministerium scheint ein offenes Ohr zu haben, wir hoffen, dass es sich in Zukunft verbessert“, sagt Rolling. Die einzige Lösung sei „ein transparenter Sozialdialog mit den Gewerkschaften und der Personalvertretung, wo wir Probleme auf Augenhöhe lösen“.
Kommiteesitzung am Donnerstag
Der Präsident des TICE, Marco Lux, sagt auf Nachfrage vom Tageblatt, dass noch am Donnerstagnachmittag eine Kommiteesitzung zu diesem Thema stattfinde. In dem Schreiben der FGFC stünden Dinge, „die uns so nicht bewusst sind“. Deswegen müsse man jetzt aktiv werden und Entscheidungen darüber treffen, was unternommen wird.
Der Escher Mobilitätsschöffe Meris Sehovic („déi gréng“) will sich auf Nachfrage vom Tageblatt nicht zu dem FGFC-Schreiben äußern und verweist auf den TICE-Präsidenten.
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„die uns so nicht bewusst sind“ Der Mann ist wohl noch nie Bus gefahren. Fährt nur noch Rad. Manchem Busfahrer steht das Unbehagen im Gesicht geschrieben.
Meris wird sich wohl hüten hinter dem Präsi ...... Fragen Sie sich doch mal durch das Comité!