EditorialGewalt an Schulen und unter Teenagern als Tabuthema

Editorial / Gewalt an Schulen und unter Teenagern als Tabuthema
Screenshot aus einem der Videos aus Esch  

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Tatort Galgenberg in Esch: Ein Teenager kauert auf dem Beton. Tritte und Schläge haben ihn zu Boden sinken lassen. Dort kassiert er weitere Schläge und Tritte. Um ihn herum stehen fast 20 Jugendliche. Bei den Beteiligten handelt es sich ganz offensichtlich um Schüler, das verraten ihre typischen Schul-Rucksäcke.

Es sind erschreckende Videos, die seit einer Woche zirkulieren. Sie zeigen Schlägereien unter Jugendlichen, wobei es fast immer ein Einzelner ist, auf den eingeprügelt wird. Die Brutalität lässt den Betrachter ratlos zurück. Wie kann es sein, dass Teenager nicht vor solch roher Gewalt zurückschrecken? 

Dem Vernehmen nach häufen sich solche Szenen auch an Luxemburgs Schulen zusehends. Publik wird davon wenig bis gar nichts. Im Januar 2021 kam so mit der Meldung vom Tod eines 18-jährigen Schülers aus dem „Lycée technique de Bonnevoie“ nach einem Messerangriff lediglich die Spitze des Eisbergs ans Licht. Das liegt vielleicht im Jugendschutz begründet, andererseits wollen wohl auch viele Direktoren nicht, dass ihre Schule in einem schlechten Licht erscheint. Das Image der eigenen Institution könnte leiden, das der eigenen Person sowieso. Trotzdem machen längst nicht alle Schuldirektoren einen Hehl daraus, dass sich die Gewaltvorfälle in ihren Lehranstalten seit einigen Jahren immer mehr häufen. Davon berichten auch Schüler, Eltern und Lehrer.

Vorfälle wie in den Videos können allerdings nicht mit einer Schlägerei auf dem Schulhof verglichen werden. Sie fallen in den Bereich einer schweren Straftat. Deshalb rief die Polizei Opfer bzw. Zeugen auf, sich bei ihr zu melden. Die Aussicht auf Erfolg ist dabei wohl relativ klein. Anderseits sind die Gesichter der Beteiligten auf dem einen oder anderen Video durchaus deutlich zu erkennen, die Identifizierung der Täter ist demnach nicht unmöglich. 

Die Zwischenfälle als Gesellschaftsphänomen abzutun und die zunehmend verrohenden Sitten und die gestiegene Gewaltbereitschaft zu beklagen, greift unter Umständen zu kurz. Schwer zu glauben, dass es sich bei den Gewaltszenen aus den Videos um „gewöhnliche“ Schlägereien unter Jugendlichen handelt. Es könnte um mehr gegangen sein. Was man jedenfalls in den Filmen sieht, erinnert stark an Auseinandersetzungen unter Gangs, die man sonst nur aus dem Fernseher kennt. Nur mit sehr jungen Mitgliedern. 

Auf offiziellem Weg etwas in dieser Sache in Erfahrung zu bringen, erweist sich in Luxemburg quasi als Ding der Unmöglichkeit. Und genau das ist ein riesiges Problem. Man bekommt immer wieder den Eindruck, dass Zwischenfälle in den Schulen bzw. mit Schülern hierzulande gerne unter den Teppich gekehrt werden. Auch vonseiten der Politik gibt es keine echte Reaktion, eine Debatte über die Sicherheit an Schulen fehlt, genauso wie eine Diskussion über die Probleme der Jugendlichen. Dabei wäre das wesentlich wichtiger, als sich wochenlang über Examenstermine zu streiten.   

Jacques
10. Dezember 2022 - 10.38

De Kox huet en A drop an dat Ganzt ënner Kontrol ... ;-(

Jill
9. Dezember 2022 - 13.52

„Auf offiziellem Weg etwas in Erfahrung zu bringen, erweist sich in Luxemburg quasi als Ding der Unmöglichkeit“. Soviel zu der, von Herrn Bettel, versprochenen „Transparenz“. Die Politik sollte endlich Stellungnahme nehmen und veranlassen dass die Journalisten die angeforderten Informationen von den zuständingen Stellen bekommen!

Romain
9. Dezember 2022 - 11.54

Warum nicht diese Schläger von der Schule verweisen